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Das Haus Walser in Kißlegg

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Die Geschichte des Hauses

Dieses Fahrrad sieht aus wie eines der allerersten Modelle, die jemals gebaut wurden. Es steht im Haus Walser in Kißlegg, eines der ältesten Häuser in der Gemeinde.

Das Gebäude birgt viele solch historischer Zeugnisse. Daher soll in dem Gebäude in der Kirchmoosstraße ein Heimatmuseum entstehen.

In unserem interaktiven Storytelling führen wir durch das Haus Walser.
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300 Jahre alt ist das Haus Walser mittlerweile. Erbaut wurde es 1715 in der Balken- und Bohlenständerbauweise als Holzmassivbau. Dem ältesten Gebäudeteil (links) schlossen sich mehrere Anbauten im 18., 19. und 20. Jahrhundert an. Jeder Anbau ist Zeugnis der Bautätigkeit seiner Zeit.


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Bewohnt wurde das Haus 300 Jahre lang von der Familie Walser. Die Walsers waren eine traditionsreiche Färber-, Fassmaler-, und Spenglerfamilie in Allgäu-Oberschwaben.

Das Hochzeitsfoto von Anton Walser und Aloisia Gelle zeigt rechts im Bild die im Jahr 1926 im Haus Walser lebenden zwei Generationen der Familie Walser. Von rechts nach links stehend: Teresia und Maria Anna Walser, die Schwestern von Anton Walser. Die beiden darauffolgenden Personen sind bis dato namentlich nicht bekannt. Rechts im Bild sitzend Felix Walser und seine Ehefrau Franziska Amann. Links im Bild die Braut-Familie Gelle aus Wangen. Die abgebildeten Familienmitglieder sind derzeit namentlich noch nicht bekannt. Aufgenommen wurde das Foto südlich des Hauses.
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Andreas Walser als Vertreter der ersten Generation der Färberfamilie legte den Grundstein für eine über fünf Generationen verlaufende Bewirtschaftung des Hauses. Mit der Übernahme der Färberei durch den Färbermeister Bernhard Walser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde im Haus bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Fassmalerhandwerk ausgeübt. Auch betätigten sich einige Mitglieder der Färberfamilie-Walser als Kunstmaler. Der letzte Kißlegger Färbermeister Xaver Walser in den 1870er Jahren die Färberei an seinen Sohn Felix Walser, der jedoch nach der Erlernung des Spenglerhandwerks dort eine Bau- und Ladenspenglerei einrichtet, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben wurde. Seine Kinder Anton, Alois und Klara, lebten nach dem Tod ihres Vater Anton Walser und ihrer Mutter Aloisia weiter in dem Haus. Seit Herbst 2015, als Klara Walser, die letzte lebende Vertreterin der Familie, ins Altersheim gezogen ist, steht das Gebäude leer.
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Was wird aus dem Haus Walser?

Nun steht das traditionsreiche Gebäude leer - was geschieht damit? Die Gemeinde Kißlegg hat damit viel vor.
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Dem Willen der Geschwister Walser nach soll nach Maßgabe der Satzung der gleichnamigen Stiftung, die von der Gemeinde Kißlegg verwaltet wird, ein lokal- und regionalgeschichtliches Museum entstehen. Dabei soll auch zukünftig die 300-jährige Nutzungsgeschichte des Hauses durch die „Familie-Walser“ in einer Dauerausstellung vermittelt werden. Im Rahmen einer Inventarisierung der historischen Ausstattung des Hauses werden Objekte aus dem Gebäude näher erforscht, die später im Museum ausgestellt werden könnten. Diese zeugen vom Leben und Wirtschaften der Familie Walser. Somit lässt sich anhand der überlieferten Ausstattung des Gebäudes die Nutzungsgeschichte des ehemaligen Färbereigebäudes nachvollziehen.
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Die Vorarbeit leistet Philipp Scheitenberger. Der Kißlegger studiert Denkmalpflege und Volkskunde am Lehrstuhl für „Europäische Ethnologie“ und der Professur für Bauforschung und Baugeschichte der Universität Bamberg.

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Philipp Scheitenberger erforscht das Haus.

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Philipp Scheitenberger erfasst das Haus Walser komplett - von Innen und Außen. Zunächst hat er die Bauweise erforscht und zusammen mit David Grüner das Alter des Holzes bestimmt. Auf dieser Grundlage baut Scheitenberger den Ursprungszustand des Hauses als 3D-Modell nach.

Derzeit archiviert er die Gegenstände aus dem Haus - in 300 Jahren sammelt sich viel an.
Er hat so manch bedeutenden Fund gemacht...
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...beispielsweise dieses Werk des Autors Philipp Georg Harsdörfer aus dem 17. Jahrhundert.

Nachdem alles Wichtige archiviert wurde, wird es abtransportiert und eingelagert - und der Umbau des Gebäudes kann beginnen....

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Philipp Scheitenberger hat auch bereits ein Konzept für die Umnutzung des alten Gebäudes als Museum erstellt. Ihm ist wichtig, dass dabei der Charakter des Hauses gewahrt bleibt. 

