Kies, Schotter, Steine
Der Stein des Anstoßes
Ein multimedialer Blick in den Abbau, die Produktion und die Weiterverwertung von Kies aus der Region am Beispiel der Grube Nordmoräne und im Kieswerk der Firma Baresel in Laiz im Landkreis Sigmaringen.
Kies, Schotter, Steine
Durch Gletscher- oder Flussvorschübe seit der Eiszeit wurde das Moränegestein geformt und ist damit Millionen Jahre alt.
Tabletten, Zahnpasta und Tierfutter
Nahezu keine Baustelle kommt ohne den Baustoff Kies und daraus entstandenen Beton oder Asphalt aus. Doch nicht nur im Straßen-, Haus-, Garten- und Landschaftsbau ist er unverzichtbar. Die Pharmaindustrie nutzt den Rohstoff zur Bindung von Tabletten, in der Kosmetikbranche ist Quarzsand ein beliebtes Mittel für Zahnpasten oder Peelings. In der Tierhaltung werden Kalkmehle verschiedenen Futtermitteln beigemischt.
Kies: Wirtschaftsfaktor in Oberschwaben
Kies: Wirtschaftsfaktor in Oberschwaben
Quellen:
- Landesamt für Geologie, Rohstoffe, und Bergbau
- Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg
- Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben
- Institut für angewandte Wirtschaftsforschung e.V., Tübingen
Stand: Juli 2017
Das Kieswerk Baresel
Das Kieswerk Baresel
Im Laizer Kieswerk wird der Rohkies – unter den sich Sand und Edelsplitte mischen – gewaschen, sortiert und aufbereitet.
Die sogenannten Dumper, riesige 40-Tonner mit noch mal so viel Fassungsvermögen, bringen bis zu 75 Mal pro Tag Rohkies in das Laizer Werk.
Dort schütten sie den Rohkies in einen in einen großen Trichter. Alles, was dicker als 15 Zentimeter ist, wird aussortiert. Der Rest läuft über Fließbänder in die Aufbereitungsanlagen. Alle Steine mit bis zu 32 Millimetern Durchmesser werden als Betonkiese verarbeitet. Die dickeren Steine werden in mehreren Brechvorgängen zu Schotter oder Splitt gebrochen.
Im Kieswerk läuft alles automatisch: Nur zwei Mitarbeiter kontrollieren die Anlagen. Die meisten Angestellten sind Maschinenführer, die in der Grube die Vorarbeit leisten.
Zum Waschen des Kieses wird Wasser aus einem See gepumpt. 520.000 Liter Wasser pro Stunde zirkulieren im Kieswerk jeden Tag. Zurück bleibt der Schlamm, der in einen höher gelegenen See geführt wird. Aus diesem fließt das Wasser wieder zurück in den anderen See. Auf diese Weise versorgt sich das Werk aus einem geschlossenen Kreislauf selbst mit Wasser.
Gewaschen und sortiert werden 190 Tonnen Kies in der Stunde. Die fertigen Körnungen werden auf 16 Silos verteilt. Dazu werden 140 Tonnen Edelsplitte pro Stunde in zehn weitere Silos geschüttet.
Der enorme Aufwand von der Grube bis zum Laster rechnet sich allein über die Masse.
Etwa 150 Laster täglich fahren im Laizer Kieswerk ein und aus, beladen mit insgesamt 3000 Tonnen Kies, Sand und Edelsplitten.
Das Kieswerk Baresel in Zahlen
30.000 Euro kostet der Strom im Laizer Kieswerk - jeden Monat.
3000 Tonnen Kies produziert das Werk pro Tag, verteilt auf 190 Tonnen Kies und 140 Tonnen Splitt pro Stunde.
80 Liter Diesel pro Stunde verbrauchen die Schaufelbagger und Dumper.
60 Hektar groß ist das Hauptabbaugebiet Nordmoräne.
8 bis 9 Euro pro Tonne berechnet das Unternehmen für gebrochenen und gewaschenen Kies.
Neue Gebiete
Auf der Suche nach dem BodenschatzDie Erkundung neuer Abbaugebiete
Um zu klären, ob ein Gebiet grundsätzlich in Frage kommt, ist der Regionalplan entscheidend: Darin sind alle Flächen dokumentiert und bewertet - unter anderem finden sich darin bereits vorhandene Kiesabbaustellen, aber auch K.O.-Kriterien wie Trinkwassereinzugsgebiete.
Kommt eine Fläche grundsätzlich in Frage, nimmt das Unternehmen Probebohrungen vor und lässt messen, welches Material im Boden liegt. Bevor eine neue Erschließung geplant werden kann, muss das Landesamt zustimmen, dass ein Kiesabbau mit angemessenen Aufwand und nicht zu großem Eingriff in die Natur möglich ist.
