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Das Boot

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Der Kutter

Er hat den Ersten und den Zweiten Weltkrieg überlebt, diente der Kaiserlichen Marine als Ausbildungs- und Rettungsboot. Und heute? Heute ist der Marinekutter "MK 10" Ausflugsboot für sonnenhungrige Touristen auf dem Bodensee – und der ganze Stolz der Wassersportgemeinschaft Hagnau. Eine multimediale Bootsfahrt von Michael Bollenbacher
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Der Hagnauer Hafen in Ferienstimmung. Es ist warm, aber nicht stickig, eine leichte Brise dämpft die Hitze. Kleine und größere Schiffe säumen das Ufer. Und mitten im Meer aus Booten liegt er – der Marinekutter MK 10. Der Stolz der Wassersportgemeinschaft Hagnau. Auf den ersten Blick ist er ein typisches Segelboot. Außen weiß gestrichen, innen sind hintereinander mehrere Bänke angeordnet. Zwei holzverkleidete Masten ragen in die Höhe, drei weiße Segel flattern sanft im Wind, eines ist mit dem Hagnauer Wappen verziert. Größentechnisch irgendwo zwischen Nussschale und Gorch Fock gelegen, ist er der klassische Gegenpol zu Luxusyachten, die im Sommer über den Bodensee preschen. Es ist Dienstag. Zeit für die wöchentliche Ausfahrt von Gerd Homburg, Wolf Seitz und Hans Weißinger, den Männern der Wassersportgemeinschaft Hagnau.
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Seit 1996, erzählt Hans Weißinger, schippere der „MK10“ mindestens einmal wöchentlich für rund zwei Stunden Touristen und Einheimische quer über den Bodensee. Eine feste Route gebe es nicht, ein festes Team hingegen schon. Wolf Seitz, gebürtig aus Konstanz, Gerd Homburg, ursprünglich aus Hamburg und Hans Weißinger, ein Schwabe, sind immer dabei. Drei Mann in einem Boot. Mit zwei Kisten Hagnauer Wein im Gepäck seien damals ein paar Männer von der Wassersportgemeinschaft zum Tauschgeschäft Richtung Norden gefahren. Als Gegenleistung erhielten sie den ausgemusterten Kutter mit der großen Historie.
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Die drei Männer

Der Hagnauer Hafen rückt in immer weitere Ferne, Wolf Seitz knipst den Motor aus. Der Wind reicht nun aus, dass der Kutter von selbigem getragen wird; nur die Steuerpinne wird von Seitz noch leicht hin- und herbewegt. Der gebürtige Konstanzer wirkt mit seiner grauen Mähne wie ein Uni-Professor im Ruhestand. Das türkisfarbene T-Shirt und die spiegelnde Sonnenbrille verleihen ihm einen lässigen Touch.
Auf der Bugseite lehnt sich Hans Weißinger nach vorne in Richtung der Kühlbox, die auf dem Schiffsparkett lagert, greift nach den eiskalten Flaschen. „Wer will was trinken?“, fragt er die Ausflugsgäste. „Wir haben Apfelschorle, Wasser, Bier und natürlich Hagnauer Wein.“ Auf Zustimmung muss Weißinger nicht lange warten. „Früher haben sie auf dem Schiff gesoffen wie die Bürstenbinder“, raunzt der Schwabe. Der Kutter treibt mitten im See, immer weiter Richtung Altnau, einem kleinen Dorf auf der Schweizer Seeseite. Das Motto an Bord: bloß keine Eile.
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Plötzlich schrecken einige Gäste aus ihrer tiefenentspannten Döshaltung auf. Der gefühlt 50 mal größere Katamaran von Friedrichshafen nach Konstanz kreuzt den Weg des mickrig wirkenden Kutters, rauscht nur rund 100 Meter entfernt am Segelboot vorbei. „Der hat Vorfahrt, da müssen wir aufpassen“, ruft Wolf Seitz lachend, dann nimmt er einen tiefen Schluck aus seiner Apfelsaftflasche. Er wirkt in seinem Element. Einige Schaumkronen klatschen durch die Wellen des Katamarans ans Boot, das Schaukeln wird etwas stärker. Als Mitfahrer wird einem aber klar: Hier passiert nichts, bei den drei Kapitänen handelt es sich um Profis. Da offenbar keiner der 15 Touristen auf dem Marinekutter seekrank ist und auch das Entleeren der Blasen scheinbar noch warten kann, drückt Wolf Seitz kräftig gegen die Pinne. Der Kutter wendet, entfernt sich von Altnau. Beim Manöver ist Gerd Homburg – ein früherer Marineoffizier mit schneeweißem Haar –  gefragt. Als Offizier ist er nie richtig sesshaft geworden, lebte in Kiel, Flensburg, Wilhelmshaven und Bonn. „Jetzt wohne ich seit sieben Jahren in Hagnau“, sagt er. „Hier kann man auf den See, Skifahren, Wandern – es gefällt mir.“ Gekonnt zieht er die Seile durch die Ösen, das Großsegel klappt von Steuerbord nach Backbord. Kutterfahren bedeutet nicht nur ganz viel Spaß – es gibt auch viel zu tun.
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Die Fahrt

Auf der gegenüberliegenden Seeseite schimmern die Alpen am leicht dunstigen Horizont. Der Rückweg von Altnau verläuft ruhig und unspektakulär, die Gäste und die drei Kapitäne genießen die ruhige Stimmung. Nur einmal heizt ein schnelles Motorboot vorbei. Ein Mann lenkt, eine wohlbeleibte Frau lehnt bequem in ihrem Liegestuhl am Heck des Bootes, winkt dem Kutter zu. Als sie fast schon außer Sichtweite sind, streckt sich die Frau hoch und wackelt in Richtung ihres Mannes – Hintern und Brüste unbedeckt. Die Besatzung auf dem Marinekutter scheint es nicht zu bemerken oder sich daran nicht zu stören. Das Leben auf dem See, eben doch eine ganz eigene Welt.
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Meersburg ist fast erreicht, die Burg thront in der Nachmittagssonne, nebenan leuchtet die Domäne in gelb, das Meersburger Gymnasium funkelt in rot.
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Die letzten Kilometer Richtung Hagnau. Parallel zur Schiffslinie rauschen die Autos auf der Bundesstraße vorbei, an Deck scheint die Uhr ein wenig langsamer zu ticken. Eine angenehme Trägheit. Langsam läuft der Kutter wieder in den Hafen ein, schlängelt sich sich zwischen den anderen Booten hindurch. Zweieinhalb Stunden See und Sonne haben gut getan – und müde gemacht. Das Hagnauer Trio hofft, dass sie mit dem MK 10 noch oft in den See stechen können. „Wenn man ihn richtig pflegt, hält er noch 40, 50 Jahre“, sagt Gerd Homburg, als er sich wieder die Seile greift, um den Kutter anzulegen. Die Gäste sind schon auf den Landungssteg entschwirrt, an Bord nur noch die drei Kutter-Kapitäne. Sie machen noch das Deck sauber und einsatzbereit für die kommenden Ausfahrten. Der nächste Dienstag kommt bestimmt.
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