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Das Heimatmuseum Haus Walser

In den Themenräumen werden Gegenstände aus dem Haus ausgestellt, die unterschiedliche Aspekte des Lebens abbilden.
Diese erzählen zum einen viel über die Familie Walser, zum anderen aber auch etwas über die Geschichte der Region. 
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Diese Kategorien im Museum sollen sein:
Haus,
Garten,
Familienleben,
Wohnen,
Spielen,
Freizeit,
Religiösität und Kirche,
Bildung,
Hauswirtschaft,
Erwerbsleben,
Handwerk,
Geselligkeit,
Notzeiten,
Zeitgeschehen
sowie Krankheit und Tod.
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Die Bauweise des Ursprungsbaus als Bohlen- und Balkenständerbau lässt sich am besten an der Ostfassade nachvollziehen. Die Holzmassivbauweise des Gebäudes war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts typisch für die Gegend um Kißlegg. Auch heute sind noch einige Häuser in dieser Bauweise erhalten. Dies hängt einerseits mit lokalen Handwerkstraditionen zusammen, die schon in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg hier verbreitet waren, und andererseits mit dem Holzreichtum in der Gegend um Kißlegg. Holz war die Hauptbaustoffressource. Ziegel für den Mauerbau und gebrannter Kalk zum Anmischen von Mörtel waren hingegen eher Mangelressourcen - weshalb die Gebäude der einfachen Bevölkerung hauptsächlich aus Holz erbaut wurden. Meist hatten die Untertanen auf dem Gebiet der Kißlegger Herrschaft auch eigene Lehenwälder in denen Sie auch Bauholz einschlagen konnten. Zusätzlich bekamen sie beispielweise beim Wiederaufbau von Kißlegg nach dem Ortsbrand von 1704 Holz aus den herrschaftlichen Wäldern zum Wiederaufbau ihrer Häuser zur Verfügung gestellt.
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Im Innenbereich haben sich an vielen Stellen Bohlen- und Balkenwände erhalten. Um sich diesen rustikalen Wohnraum an neue Gestaltungsansprüche anzupassen, wurden die Holzmassivwände im Obergeschoss  höchstwahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert mit Kalkfarbe gestrichen. Dies hatte vor allem auch den Vorteil, dass die Räume aufgrund der hohen Lichtreflektion von weißen Oberflächen anschließend heller waren. Blaue Raumanstriche treten mit der Erfindung einer kostengünstigen Produktionsmethode von blauem Pigment, dem sogenannten "Berliner Blau", im Verlauf des 18. Jahrhunderts häufiger in der bürgerlichen Innenraumgestaltung auf.
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Bemerkenswert ist, dass sich auch das ursprüngliche Dachgerüst des „Haus-Walser“ aus dem Jahr 1715 erhalten hat. Gerade ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, als aufgrund von Brandschutzverordnungen im Königreich Württemberg verstärkt die Eindeckung der Hausdächer mit Ziegelplatten vorangetrieben wurde, riss man häufig die bestehenden Dachgerüste ab, und errichtete neue, da die Anbringung von schweren Ziegelplattendeckungen eine stabilere Dachkonstruktion und verhältnismäßig enge Sparrenabstände erforderte.
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Dieses Foto einer Blumenkrippe aus dem oberen Hausgang des „Haus-Walser“, die in die Zeit um 1900 datiert, verdeutlicht die Zunahme von metallenen Alltagsgegenständen in den Haushalten in Kißlegg durch den Versandhandel seit dem Eisenbahnanschluss von 1870 - was sich auch in der Möblierung der Häuser niederschlug. Die fortschreitende Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte eine Zunahme der Metallwarenmassenkultur mit sich. Man nennt daher diese Phase auch die "zweite Eisenzeit". Die Blumenkrippe wurde für die Aufstellung von Zimmerpflanzen genutzt, die im Haus kultiviert wurden. Genutzt wurden dafür meist die nicht geheizten Räume der Häuser, wie etwa die Hausflure.
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Was den Pflanzenbestand ländlicher Hausgärten in Allgäu-Oberschwaben betrifft, wurde durch die eisenbahntechnische Erschließung dieses Raums, und der damit einhergehenden Zunahme des Pflanzenversandhandels, sicher ein großer Beitrag geleistet. Dies betraf höchstwahrscheinlich vor allem die Pflanzenarten, die nicht als Saatgut, sondern auch als lebende Pflanzen gehandelt werden konnten, wie etwa Blumenstauden oder ähnliches. Im Van der Schoot-Katalog aus dem Jahr 1935 wurden beispielsweise eine Großzahl von Phlox-Sorten zum Verkauf angeboten.
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Als ältestes bildliches Dokument zur Geschichte der Familie Walser im Haus lassen sich zwei Portraits aus den 1830er-Jahren anführen, die sich in der historischen Wohnstube des Gebäudes in der Südwestecke befinden. Abgebildet wurde das Färberehepaar Walser, das zu dieser Zeit das Haus bewohnte und bewirtschaftete. Dargestellt ist in diesem Bild Katharina Liebherr. Sie trägt eine goldenen Radhaube, ein schwarzes Kleid und eine weiße Bluse darunter. Ein mehrfarbig gefärbter Schal, den sie um den Hals trägt soll wahrscheinlich ein Hinweis auf ihren Stand als Färberin sein.
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Das Glasplattenfoto wurde im ehemaligen Schlafzimmer der Teresia Walser, einer Schwester von Klara Walsers Vater Anton Walser, im 1925 erstellten Anbau in einem Nachtkästchen gefunden. Das Foto wurde höchstwahrscheinlich von Teresias Vater Felix Walser aufgenommen. Auf dem Foto sind von links nach rechts abgebildet: Teresia Walser, die als Wäscheschneiderin arbeitete, der Sohn ihres Bruders Anton Walser, der Alois hieß, und Teresias Tochter Maria Walser. Aufgenommen wurde das Foto wahrscheinlich Ende der 1920er-Jahre.