Alle dürfen mitreden Wo Experten, Gegner, Firmen und Behörden aufeinander treffen
Alle dürfen mitreden Wo Experten, Gegner, Firmen und Behörden aufeinander treffen
Jahre und Millionen für neue Abbauflächen
Dort fließen alle Untersuchungsergebnisse in die Entscheidung ein: Auswertungen des Geländes von Geologen und Hydrogeologen, Vogel- und Schmetterlingszählungen, die Auswertung von Verkehrsströmen, die Bewertungen von voraussichtlichen Emissionen und Immissionen, die Frage nach alternativem Erholungsraum, die Sorgen um Krach, Staub und Lärm.
Anhand all dieser und mehr Faktoren entsteht beim Regierungspräsidium ein so genannter raumordnerischer Tenor. Erst wenn dieser positiv ausfällt, startet das Genehmigungsverfahren, in dem es zu neuen Gutachten, neuen Untersuchungen und neuen Argumenten kommen kann.
Und dann stehen die Grundstücksverhandlungen an. Oftmals sind es nicht die großen Flächen, die schwer verfügbar sind, sondern kleine Grundstücke an strategischen Punkten. Wenn sie in Privatbesitz sind, lassen sich deren Eigentümer auch von hohen Preisen nicht immer überzeugen.
Dem Gestein mit Technik auf der Spur
Die geoelektrischen Untersuchungen messen den Widerstand im Boden. Grün bedeutet: trockene Kiese, grün-gelb weist auf Kiese und Sande hin.
Die linke Grafik zeigt die Untersuchungsergebnisse in 15 Metern Tiefe, die rechte Grafik jene 30 bis 40 Meter unter der Erdoberfläche - und zeigt deutlich, dass viel Kies nah an der Oberfläche noch lange nicht bedeutet, dass es sich lohnt, dort abzubauen.
Die Gegner und ihre ArgumenteDer Geschäftsführer im Video-Interview
Im Video spricht Geschäftsführer Bernd Schönebeck über seine härtesten Gegner und ihre wichtigsten Gegenargumente.
Die Suche nach Mitarbeitern
Die Jobs sind schmutzig, laut, risikobehaftet, schlecht bezahlt.
Wo früher Ungelernte, Quereinsteiger oder Handwerker schufteten, will heute niemand mehr die Arbeit machen und schwere Maschinen führen oder Lastwagen fahren.
Aus der Grube auf die Baustelle
Grob oder fein?So verschieden kann Kies sein
Aktivieren Sie das Schiebebild mit dem Play-Button unten links, um die Größen direkt zu vergleichen.
Hinter den Kulissen des KieswerksVideo: Der Produktionsweg vom Rohkies zur LKW-Ladung
Aus dem Werk zum Kunden
Der allergrößte Teil des Materials aus dem Werk bei Sigmaringen geht in die Betonwerke, die zum Unternehmen gehören.
Vom Kies zum Beton
Kurze Wege zur Weiterverarbeitung
Je feiner, desto stabiler
Beton kann extrem unterschiedlich zusammengesetzt sein. Je feiner die Körnung des Kieses, desto härter ist später der Beton - denn Hohlräume im ausgehärteten Kunststein sind unwahrscheinlicher.
Die Mischung macht's
Im Betonwerk werden die Körnungen zusammen mit Zement und Füller aus Kalkmehl oder Flugstoff und Wasser verrührt.
Aus diesem Brei wird steinharter, tragfähiger Beton: Das Wasser verdunstet ganz langsam, dadurch verklebt die Masse und wird auch nicht mehr brüchig, wenn es im Wasser gelagert wird. Für Brücken oder Häuser kommt zusätzlich Eisen in das Material.
Als zäher Brei zur Baustelle
Und nach dem Abbau?
Dafür gibt es verschiedene Auflagen: Die Fläche wird gezielt bepflanzt. Das Land wird zu Teilen für die Land- und Forstwirtschaft wieder nutzbar, zu Teilen aber als Naturschutzfläche hinterlassen.
Bis 1973 haben in Sigmaringen noch die Gemeinden ihren Bauschutt in den leeren Gruben abgeladen - das ist heute nicht mehr erlaubt.
Heute muss das Material, das zur Verfüllung genutzt wird, einwandfrei sein. Jede Lastwagenladung wird dokumentiert und per GPS abgespeichert, so dass sich mögliche Verunreinigungen auf den Verursacher zurückführen lassen.
Impressum
Simon Siman und Andrea Pauly
Fotos:
Andrea Pauly
Thomas Warnack
Videos:
Andrea Pauly
Karte:
Rohstoffvorkommen und Gewinnungsstellen im Regierungsbezirk Tübingen aus LGRB-Informationen 27 (Rohstoffbericht 2012/2013),
genehmigt vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg (http://www.lgrb-bw.de); Az. 4704//18_1950.
Grafiken geoelektrische Untersuchung:
Terrana Geophysik, Mössingen
Verantwortlich:
Yannick Dillinger
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