Inspirationsquelle
Von Ingrid AugustinInspirationsquelle
Die Nobelpreisträgertagungen
65 Laureaten zum 65. Treffen
Eine Szene, wie man sie von unzähligen Filmpremieren oder Konzerten her kennt – und doch ist dieses Bild nicht alltäglich, auch wenn sich ab kommenden Sonntag ähnliche Szenen in Lindau abspielen werden.
Denn der Mann mit dem Schnauzer ist kein Schauspieler und auch kein Rockstar, sondern ein Nobelpreisträger.
Sein Name: Randy Schekman. 2013 erhielt der US-amerikanische Biochemiker gemeinsam mit James Rothman und Thomas Südhof den Nobelpreis für Medizin, weil es ihnen gelungen war, zu erklären, wie das Transportsystem in der menschlichen Zelle funktioniert.
Geschichte der Nobelpreisträgertagung
Von der Ärztefortbildung zum Nobelpreisträgertreffen
Von der Ärztefortbildung zum Nobelpreisträgertreffen
Dieser war sofort begeistert von dieser Idee und knüpfte umgehend Kontakt zum Nobelpreis-Komitee in Stockholm. Schon 1951 kamen gleich sieben Medizin-Nobelpreisträger nach Lindau. Später luden die Lindauer auch Nobelpreisträger der Chemie und Physik ein. Im abwechselnden Rhythmus tagen alle drei naturwissenschaftliche Disziplinen, alle fünf Jahre findet ein interdisziplinären Treffen statt.
Immer wieder standen bei den Treffen auch wichtige gesellschaftspolitische Themen auf der Tagesordnung: So sprachen sich 1955 18 Nobelpreisträger gegen den Einsatz von Atomwaffen aus, bereits in den 60er-Jahren wurden Umweltschutz und Nachhaltigkeit diskutiert.
Eröffnung der 65. Nobelpreisträgertagung
Feierlicher Auftakt
Immer wieder eindrucksvoll ist dabei der Einzug der - heuer 65 - Nobelpreisträger (erkennbar an den blauen Bändern) in die Inselhalle, die von den Anwesenden mit Standing Ovations begrüßt werden.
Zitat des Tages
Bundespräsident Joachim Gauck bei der Eröffnung der
65. Lindauer Nobelpreisträgertagung
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1SVpqsY
- Dirk Augustin berichtet über die Eröffnung:
http://bit.ly/1GKjc7R
- Eine Zusammenfassung des Eröffnungstages:
http://bit.ly/1BZuOau
- Einige Impressionen vom Eröffnungstag:
http://bit.ly/1GUm9Vu
Person des TagesProf. Dr. h.c. Wolfgang Schürer
Wolfgang Schürer, 1946 in Coburg geboren, ist Schweizer Staatsbürger und lebt in St. Gallen. Neben seiner internationalen Beratertätigkeit war er Dozent und später Gastprofessor für Fragen der Führung internationaler Unternehmungen und Public Affairs an der St. Galler Universität sowie Professor für “Practice of International Business Diplomacy” an der Georgetown University, Washington, D.C.
Tag 1
Tag 1 beim 65. NobelpreisträgertreffenEs werde Licht
Hell begeisterte das Publikum nicht nur mit seinem anschaulichen Vortrag, wie ihm die Entwicklung der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie gelangt, sondern auch mit seiner ungeheuren schnellen Sprechart - wie unser nachfolgender kleiner Ausschnitt beweist.
Zitat des Tages
dass man ein Gen nicht patentieren kann."
J.Michael Bishop, Nobelpreis für Medizin, 1989
Von Ingrid AugustinEingriff in das ErbgutVom Können und Sollen von Genmanipulationen an Embryonen
Auch beim Treffen der Nobelpreisträger in Lindau waren das Moratorium und das chinesische Experiment ein Thema bei den Laureaten wie den Nachwuchswissenschaftlern. Schon bei der Eröffnung thematisierte Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Rede die Genveränderungen an embryonalen Stammzellen und verwies auf den ersten Artikel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschens ist unantastbar“. Gauck ließ die Antworten auf Fragen, wie, was es für die Menschenwürde bedeute, wenn das menschliche Erbgut verändert wird, offen.