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Von der Tätigkeit der Familie Walser im Fassmalerhandwerk im 18. Jahrhundert zeugt eine Innenraumausmalung in einem früher als "obere Laubenkammer" bezeichneten Raum. Sie orientiert sich am frühklassizistischen Stil, und wurde in Form einer Kalkfarbenmalerei in diesem ländlichen Haus ausgeführt. Besonders ist, dass höchstwahrscheinlich keine industriell hergestellten Pigmente wie etwa Schweinfurter Grün, das erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt und im größeren Maßstab produziert wurde, sondern kalkechte Erdpigmente wie Ocker oder grüne Erden verwendet worden sind. Die Entdeckung dieser Innenraumausmalung, die bei der Kontrolle eines Feuchteschadens in dieser Raumecke erfolgte, ist eine kleine Sensation, da solche frühklassizistischen Wandmalereien an einfachen ländlichen Häusern in der Forschung bisher nicht bekannt sind. Erstellt wurde die Innenraumausmalung mit großer Sicherheit von Bernhard Walser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
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Der historische Kachelofen in der Wohnstube des „Haus-Walser“ wurde bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. Im Zuge von Ausgrabungen im Humpißquartier, Ravensburg, wurden Fragmente von Rosengitter- und Puttenkacheln gefunden, die weitestgehend identisch sind mit denen, die am Kachelofen des „Haus-Walser“ verbaut wurden. Im Rahmen des Einbaus der gusseisernen Ofenplatte mussten beschädigte Kacheln ersetzt werden. Diese Kacheln müssen nachträglich produziert worden sein. Ihre türkisfarbene Glasur ist dunkler, als die der anderen Kacheln. Eventuell wurden diese nachträglich eingebauten Kacheln von einer Hafnerei angefertigt, die im 19. Jahrhundert in dem Weiler Töpfers auf dem Gemeindegiebt von Kißlegg ansässig war. Die ursprünglichen Kacheln könnten von einer Töpferei stammen, die einst am Marienplatz in Weingarten betrieben wurde.
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Neben dem Kachelofen ist auch die historische Standuhr in der Wohnstube bemerkenswert. Es handelt sich hierbei um eine Uhr, die der Zeit des Empire entstammt, also der Zeit des Französischen Kaiserreiches unter Napoleon Bonaparte. In dem bereits erwähnten Vermögensübergabeinventar von 1806 wird für die Wohnstube eine große Uhr mit Gehäuse erwähnt, bei der es sich mit großer Sicherheit um diese Uhr handelt.
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Neben Einrichtungsgegenständen hat sich im "Haus-Walser" auch eine große Menge Spielzeug aus dem Zeitraum Mitte 19. bis Mitte 20. Jahrhundert erhalten. Mit dieser Puppe spielte bereits Klaras Mutter Aloisia Gelle, die gebürtig Eisen- und Haushaltswarenhändlerdynastie Gelle in Wangen stammte.
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Die seit dem 19. Jahrhundert zunehmende metallene Massenwarenkultur, also die zweite Eisenzeit, führte auch dazu, dass Spielzeug vermehrt aus lackiertem beziehungsweise bemaltem Eisenblech oder niedrig legiertem Stahlblech hergestellt wurde. Gehandelt wurden diese Spielsachen über den Eisenbahngüterverkehr. Im "Haus Walser" finden sich viele solcher Blechspielzeuge aus der Zeit ab 1900 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Engagement bei der freiwilligen Feuerwehr und eine Neigung zu Feuerwehrgeräten bestand in der "Familie-Walser" bis zum Tod von Alois Walser, der sich lange als Gerätewart bei der freiwilligen Feuerwehr Kißlegg engagierte. Das hängt sicher damit zusammen, dass der Vorgängerbau des heutigen "Haus-Walser" den verheerenden Ortsbrand von Kißlegg überstand (was in der Familie als Legende mündlich überliefert ist, und sich auch anhand der Quellen zum Ortsbrand belegen lässt).
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Ein erschütterndes Zeitzeugnis des Faschismus und Militarismus des Nationalsozialismus' in Deutschland, wie er auch in Kißlegg allgegenwärtig war, ist das Kriegsspielzeug von der Firma "Hausser Elastolin". Blechpanzer, Geschütze, Feldküchen, "Elastolin-Wehrmachtsoldaten" aller Gattungen, Schützengräben und mit Stacheldraht bewehrte Maschinengewehrstellungen vermitteln ein sehr bedrückendes Bild von den Umständen des kindlichen Spiels von Jungen und gegebenenfalls auch Mädchen in dieser Zeit. Dieses Spielzeug diente dazu, die Kinder in die Ideologie des Faschismus und Militarismus zu indoktrinieren,und sie im Rahmen des kindlichen Spiels im Kriegswesen auszubilden. Die Spielzeuge sind technisch so ausgefeilt, dass sie durch eingebaute Mechanismen, wie etwa Schießfunktion, oder Funkenzündrädchen an den Panzern einen realistischen  Bezug zumKriegshandwerks im Spiel herstellen, und auch ziemlich alle funktionellen Bereiche der Kriegsführung vermitteln. Einzug von Kriegsspielzeug in die Kinderzimmer erfolgte zu dieser Zeit in Deutschland beinahe in jeder Familie.
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Abgebildet ist ein Spielzeug-Schützengraben.
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Auch verschiedene Panzermodelle waren als Blechspielzeug erhältlich.
