Der Bottich wird 50
Eine Disco wird 50Der Bottich
„Das originellste Lokal im Kreis“
„Das originellste Lokal im Kreis.“ So lautete die Schlagzeile des Zeitungsartikels, der am 13. September 1968 erschienen ist. Anlass war die Eröffnung des Bottichs im Saal der ehemaligen Gaststätte Rössle. Die Idee dazu, im Westen der Stadt ein Tanzlokal aus dem Boden zu stampfen, hatte Karlmann Reich von der Firma Reich Gaststättenbetriebe. Gepachtet hat er die Lokalität von der Aalener Grünbaum-Brauerei, der heute noch das Gebäude gehört.
Die Einrichtung
Die Inneneinrichtung, der der Bottich überhaupt seinen Namen verdankt, ist ebenfalls der Kreativität von Karlmann Reich entsprungen. Dazu gehörten die in zerschnittenen Gärbottichen angeordneten und mit Fell bedeckten Sitzplätze und die aus alten Bierfässern gefertigten Barhocker, die mit Zement ausgegossen waren. Neben diesen Gestaltungselementen und den Kutscherleuchten, Wagenrädern und alten Pferdegeschirren, die ebenfalls aus der Grünbaum-Brauerei stammen, waren die zwei Bottiche, die auf Pfählen gestellt wurden und in die über eine kleine Treppe eingestiegen werden konnte, ein besonderer Gag.
Die Stars
„Das Lokal für Teens, Twens und Ältere kam von Anfang an“, erinnert sich Manfred Schiegl, der 1968 die Eröffnung des Bottichs mit seinem Manfred-Schiegl-Quartett musikalisch begleitete. Ein Clou war damals, als sein Pianist Siegfried Liebl auf einer von Dieter Wagner selbst gebauten Hammond-Orgel spielte. Und auch nach dem gelungenen Start hat der Bottich nicht nur auf Musik aus der Konserve gesetzt, sondern immer wieder hochkarätige Bands verpflichtet. Auch Schlager-Stars wie Rex Gildo, Howard Carpendale oder Peter Maffay waren hier zu Gast.
New Bottich
1982 wurde der Bottich renoviert. In diesem Zug mussten auch die Holzbottiche zeitgemäßen Sitzmöglichkeiten weichen. Aus dem Bottich wurde somit der New Bottich. So nennt aber kein Aalener die Kult-Diskothek, die im Laufe der Zeit auch ihre Öffnungszeiten nach und nach reduzierte. Hatte sie die über 40 Jahre lang von Mittwoch bis Sonntag auf, war sie bis vor vier Jahren nur noch am Wochenende geöffnet.
Mit Herzblut
Warum der Bottich heute noch lebt, liegt für Peter Fausel auf der Hand. Sein Bruder Wolfgang (Foto), der 1978 als Geschäftsführer die Nachfolge von Klaus Lehmann, Heinz Mohring und Walter Pawlita angetreten hat und seit 1989 Inhaber ist, habe die Disco von Anfang an mit Herzblut geführt.
Die Urgesteine
Der Personalwechsel ist hier gleich Null“, sagt Peter Fausel. Er denkt nicht nur an DJs wie Franz Rieger, sondern auch an Bedienungen wie den 67-jährigen Luigi – ein weiteres Urgestein des Bottichs.
Alle überlebt
„Der Bottich war und ist einzigartig“, sagt Franz Rieger, besser bekannt als Bottich-Franz. Er habe alle Discotheken, die in Aalen einmal ihre Pforten eröffnet haben überlebt. Der 63-Jährige denkt unter anderem ans Skylight, die Tenne, den Pub, das Hollywood oder das Safe. Überlebt hat der Aalener Bottich auch seinen „Bruder“ in Berlin, wo die Inhaber Karlmann und Hansjörg Reich einst eine Disco gleichen Namens eröffnet haben.
Die Jam-Sessions
Seit zwei Jahren macht die Kult-Disco, die ihren Retro-Style in Sachen Inneneinrichtung seit 1982 nie mehr verändert hat, nur noch für Themenveranstaltungen wie die Tenne-Nacht, die Pub-Nacht oder den Ü40-Beat-Club auf. Mit dem Ende des Löwen-Clubs finden hier seit fünf Jahren auch die legendären Jazz-Jam-Sessions mit hochkarätigen Protagonisten statt.
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