Person des TagesEric Betzig
1960 als Sohn eines Ingenieurs in den USA geboren, war Betzig ein Kind des Wettlaufes um den Weltraum. Er träumte davon Astronaut zu werden und den Nobelpreis im Alter von 40 Jahren zu gewinnen. Der Physiker (!) hat zwar nie den Planeten verlassen, dafür hat es mit dem Nobelpreis geklappt – wenn auch gut 14 Jahre später als vorhergesagt. Und beinahe hätte er auch dieses Ziel verfehlt, da er sich doch eigentlich vom akademischen Leben zurückgezogen hatte. Doch kommt es eben auch bei Nobelpreisträgern oft anders als man glaubt.
Nach dem Studium der Physik forschte Betzig in der Nahfeld-Mikroskopie und stieß irgendwann an die Grenzen dieser Technologie. Frustriert darüber, dass er nicht weiterkam, zog er sich nach einer Weile von seinem Posten zurück: „Ich fand, es wäre ein Verbrechen gegenüber der Gesellschaft gewesen, wenn ich weiter mache“, sagte Betzig bei seinem Vortrag auf dem Nobelpreisträgertreffen in Lindau. Schließlich hielt er seine Forschung für eine Verschwendung von Zeit und Steuergelder.
Er nahm eine Stelle im Familienunternehmen an und erfand zur Erhöhung der Fließbandproduktion sogar eine flexibel anpassbare servohydraulische Maschine: „Leider habe ich nur zwei dieser Geräte verkauft“, erklärte Betzig und gibt schmunzelnd zu: „Ich bin ein mieser Geschäftsmann“.
Nachdem diesem erneuten „Rückschlag“ habe er - auch in einigen Nationalparks - nach neuen Wegen gesucht, so der US-Physiker.
Immer noch beschäftigte ihn das Problem der Abbe'schen Auflösungsgrenze und so machte sich schließlich mit seinem ehemaligen Kollegen Harald Hess daran dieses zu lösen. Dabei nutzten sie die sogenannte stochastische Fotoaktivierung, um die einzelnen Moleküle zu isolieren. Das Mikroskop dazu bauten sie übrigens im Wohnzimmer von Harald Hess, bevor sie damit in das Labor von Jennifer Lippincott-Schwartz und dem Nationalen Gesundheitsinstitut umzogen.
Mit Hilfe schwacher Lichtimpulse konnte das Gerät die Fluoreszenz einiger Proteine aktivieren, ohne die Zellen zu zerstören oder biologische Prozesse zu stören.
2014 erhielt er die Auszeichnung gemeinsam mit dem US-Amerikaner William E. Moerner und dem dem Deutschen Stefan W. Hell für die Entwicklung der hochauflösenden Fluoreszenz. Damit werden die bisherigen Grenzen der traditionellen optischen Mikroskopie überwunden.
„Das war uns möglich, weil wir in Ruhe arbeiten konnten“, erklärte der Laureat auf einmal ernst. „Damit konnten wir uns 100 Prozent auf ein Problem konzentrieren – ohne Einschränkungen.“
Er sei sehr stolz darauf, was er erreicht habe, doch es gebe noch so viel zu tun: „Wir sind am Übergang zu einer biologischen Revolution“, ist Betzig überzeugt, weil man bald verstehe werde, wie Zellen in ihrer Umgebung leben und arbeiten - und das mit nicht-invasiven Methoden.