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Neben dem Lesen gingen die Walsers auch einer anderen Beschäftigung nach, wie etwa dem Sportschützenwesen. In den Protokollen zu Schießwettbewerben, die von der 1699 per herrschaftlichen Erlass in Kißlegg gegründeten Schützengesellschaft, abgehalten wurden, tauchen Mitglieder der Familie Walser bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf. Franz Antoni Walser nahm an solchen Wettbewerbsschießen bereits in den 1730 Jahren teil. Die abgebildete Kugelbüchse mit Perkussionsverschluss, die auf dem Dachboden des "Haus-Walser" gefunden wurde, stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und wird inzwischen von der Gemeinde Kißlegg sicher verwahrt.
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Auch als Chronisten der Ortsgeschichte betätigten sich die Mitglieder der Familie Walser. Die Balgenkamera wurde in einem historischen Einbauschrank in der Wohnstube des Gebäudes gefunden. Es handelt sich hierbei um eine Kamera in der Gelatine-Trockenplatten, also  lichtempfindliche Glasplatten, belichtet werden. Die Kamera war vermutlich ehemals im Besitz des ersten Spenglermeisters der Familie Felix Walser. Das Gelatine-Trockenverfahren wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden. Zuvor war das Kollodium-Nassplattenverfahren weit verbreitet gewesen. Da die Trockenplatten vor der Belichtung und Entwicklung auch längere Zeit aufbewahrt werden konnten, was bei Nassplatten nicht der Fall war, wurde dieses fotografische Verfahren im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt.
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Im Stubenschrank haben sich auch belichtete Glasplatten erhalten, die durchwegs Ansichten von Kißlegg zeigen. Das angeführte Beispiel zeigt die Nordseite des ehemaligen Waldburg-Trauchburgischen Schlosses in Kißlegg. Es ist eines der einzigen bekannten Fotos, auf denen die Gärten abgebildet sind, die ehemals nördlich des alten Schlosses gelegen waren.
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Der Herrgottswinkel in der Südostecke der Wohnstube des Hauses setzt sich zusammen aus einem Kruzifix, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, sowie zwei Heiligenbildern, die links und rechts daneben an den Wänden aufgehängt sind. Sie stammen ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Dargestellt sind darauf zwei reuige Sünder. Petrus Simon auf der einen Seite und Maria Magdalena auf der anderen Seite. Sie werden auch von den Wollwebern als Handwerkspatrone verehrt. Da die Färberfamilie Walser seit den 1680er-Jahren bis zur Auflösung der Zünfte in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Färber in der Weberzunft der ehemaligen freien Reichsstadt Wangen organisiert waren, und Zünfte auch als religiöse Gemeinschaft der Handwerker fungierten, könnte es sein, dass diese Schutzpatrone der Wollweber von der Familie auch verehrt wurden. Herrgottswinkel sind zumindest im historischen oder traditionellen Sinn typische Elemente von Wohnstuben in katholischen Haushalten, und in ländlichen Gegenden Allgäu-Oberschwabens noch bis in die heutige Zeit weitverbreitet. In der Raumecke, in der der Herrgottswinkel untergebracht ist, befindet sich häufig auch der Esstisch.
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Bei dem Buch handelt es sich um ein Konzeptbuch der Heiligenpflegerechnung für die Kisslegger Pfarrkirche St. Gallus-Ulrich, das ab dem Jahr 1759 von Franz Antoni Walser, dem damaligen Kißlegger Färbermeister, geführt wurde. Hier verzeichnete er im Verlauf des Jahres die Einnahmen und Ausgaben der Heiligenpflegerechnung, was schließlich jeweils zum Jahresende in Reinschrift gebracht wurde. Dieses Buch ist insofern ein interessantes Zeugnis der Geschichte des Hauses, da es am Ende des 18. Jahrhunderts von den beiden Brüdern Nepomuk und Alois Walser zu Schreibübungen verwendet wurde.
Ein sehr interessanter Fund im Buch ist ein Stück gelb gefärbte Wolle, die sich zwischen den Seiten Befand. Es ist wohl eines der wenigen überlieferten Zeugnisse zur Nutzungsgeschichte des Gebäudes als Färberei. Der goldgelbe Farbton des Stücks Wolle lässt darauf schließen, dass es unter Verwendung der Färberwau-Pflanze gefärbt wurde. Färberwau ist eine der ältesten bekannten Pflanzen, um Stoff gelb zu färben.
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Ein überraschender Fund ist das von dem evangelischen Theologen, Pädagogen und Schriftsteller Johann Ludwig Ewald verfasste Buch "Der Blick Jesus auf Natur, Menschheit und sich selbst; oder Betrachtungen über die Gleichnisse unseres Herrn, ein Lesebuch für Christusverehrer". Das Buch wurde 1796 bei den Gebrüdern Hahn beziehungsweise der Hahnschen Verlagsbuchhandlung in Hannover in der zweiten Auflage publiziert. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Jesus-Gleichnissen. Mit großer Sicherheit stammt dieses Buch aus originär aus dem "Haus-Walser". Dieser Fund wirft die Frage nach evangelisch-religiöser Literatur im "Haus-Walser" in der Zeit um 1800, also in einem katholischen Handwerkerhaushalt, auf. Sicher ist, dass sich Mitglieder der Familie Walser zu dieser Zeit über die alltäglichen religiösen Alltagspraktiken, und den üblichen christlichen Ritualen hinaus, mit religiösen Fragestellungen beschäftigten, und dabei auch evangelischem Gedankengut gegenüber aufgeschlossen waren.

