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Auktionshaus Zeller

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Das Auktionshaus Zeller ist ein Familienunternehmen in der dritten Generation. Der Großvater von Michael Zeller gründete das Unternehmen im Jahr 1893 – damals noch als Kunsthandel. Auf ihn folgte sein Sohn Karl Zeller als Leiter. 1968 übernahm Michael Zeller die Firma und erweiterte sie als Auktionshaus. Michael Zeller wurde so der jüngste Auktionator Deutschlands.

Mit Michael Zeller als Besitzer ist das Auktionshaus in eines der ältesten Häuser der Lindauer Altstadt gezogen. Der gotische Bau in der Bindergasse gehörte einst der Familie Bensberg, eine der einflussreichsten Lindauer Patrizierfamilien. Ende des 18. Jahrhundert verließ der letzte Sohn der Bensberger die Stadt. Danach wurde das Haus als Schule genutzt, bis es Michael Zeller 1984 kaufte und dort mit seiner Kunst einzog. Er selbst lebt seit einigen Jahren auch in dem Haus.







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Sein ganzes Leben hat er in Lindau verbracht. Schon als Kind wusste er, dass er eines Tages das Familienunternehmen führen wird. Und das obwohl er als kleiner Junge eigentlich Naturforscher und später Kapitän werden wollte. Doch daraus wurde nichts. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Lehre zum Goldschmied - auf Wunsch seines Vaters. „Mein Vater hat gesagt, wenn die Russen kommen, kannst du auf Feinmechaniker machen“, sagt Zeller. Aber die Russen kamen nicht und Zeller bildete sich zum Gemmologen weiter. 1968 übernahm er das Familienunternehmen und ist mittlerweile seit 48 Jahren Auktionator. „Es gibt kaum jemanden, der den Beruf schon so lange macht wie ich“, sagt er. Nach eigenen Angaben hat er 250 bis 300 Auktionen geleitet.
Die Ausbildung als Goldschmied und Gemmologe kommt ihm trotzdem zugute: Er ist Spezialist für den Schmuck, den das Auktionshaus führt. Das Spektrum, in dem sich Zeller auskennen muss ist breit. „Ich muss Biedermeier Möbel erkennen können oder Nymphenburg-Figuren und wissen, was Jugendstil ist“, sagt Zeller. Auch die Materialien seien wichtig, um die Wertigkeit zu erkennen.

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„Die Kunst muss ihren Wert halten“, sagt er. „Deshalb versteigern wir auch keine Bierdeckel.“ Außerdem sei die Kunstfertigkeit wichtig. Rund 50 verschiedene Fachgebiete hat das Auktionshaus. „Und alle haben was mit Kunst zu tun“, sagt der Auktionator.
Zeller bietet nicht nur deutsche Kunst an. Seit über 40 Jahren fahre er immer wieder nach Fernost. Vorrangig, um sich Inspiration zu holen. „Asien ist sehr vielseitig“, sagt Zeller. Ihn interessiere vor allem der Kontext der Kunst zur Kultur. „Ich möchte Ursprünge zurückverfolgen.“
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Doch nicht alle Reisen sind nur zur Inspiration, viele von ihnen sind Teil des Geschäfts.Regelmäßig ist Zeller unterwegs, um sich Stücke anzusehen, die ihm angepriesen werden. „Drei bis vier von fünf dieser Fahrten nehmen ein desaströses Ende“, erklärt Zeller und reißt dabei die Augen auf. Das ist der Fall, wenn die zuvor beworbenen Werke sich als Nicht-Kunst entpuppen - als wertloser Kitsch, den Zeller nicht an den Mann bringen könnte. Diese Fahrten werden in der Branche „Metzgerfahrten“ genannt - und gefürchtet.
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Viermal im Jahr richtet Zeller die Räume seines Hauses für zehn Tage her. Dann präsentiert er, was bei der nächsten Versteigerung angeboten wird. Rund 2500 bis 2800 Stücke werden dabei jedes Mal versteigert. Nicht alle seiner Kunden reisen nach Lindau, um an den Auktionen teilzunehmen. Viele bieten übers Internet oder aber am Telefon mit.
Kunden hat Zeller auf der ganzen Welt, ob in Hong Kong oder Toronto. Und das sei auch nötig. „Wir sind hier ja ein wenig in der schwäbischen Diaspora“, sagt er und lacht. Zeller sieht es als Problem, dass vielen Menschen heute ein wenig das Verständnis für Kunst fehlt. „Die jungen Leute werden da einfach nicht mehr zur Kunst und auch zur Heimat hingeführt“, sagt er.
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Ein Schatz, der nicht mehr heimatverbunden sein könnte, ist ein Teeservice, das Zeller bei einer Auktion im April angeboten hat.   Das achtteilige königliche Service, hat die Stadt Lindau vor 120 Jahren der Prinzessin Marie von Bayern zur Hochzeit geschenkt. Die Stadt wollte es für ihr Museum ersteigern und hat dafür Sponsoren gesucht.   
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Für ihn ist das Besondere an dem Porzellan, ...

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Feierabend gibt es für Michael Zeller nicht. Die eigentliche Arbeit des 73-Jährigen beginnt, nachdem das letzte Stück versteigert wurde. Dann macht er sich aufs Neue auf die Suche nach Raritäten. Seine Devise lautet: "Nach der Auktion ist vor der Auktion."
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Impressum

Text, Videos & Fotos:
Nadine Sapotnik
Marvin Weber
Julia Baumann
dpa

Verantwortlich:
Yannick Dillinger

Kontakt:
schwaebische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
online@schwaebische.de

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Schwäbische Zeitung 2016 - alle Rechte vorbehalten




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