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1GIK5rN
- „Die Nobelpreisträgertagung ist das Highlight“:
http://bit.ly/1BRGwDC
- Jungforscher wollen die Welt verbessern:
http://bit.ly/1GVQgvJ
Tag 2
Tag 2 beim 65. Nobelpreisträgertreffen Brückenbauer
Zitat des Tages
Peter Agre, Nobelpreis für Chemie, 2003
VideoKaffeepause
Wissenschaft und Forschung in Afrika Eine Analyse von Ingrid Augustin
Wissenschaft und Forschung in Afrika Eine Analyse von Ingrid Augustin
Dass es an finanziellen Mitteln für Laboratorien, Geräten und Materialien mangelt, dürfte wenig überraschen. Ebenso wenig die schlechte bis kaum vorhandene Infrastruktur. Melinda Barkhuizen aus Südafrika führte als Beispiel die ständigen Stromausfälle an, die die Durchführung längerfristiger Experimente, die auf Elektrizität angewiesen wären, schier unmöglich machten.
Beides führt aber zum Auswandern von talentierten Forschern, die dann in Europa oder den USA ihre Arbeiten fortsetzen. Daran ist prinzipiell nichts aussetzen - solange sie auch wieder in ihre Heimat zurückkehren, um dieses Wissen an andere weiterzugeben, meint der Physiker Prosper Ngabonziza aus Ruanda. Um als Vorbilder für die nächste Generation zu wirken. Um politische Entscheidungsträger beraten zu können. Denn viele afrikanische Politiker können oft gar nicht den Vorteil einer Forschung oder einer Erfindung abschätzen,so der Chemiker Serge Fobofou aus Kamerun und richten sich daher meist nach dem Preis einer Anschaffung. Und der ist in Afrika meist höher als anderes wo wegen der schlechten Infrastruktur und den anzuschaffenden Materialien, erklärt Peter Agre. Ein Teufelskreis.
Hinzu kommt: Afrika ist kein Land – es ist ein Kontinent mit 54 Staaten, mit unterschiedlichen Traditionen, politischen Strukturen und verschiedenen Problemen – und vielfältigen Forschungsschwerpunkten. Doch findet so gut wie keine Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern statt. Synergieeffekte gehen dabei ebenso die Möglichkeit zum Austausch und Kooperation. Hier herrscht dringend Verbesserungsbedarf, sagt Barré-Sinoussi
Eine solche Wissenschaftsgemeinschaft würde auch das Selbstbewusstsein der afrikanischen Forscher stärken. Europäern und anderen könnten nicht mehr so einfach, afrikanische Namen in ihren wissenschaftlichen Aufsätzen „vergessen“ oder gar Heilpflanzen oder Bakterien aus Afrika für eigene Entwicklungen einfach „mitnehmen“ und damit millionenschwere Patente für Medikamente anmelden. Eine starke, afrikanische Forschungsgemeinschaft könnte das verhindern und vielen Wissenschaftlern die Furcht vor Kooperationen mit Kollegen in aller Welt nehmen, die sie bislang wegen dieser Vorgänge negativ betrachten. Davon würden wir alle profitieren. Denn in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind die Afrikaner Experten.
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1KosyL4
Bildergalerie: "Was machen die eigentlich den ganzen Tag?":
http://bit.ly/1ehoK1X
Dossier zu den Nobelpreisträgertagungen auf Schwäbische.de:
www.schwaebische.de/lindau-nobelpreis
Tag 3
Zitat des Tages
konkurrieren miteinander.“
Susumu Tonegawa, Nobelpreis für Medizin/Physiologiy, 1987
Von Ingrid Augustin Wissenschaft schon im Kindergarten In Lindau diskutieren Nobelpreisträger über Zukunft der Forschung
Von Ingrid Augustin Wissenschaft schon im Kindergarten In Lindau diskutieren Nobelpreisträger über Zukunft der Forschung
Der Brite Ramakrishnan ist überzeugt, dass sich aufgrund der großen Fortschritte in der Zellbiologie und des immer größer werdenden Computerwissens die Forschung in der Künstlichen Intelligenz stark weiterentwickeln wird.