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Ein sehr bedeutender Fund, der die Nutzungsphase des Gebäudes als Färberei erhellt, ist das "Vollständige Färbe- und Blaichbuch, zu mehrerem Gebrauch für Fabrikanten und Färber", dessen auf dem Foto abgebildeter sechster Band, 1795 von der Stettinischen Buchhandlung in Ulm herausgebracht wurde.  Zwischen den Seiten finden sich einige Buchzeichen, die bestimmte Stellen markieren, an denen im Buch Färberezepte oder Stoffdruckanleitungen behandelt werden. Im Haus sind ein gutes Dutzend Färberbücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert überliefert, die deutlich machen, dass sich die  Färberfamilie Walser stetig im Handwerk fortbildete, um mit der technischen Entwicklung im Textilveredlungswesen Schritt zu halten.
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Eine große Anzahl weiterer Färberezepte sind in dem von 1792 bis 1801 geführten "gesamlt Biechlein von Xavery Walser" aufgeschrieben worden. Bei diesem Schreibheftchen handelt es sich um ein Wandergesellenbuch, in das Xaver Walser, der ab 1806 als Färbermeister das Haus Walser bewohnte und bewirtschaftete, zu Beginn die von der Wangener Weberzunft vorgegebenen Verhaltensregeln auf seiner damals anstehenden Gesellenwanderschaft erlernt und notiert hatte. Anschließend folgen in dem Büchlein Notizen zu Färberezepten, die Xaver Walser mit großer Sicherheit im Verlauf seiner Gesellenwanderschaft bei der Arbeit in fremden Färbereien erlernt hatte. Am Schluss des Heftchens folgt die Auflistung aller Stationen seiner Wanderschaft, die ihn von Kißlegg aus quer durch Bayern nach Österreich, Ungarn, die Slowakei und Tschechien führte. Am 3. Mai 1801 kehrte er nach sechs Jahren Wanderschaft wieder nach Kißlegg zurück. Die Gesellenwanderschaft stellt bis heute einen wichtige Fortbildungsmöglichkeit von Teilen der Handwerkerschaft der traditionellen Handwerksberufe dar.
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Die Fähigkeit, von Hand zu Schreiben, war bis zur Erfindung der Schreibmaschine und darüber hinaus eine der wichtigsten Voraussetzungen, um ein Geschäft zu führen, da die ganze Buchhaltung handschriftlich geführt wurde. Die Schatulle wurde in einem Einbauschrank aus dem 18. Jahrhundert gefunden. In der Schatulle warennoch alle Gegenstände enthalten, die zu dieser Arbeit benötigt wurden. Neben einer großen Anzahl von Schreibfedern befinden sich darin auch Porzellantiegel zum Anreiben und Anmischen von Stangentusche sowie Bleistifte und Ähnliches.
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In einem kupfernen Kochtopf, der aus der Zeit um 1900 stammt, und in der ehemaligen Speisekammer befanden sich eine Anzahl von Bisquitförmchen und Plätzchen-Ausstecherformen. Diese Haushaltsgegenstände kamen bereits über den Warenversandhandel via Eisenbahngüterverkehr nach Kißlegg. Dass der Nationalsozialismus sogar bis in die Küche und auf den Speiseteller reichte, verdeutlichen zwei Plätzchen-Ausstecherformen in Gestalt eines eisernen Kreuzes und eines Hakenkreuzes. Es ist ein weiterer Beleg für das Eindringen des Nationalsozialismus in alle Lebensbereiche der Bürger Deutschlands in der Zeit des dritten Reiches. Diese Plätzchenformen wurden auf dem Foto rein aus wissenschaftlichen Beweggründen abgebildet, und sollen als Dokument das Einwirken des Nationalsozialismus auf die Haushaltung illustrieren.
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Das Erwerbsleben war in der Zeit des Färbermeisters Bernhard Walser auch von der Ausübung der Fassmalerkunst, das heißt auch dem "Bemalen" und Vergolden von Möbeln und Skulpturen, geprägt. Das Fassmalerwesen war - anders als das Färberhandwerk - eine freie Kunst, das heißt nicht zünftisch organisiert, weswegen seine Ausübung auch nicht reglementiert war, sondern jedem zur Ausübung offenstand, der dazu genügend Fähigkeiten besaß. Der auf dem Foto abgebildete unbemalte Weichholzschrank aus dem 18. Jahrhundert kam eventuell einst als Möbel ins Haus, das von den Walser-Fassmalern bemalt werden sollte. Zumindest kommen unbemalte Möbel in ländlichen Gebäuden in der Region Allgäu-Oberschwaben in der zweiten Hälfte des 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert kaum vor, da es zu dieser Zeit Mode war die Schränke mit Rocaillen- und Blumenmalereien oder ähnlichem zu versehen.  
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Das von Hand gemalte Werbeschild der Uracher Natur-Bleiche macht deutlich, dass sich im Gebäude eine Agentur dieser Bleicherei befand. Somit konnten hier Garne, Kleidung und Stoffe abgegeben werden, die dann zum Bleichen nach Urach eingeliefert wurden. In Zeitungsanouncen wurden diese Agenturen der Uracher Natur-Bleiche vielfach beworben. Dieses Blechschild ist ein Zeugnis dafür, wie die zunehmende Industrialisierung des Textilproduktions- und -veredlungswesens im 19. Jahrhundert Einfluss nahm auf die Geschäftspraxis von Handwerksunternehmen, die ihren Betrieb über solche Geschäftsmodelle mit aufrechterhalten mussten, und somit betriebswirtschaftlich einen Wandel vom Produktions- hin zum Dienstleistungsunternehmen vollzogen.
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Auch der lokale Handel mit den Massenprodukten eines zunehmend industrialisierten Deutschlands war ein breites gesellschaftliches Phänomen dieser Umwälzungen in der Warenproduktion und dem Warenhandel. Erwarb man früher Kochtöpfe beim lokal oder in der nächstgrößeren Stadt ansässigen Kesselmacher, konnte man diese ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zumindest in Kißlegg im Spenglerladen der Familie Walser erwerben. Die zahlreichen im Haus überlieferten Warenkataloge waren seit dem Anschluss Kißleggs an das Eisenbahnnetz ähnlich bedeutend wie heute die Onlineshops großer Versandhandelsunternehmen. Hiermit konnte das Warensortiment aller Firmen, die Produktionsstandorte mit Eisenbahnanschluss oder an den über die Wasserstraßen abgewickelten Warentransportverkehr hatten, in Kißlegg anschaulich beworben, und so neue Absatzmärkte erschlossen werden. Der "Winter- und Weihnachtskatalog, Ausgabe 1913/14" der Firma Anton Laumayer aus Ulm an der Donau ist ein Beispiel für die Warenkataloge. Ein großer Teil des überlieferten Inventars des Hauses kam über diesen Warenversandhandel ins Gebäude. In vielen Fällen lassen sich die Gegenstände exakt in den Katalogen wiederfinden. Teilweise befinden sich auch noch originalverpackte Waren aus der Zeit um 1900 im Haus.
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Das Gesellenzeugnis des Xavery Walser stellt ein wichtiges Dokument dar, das eine Station der Reiseroute des Wandergesellen belegt, die er in seinem Wandergesellenbüchlein notiert hatte. Am 26. August 1799 stellte der in Ofen in Ungarn ansässige Färbermeister Sebastian Staufenberger für Xavery ein Zeugnis aus, das eine Ansicht des heutigen Stadtteils Buda des heutigen Budapest zeigt, der auf Deutsch Ofen genannt wurde. In dem Zeugnis steht geschrieben, dass Xavery Walser in den Jahren 1798 bis 1799 insgesamt 40 Wochen bei diesem Meister in Arbeit stand. Auch erfolgt eine Beschreibung des Aussehens des Gesellen, für den das Zeugnis ausgestellt wurde, und eine Bewertung der geleisteten Arbeit und der Persönlichkeit des Gesellen. Zum Schluss wird eine Empfehlung für andere Färbermeister ausgesprochen, den Gesellen zukünftig in Arbeit zu nehmen.
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Die Stoffdruckerei in der ehemaligen "Färberei-Walser" lässt sich noch anhand von insgesamt drei im Haus vorgefundenen Druckmodeln nachvollziehen. Die abgebildete Model wurde zum Aufdrucken eines Paisley-Musters auf Stoff oder Tuch verwendet. Die Spezialisierung auf diese Form der Textilveredlung stellte für Färbereibetriebe in Oberschwaben bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine gewinnträchtige Spezialisierung im Färberwesen dar, da die in Großbritannien in großen Mengen industriell gefertigten Baumwollstoffe als Exportware günstig angekauft, weiterverarbeitet und anschließend gewinnbringend gehandelt werden konnte.
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In der Übergangszeit des Färberhandwerks im Haus zur Einrichtung einer Spenglerwerkstätte um 1870, wurde in der Färberwerkstatt temporär eine Nagelschmiedeesse eingerichtet. Wilhelm Angele, der Schwiegersohn des letzten Färbermeisters im "Haus-Walser" Xaver Walser II, war Nagelschmied und konnte, bevor er 1870 den westlichen Teil des Hauses mit seiner Ehefrau Teresia Angele (geborene Walser) bezog, dort bereits seinem Handwerk nachgehen. Um 1870 verlegte er dann seine Werkstatt in den Westteil des Gebäudes. Der Blasebalg diente zur Anfachung der Nagelschmiedesse, und wurde im Jahr 1854 angefertigt. Er steht bis heute noch im Dachgeschoss über der ehemaligen Spenglerwerkstatt des Hauses, in der einst auch die Färberei eingerichtet gewesen war.