Der Mediziner Szostak glaubt, dass in den nächsten fünf Jahrzehnten möglich sein könnte, neue Formen von Leben etwa Bakterien, zu entwickeln, die sich an andere Umgebungen – in ferner Zukunft auch auf anderen Planeten – anpassen können. Solche anpassungsfähigen Zellen könnten etwa helfen, Müll in Rohstoffe umzuwandeln.
Für den Chemiker Warshel wird es in den nächsten 50 Jahren wichtige Errungenschaften bei der Bekämpfung von Krebs und anderen Krankheitserregern geben. Er hält es aber für besonders wichtig, dass sich die Wissenschaft den weltweiten Energieproblemen annimmt.
Große Einigkeit herrschte bei allen darüber, man in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr in die wissenschaftliche Bildung, im Besonderen im Kindergarten, investieren müsse. Je früher man damit beginne, Mädchen und Jungen mit wissenschaftlichen Themen vertraut zu machen, desto weniger Berührungsängste hätten diese später, sich auch beruflich in diese Richtung weiterzuentwickeln.
Dazu müsse man das heutige Wissen darüber, wie das Gehirn am besten lernt – nämlich durch Erfahrungen und Erinnerungen – nutzen: Wer selber ein Experiment durchführt, wird sich das besser merken können, als wenn er nur darüber liest. Motivation sei dabei ein wichtiger Punkt, meint Szostak. „Wenn ich versuche etwas Neues zu lernen, ohne ein konkretes Ziel zu haben, dann fällt mir das schwer.“ Ramakrishnan hielt dagegen, dass beim Lernen vieles von der eigenen Veranlagung abhänge, dennoch sei „Wissenschaft nicht so schwer, wie viele immer glauben“.
Mehr Kenntnisse könnten auch dabei helfen, eine der größten Bedrohung für die Wissenschaft zu umgehen: Viele Menschen würden beispielsweise durch Horror-Nachrichten über mögliche Nebenwirkungen von Entdeckungen und Erfindungen derart verschreckt, dass sie jede Forschung und jeden Wissenschaftler verteufeln. Besonders Politiker müssten sich ein breiteres, naturwissenschaftliches Basiswissen aneignen. Nur so könnten sie verstehen, wie dringlich Probleme seien und entsprechend handeln. So habe US-Präsident Barack Obama erst im Laufe seiner Amtszeit erkannt, welche Bedrohung der Klimawandel sei.
Ein Problem könne aber kein Wissenschaftler je lösen, erklärte Arieh Warshel und bekam dafür Zustimmung von allen auf dem Podium: die Tendenz der Menschen, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Person des TagesFrançois EnglertVon Bananentoasts, Dunkler Materie und menschlicher Neugier
Sind Sie das erste Mal hier in Lindau?
François Englert: Ja, ich bin zum ersten Mal in Lindau und nehme auch zum ersten Mal an dem Treffen der Nobelpreisträger teil.
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1Nw0DsG
„Lindauer trauen sich an Nobelpreisträger heran“:
http://bit.ly/1HxcaJp
Bildergalerie: Die schönsten Folien der Nobelpreisträger:
http://bit.ly/1GOcA8z
Tag 4
Zitat des Vormittags
durch Wissen überwinden.“
Oliver Smithies, Nobelpreis für Medizin, 2007
Gewichtiges Problem
Auch wenn der eine oder die andere angesichts eigener ähnlicher Waage-Erfahrungen schmunzeln muss, in dieser Aussage steckt ein Körnchen Wahrheit - genauer gesagt, ein Salzkörnchen. Denn um 50 Millionstel Gramm, so viel wiegt in etwa ein Salzkorn, unterscheidet sich das Ur-Kilogramm in Paris zu seinen weltweit 83 Kopien, die von den nationalen Messbehörden genutzt werden.