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Im 1889 gegründeten katholischen Gesellenverein in Kißlegg waren die Walser Mitglied. Die katholischen Gesellenvereine entstanden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen anderen Städten Deutschlands als Organisation im Handwerk zur geselligen Zusammenkunft, beruflichen Fortbildung und als Plattform der sozialen Fürsorge im Handwerk. In der Oberen Laubenkammer haben sich mehrere in Emaille-Technik ausgeführte Stecker des katholischen Gesellenvereins Kißlegg und anderer Gesellenvereine erhalten. Sie zeugen von den gesellschaftlichen Aktivitäten der Spenglerhandwerker.
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Was die deutsche Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewegte, allerhand Unterhaltsames und weiteres nützliches Wissen erfuhr der erste Spenglermeister im Haus Walser, Felix Walser, über die Lektüre von Zeitschriften. Im Gebäude wurden mehrere verschiedene Zeitschriftensammelbände aus den 1860er- und 1870er-Jahren gefunden, die zum Teil das Ex Libris von Felix Walser enthalten. Auf dem Foto ist das Ttelblatt der gebundenen Jahresausgabe der wöchentlich publizierten allgemeinen illustrierten Zeitung "Über Land und Meer" abgebildet. Diese Zeitschrift wurde im Zeitraum 1858 bis 1923 verlegt. In Ihr publizierten auch bekannte Autoren wie Theodor Fontane Vorabdrucke von Romanen.
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Das die Walser auch kulturelle gesellschaftliche Anlässe wahrnahmen zeigt eine Pergamentrolle, die im Einbauschrank in der historischen Stube des "Haus-Walser" gefunden wurde. Auf der Rückseite einer Papierrolle aus zusammengeklebten technischen Zeichnungen, die Aloys Walser der Bruder von Anton Walser gefertigt hatte, wurde ein 3 Meter langer Text verfasst, der höchstwahrscheinlich eine Art humoristische Theaterrezension in Mundart darstellt, die wahrscheinlich einst im Rahmen eines Faschingsballs vorgetragen wurde. Aloys Walser wurde 1888 als Sohn von Felix Walser geboren, starb jedoch schon mit 17 Jahren aus unbekannten Gründen. Ob er den auf die Papierrolle geschriebenen Text verfasste ist ungewiss. Der Text ist voraussichtlich in der Zeit um 1910 - 1920 entstanden.
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Über das Zeitgeschehen informierten sich die Walsers wohl bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die Lektüre der "Allgemeinen deutschen Real-Encyclopädie oder Konversations-Lexikon", das im Brockhaus-Verlag in den Jahren 1809-1811 erstmals publiziert wurde. Da jedoch das Deckblatt des Buches nicht mehr vorhanden ist, konnte nicht festgestellt werden, zu welcher Ausgabe es gehört. Auf dem Foto ist eine Passage aus dem Buch abgebildet, die Wissen zu geschichtlichen Ereignissen am Ende des Napoleonischen Zeitalters vermittelt. Das Zeitalter mit seinen vielen Kriegen, Zerstörungen, Notzeiten und menschlichem Leid, das es neben der Verbreitung von Bürgerrechten mit sich brachte, war eine prägende Phase im Leben der Menschen in Allgäu-Oberschwaben im 19. Jahrhundert.
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Noch prägender waren die Erfahrungen der Notzeiten im Zweiten Weltkrieg. Die existenziellen Nöte des Zweiten Weltkriegs führten auch häufig dazu, dass die Menschen Nahrungsmitteldepots anlegten. Im Haus Walser wurde ein solches entdeckt, als eine alte Munitionskiste aus der Kriegszeit geöffnet wurde. Die Kiste war bis zum Rand gefüllt mit noch ungeöffneten Scho-ka-kola-Dosen. Diese auch als "Front-" oder "Fliegerschokolade" bezeichnete Soldatenverpflegung war mit Koffein aus geröstetem und gemahlenem Kaffee sowie mit Kolanusspulver angereichert. Die Schokolade wurde mit Beginn des Zweiten Weltkriegs als Truppenverpflegung im Deutschen Reich eingeführt.
Die Scho-ka-kola-Dosen stehen in Zusammenhang mit einem bis heute noch weitbekannten Teil der Kißlegger Ortsgeschichte. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung durch die Alliierten Streitkräfte wurde im Kißlegger Bahnhof ein Versorgungszug der Wehrmacht abgestellt. Als 1945 die Frontlinie immer näher nach Kißlegg rückte, wurde der Versorgungszug in Richtung Wolfegg nach Hahnensteig rangiert, und dort abgestellt. Als dann die französische Armee Kißlegg erreichte, hatten viele Kißlegger bereits aufgrund der Nahrungsmittelknappheit den Eisenbahnzug aufgebrochen, und dessen Inhalt, der zu einem großen Teil aus Scho-ka-kola Dosen bestand, ausgeräumt. Bis heute findet man in vielen Haushalten in Kißlegg die Scho-ka-kola-Dosen.
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Ein Foto aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigt das Haus Walser noch mit seinem bis vor ein paar Jahren noch erhaltenen Erdbunker nördlich des Gebäudes im Bereich des Obstgartens (links unten im Bild). Dieser Erdbunker war noch ein Relikt aus dem zweiten Weltkrieg. Er wurde als Eigeninitiative zum Selbstschutz durch die Familie errichtet. Darin befanden sich eine große Anzahl von Gasmasken, die inzwischen zum Teil im Gebäude lagern. Die Gasmasken im Bunker standen vermutlich in Verbindung mit der drohenden "Muna-Katastrophe" zum Ende des Zweiten Weltkriegs. In der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Urlau bei Leutkirch lagerten mehrere tausend Tonnen Giftgasmunition. Mit dem Vorrücken der Alliierten in Süddeutschland sah ein Befehl von Adolf Hitler vor, das Giftgas in der "Muna" kurz vor Ende des Krieges zu sprengen. Jedoch verhinderte der damalige Kommandant des Munitionslagers, Günther Zöller, durch eine Verzögerungsstrategie die Sprengung. Somit bewahrte er die Bevölkerung vor einer humanen Katastrophe.
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In einer alten Reisetasche wurden auf dem Dachboden des Hauses Walser zwei auf Pappe gemalte Ölbilder mit Motiven des gescheiterten Russlandfeldzugs von Napoleon Bonaparte von 1815 gefunden. Ein Bild zeigt im Hintergrund die Reste der abgekämpften französischen Grande Armee, die in ihre zerschlissenen Mäntel gehüllt ist, sowie Napoleon Bonaparte.
Es handelt sich um populäre naive Malerei, die wichtige Ereignisse beziehungsweise Umstände des gescheiterten Russlandfeldzugs in freier erzählerischer Art nebeneinander stellt. Entstanden sind die Bilder vermutlich in den Jahren nach dem Russlandfeldzugs, als Form der Verarbeitung dieses einschneidenden gesellschaftlichen Ereignisses. Da der Kunstmaler Alois Walser, der Bruder des Färbermeisters Xaver Walser, der 1806 die Färberei übernahm, zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte, also Zeitgenosse des Russlandfeldzugs war, stammen die beiden Ölbilder eventuell von ihm.
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Das Foto zeigt die "Exerziervorschrift für die Württembergische Bürgerwehr zu Fuß. Erster Theil. Einleitung und Wehrmanns-Schule" aus dem Jahr 1848, also dem Jahr der Märzrevolution und dem anschließenden Beginn der politischen Restauration des Feudalsystems. Die Ortschronik von Kißlegg schreibt zu dieser Umbruchzeit, dass 1848 "(...) auch hier ein stürmisches Jahr zu nennen (war), es wurde exerziert und gezecht und im Volksverein debattiert und im Rentamt Wurzach aufbegehrt". Der Fund dieser Exerziervorschrift könnte darauf hinweisen, dass Mitglieder der Familie in der Kißlegger Bürgerwehr mitwirkten, das demokratische Aufbegehren der Bevölkerung unter Kontrolle zu halten, und die herrschaftliche Ordnung zu gewährleisten.
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Die abgebildete Grabplatte zierte einst das Grabmal der Familie Walser, und hat sich im Haus erhalten. Der Schriftzug macht deutlich, welche Person hier betrauert wird: "Denkmal der Rosalia Walser von Kißlegg, geb. den 4. Oct: 1,807 gest. d. 15. Sep: 1822. Ach sie verblühte früh die lieblich holde Blume." Diese Grabplatte wurde für Rosalia Walser, die Tochter des Färbermeisters Xaver Walser, angefertigt, und stellt ein Beispiel der Grabmalkultur dar, wie sie früher in Kißlegg praktiziert wurde. Gerade der Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Napoleonischen Kriegen und auch der durch den Ausbruch des Tambora-Vilkans ausgelösten Klimakatastrophe, waren die Lebensbedingungen der Menschen in Allgäu-Oberschwaben und auch in Kißlegg schlecht. Es herrschte allgemein eine erhöhte Kindersterblichkeit, und durch Missernten war die Ernährungsgrundlage häufig nicht gesichert.
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Konzeption:
Daniel Hadrys

Texte:

Philipp Scheitenberger und Daniel Hadrys

Fotos:
Philipp Scheitenberger und Daniel Hadrys

Videos:
Alexis Albrecht

Kontakt:
www.schwaebische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
online@schwaebische.de

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