Naturkonstanten helfen Einheiten zu definieren
So wurde denn 1983 ein Meter als die Strecke festgelegt, die das Licht im Vakuum in einer 299792458-stel Sekunde zurücklegt. Grundlage dafür ist die stets gleichbleibende Lichtgeschwindigkeit von 299792458 m/s. Zugegeben, das ist für Otto-Normalverbraucher natürlich nicht so bis (an-)fassbar wie der bis dahin maßgebliche Ur-Meter - einem Stab aus einer Platinum-Iridium-Mischung, der dem zehnmillionsten Teil der Entfernung vom Nordpol über Paris zum Äquator entspricht. Heute kann man diesen im Pariser Museum der Künste und Berufe besichtigen.
Und während früher eine Sekunde als 86400-ster Teil eines Erdentages beschrieben wurde, lautet die Definition seit 1967: Eine Sekunde ist das 9192631770-fache der Periodendauer einer Strahlung, die das Nuklid Cäsium-133 beim Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes emittiert. Das klingt zwar nicht so poetisch wie die Näherung „Dauer eines Herzschlag bei einem ruhenden Erwachsenen“, ist dafür aber absolut exakt und immun gegen koronale Erkrankungen.
Doch das Kilogramm wehrte sich gegen eine Neudefinition ebenso standhaft wie manch Hüftspeck bei der alljährlichen Frühlingsdiät – eine passende Naturkonstante ließ sich einfach nicht finden. Bis 2011. Bei einem Treffen von Wissenschaftlern und Politikern in Frankreich wurde damals vorgeschlagen, den sogenannten Quanten-Hall-Effekt dafür zu nutzen, der von dem Deutschen Klaus von Klitzing entdeckt wurde. Von Klitzing hatte herausgefunden, dass die Einheit des elektrischen Widerstands (Ohm) durch zwei Naturkonstanten - das Plancksche Wirkungsquantum und die Ladung des Elektrons - genau bestimmt wird und damit selbst eine universelle Naturkonstante darstellt. Dafür erhielt er 1985 den Nobelpreis für Physik. Die nach ihm benannte Konstante (25.812,807443 Ohm) dient heute weltweit als einheitliche Bezugsgröße zur Messung von Widerständen.
Zwei Verfahren wetteifern
Dieses recht kompliziert beschriebene Vorgehen nennt sich als Experiment „Watt-Waage“ und liefert sich gemeinsam mit dem Avogardo-Experiment ein Wettrennen um die Anerkennung als Neudefinition des Kilogramms. Wobei man den Begriff „Rennen“ ebenso relativ betrachten muss wie Einstein es bei der Zeit tat, denn beide Projekte laufen mittlerweile seit Jahrzehnten.
Die Watt-Waage ähnelt einer Balkenwaage: Auf der einen Seite befindet sich ein Kilogramm-Prototyp, auf der anderen Seite eine stromdurchflossene Spule, die eine Gegenkraft ausübt. Mit Hilfe eines Laser kann genau bestimmt werden, um wie viel die Waage ausgelenkt wird – also wie viel elektrische Kraft notwendig ist, um eine bestimmte Masse aufzuwiegen. So könnte man die Masse im Verhältnis zu der Naturkonstanten des Planckschen Wirkungsquant herleiten. Problematisch bei dieser Art der Bestimmung sind die zahlreichen Größen, die hochpräzise im Vakuum gemessen werden müssen, die hohe Störanfälligkeit durch die Schwerkraft der Gestirne und die Kosten für die meterhohe Waage.
Viel einfacher klingt das Avogardo-Experiment, denn hier wird einfach nur gezählt: die Anzahl von Atomen in einer Silizium-Kugel. Grundlage hierfür ist die Avogadro-Konstante, eine unfassbar große Zahl mit 24 Stellen, die die Anzahl der Atome oder Moleküle angibt, die in einem Mol eines Stoffes enthalten sind. Erste Experimente erbrachten jedoch Ergebnisse, die nicht die vorgegebene Messgenauigkeit von acht Stellen hinter dem Komma erreichten.
Das hat sich zwischenzeitlich geändert: Jetzt können die Forscher an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt eine Siliziumkugel verwenden, die aus nur einem Kristall hergestellt wurde. Der wiederum besteht zu 99,99 Prozent aus nur einer Atomsorte: Silizium-28. Aus dem Kristall werden in den kommenden Monaten zwei Kugeln geschliffen, die jeweils exakt ein Kilogramm wiegen sollen. Anschließend werden die Wissenschaftler die Atome in einer Siliziumkugel zählen, dann noch exakt das Volumen der Kugel messen und schließlich daraus das Kilogramm ableiten. Das klingt zwar alles verständlicher, aber auch viel langwieriger.
Welche Methode letztlich die Neudefinition des Kilogramms festlegen wird, wird sich 2018 zeigen. Dann sollen auf der Generalkonferenz für Maß und Gewicht die Einheiten vorerst endgültig mit Hilfe von Naturkonstanten definiert werden. Deshalb lautete auch der Titel von Von Klitzings Vortrag treffend: „Ein neues Kilogramm in 2018 - Die größte Revolution in der Metrologie seit der Französischen Revolution“.
Zitat des Nachmittages
Peter C. Doherty, Nobelpreis für Medizin, 1996
Von Ingrid AugustinDie Stimme aller KinderFriedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi fordert die Laureaten und Nachwuchswissenschaftler auf, sich für die Belange der Kinder auf dieser Welt einzusetzen
Als er nach Lindau eingeladen wurde, habe er zum ersten Mal erfahren, dass dies die größte Ansammlung von Wissenschaftlern aller Disziplinen sei und „ich habe mich gefragt, was ich hier tun soll“, erklärte Satyarthi zu Beginn. Auch wenn er selbst gerade die naturwissenschaftlichen Fächer an der Schule sehr gemocht und ein Ingenieur studiert habe. Aber schließlich er nicht hier um über Wissenschaft und Forschung zu reden.
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1CQXu0j
„Schülern mehr von der Wissenschaft rüberbringen“:
http://bit.ly/1JDh9Zt
Abschluss
Von Ingrid AugustinWissenschaft & Gesellschaft Nobelpreisträger ergründen, wie man mehr Bildung für Wissenschaft schaffen könnte
So begrüßte Moderator Alok Jha am Freitag zu den Thema „Bildung für die Wissenschaft“ auf der Bühne die Nachwuchswissenschaftlerin Lucia Prieto Godino, den Nobelpreisträger Harald W. Kroto, des Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi und den Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Georg Schütte.
Von Ingrid AugustinNobelpreisträger warnen vor KlimawandelMainauer Deklaration zum Abschluss der 65. Nobelpreisträgertagung verabschied
Nach den Beschlüssen des G7-Gipfels in Elmau im Juni sowie der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus ist die Mainauer Deklaration der dritte derartige Aufruf politischer und moralischer Autoritäten innerhalb kurzer Zeit.
Die mehr als 30 Vertreter aus der Medizin, der Chemie und der Physik folgen mit ihrer Deklaration früheren Nobelpreisträgern. Auf Initiative des Physikers Otto Hahn warnten 1955 Nobelpreisträger, ebenfalls auf der Insel Mainau, vor den Gefahren von Atomwaffen und riefen zur friedlichen Nutzung der Kernspaltung auf.
Mehr zum Nachlesen
http://bit.ly/1gf8TSM
Viele Frauen bei Tagung, wenige in Spitzenforschung:
http://bit.ly/1GVvWaH
„Warum werden manche Kinder beiseite geschoben?“:
http://bit.ly/1f9awRO
- Nobelpreisträger leiten Abriss der Inselhalle ein
http://bit.ly/1eqc4ps