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Die Idee

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Die Insel

In einer Lagune an der mexikanischen Karibikküste schwimmt eine Insel. Ihr Name ist „Joyxee“. Klein ist sie und wunderschön. Auf der Insel steht ein Haus, auf ihrem sandigen Boden wachsen Mangroven und Bohnen.
Der Engländer Richart Sowa hat die Insel und das Haus gebaut. Das Besondere: Beides besteht fast vollständig aus Müll. Auf die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt ist Richart Sowa gekommen, als er im oberschwäbischen Pfullendorf gelebt hat. Julia Baumann hat den Engländer in Mexiko besucht und lädt Sie zu einem multimedialen Rundgang auf „Joyxee“ ein.

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Seit acht Jahren baut Richart Sowa an der schwimmenden Insel, die einen Durchmesser von 25 Metern misst. Sie ist eine Konstruktion aus zusammengebundenen Europaletten und in Säcken verpackten, leeren Plastikflaschen.

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Dass sich die Plastikflaschen unter der Insel extrem lange halten, liegt vor allem daran, dass sie dort keinem Sonnenlicht ausgesetzt sind. „Ähnlich wie bei der menschlichen Haut kann die UV-Strahlung auch bei Plastikflaschen chemische Bindungen zerstören. Ohne UV-Strahlung bleiben sie aber jahrzehntelang unversehrt“, erklärt Isabell Schmidt, Referentin für Umwelt und nachhaltige Entwicklung bei der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Zwar könne man nicht ausschließen, dass die Plastikflaschen mit der Zeit kleine Mengen Chemikalien ins Wasser abgeben.  „Aber da es sich um Lebensmittelflaschen handelt, findet das nur in sehr geringem Umfang statt“, erklärt Schmidt. Für Richart ist seine Insel daher ein Upcyclingprojekt. „Als ich nach Mexiko gekommen bin, ist mir als erstes der viele Müll aufgefallen. Und den wollte ich verwerten“, sagt er.
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Die Idee

Ende der 1970er Jahre lebt Richart Sowa zwei Jahre im oberschwäbischen Pfullendorf. Dort arbeitet er beim Küchenhersteller ALNO. Als er eines Abends auf seiner Terasse sitzt, glaub er, ein Ufo zu sehen. „In diesem Moment hatte ich eine Eingebung. Ich wusste, ich muss zeichnen, was ich da gesehen hatte“, erzählt er. Als Richart Jahre später nach Mexiko kommt, zeigen ihm Freunde bei Mexiko-Stadt die so genannten „Chinampas“ - Flöße aus Rohrschilf, die die Azteken als Anbauflächen an Seeufern benutzt haben. Das war 1996. „Plötzlich ist mir die Zeichnung wieder eingefallen, die ich fast 20 Jahre zuvor in Pfullendorf gemacht hatte. Und da ist mir klar geworden: Ich hatte damals kein Ufo gezeichnet, sondern eine schwimmende Insel.“
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„Joyxee“ ist nicht Richarts erste schwimmende Insel. Bereits 1996 baut er eine erste Flaschen-Insel in Zipolite an der Mexikanischen Westküste. „Nach vier Monaten hat mich die mexikanische Polizei von dort vertrieben“, erzählt er.
Doch Richart gibt nicht auf und findet einen neuen Platz für eine zweite Insel: Puerto Aventuras an der mexikanischen Ostküste. Vier Jahre lang werkelt er an seiner Insel, wird zur Touristenattraktion. Bis ein Hurrikan 2005 alles zerstört. „Da wollte ich alles aufgeben“, erzählt Richart. Doch er hat Glück: Der Leiter eines mexikanischen Öko-Parks ist so begeistert von Richarts Insel-Idee, dass er ihm 20 000 Dollar Startkapital für den Bau einer weiteren Insel spendiert. 2007 beginnt Richart mit dem Bau von  „Joyxee Island“ in einer Lagune der „Isla Mujeres“.  
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„Joyxee Island übertrifft all meine Erwartungen. Die Insel ist noch schöner und vor allem größer als die ersten beiden“, sagt Richart. Den Boden der Insel hat er - ebenso wie den Boden in seinem Haus - mit Sand aufgefüllt. Neben den vier Doppelbetten im Inneren des Hauses gibt es noch drei Außenschlafplätze für warme Sommernächte.
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Sogar eine richtige Küche hat sich Richart eingerichtet. Den Strom dafür bekommt er über eine Solaranlage am Ufer, die ihm eine österreichische Firma gesponsert hat.
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Um ans Ufer und wieder zurück zu kommen, hat sich Richart Sowa ein Boot gebaut. Auch das schwimmt - natürlich - auf alten Flaschen. Das Haus auf der Insel besteht laut Sowa übrigens ebenfalls zu 80 Prozent aus Müll.
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Der Mann

Schon Jahre bevor er nach Mexiko gekommen ist, ist Richart um die Welt gereist - auf der Suche nach seinem richtigen Lebensweg. „Meine Frau hatte mich mitsamt unseren vier Kindern verlassen. Mir ist es nicht sehr gut gegangen damals und ich wusste nicht, wohin mit mir“, erzählt er.
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Richart hält sich mit Straßenmusik und Malerei über Wasser. Doch noch etwas anderes spielt eine wichtige Rolle auf seinen Reisen: Religion. „Ich war einige Zeit bei den Zeugen Jehovas, dann Mitglied der Hare Krishna in Indien.“ Weil sich nichts davon wirklich richtig für ihn anfühlt, zieht er in den 1990er Jahren wieder zurück zu seiner Mutter ins britische Middlesbrough. „Ich habe gebetet, dass sich mir der richtige Lebensweg auftut“, sagt er. Eines Abends klingelt das Telefon seiner Mutter. „Am anderen Ende war ein Mann aus Kalifornien, dem ich einmal die Telefonnummer meiner Mutter gegeben hatte.“ Für Richart ist das das Zeichen, um das er gebeten hatte. „Ich habe die Nummer sehr selten rausgegeben. Und zuvor war ich jahrenlang nicht mehr bei meiner Mutter. Das war einfach zuviel, um nur Zufall zu sein“, erklärt er. Richart fliegt nach Kalifornien und überquert wenige Wochen später die Grenze zu Mexiko.  
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„Die Welt ist noch voller Plastikflaschen - es gibt also noch viel zu tun“, sagt Richart Sowa. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, seine Idee der schwimmenden Leergutinsel zu verbreiten. Dafür hat er vor kurzem sogar einen Verein gegründet. „Gerade in Ländern wie Indien sehe ich großes Potenzial. Dort gibt es ein Müll- und ein Wohnproblem. Inseln wie meine können beides auf einmal lösen.“ 
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Texte
Julia Baumann

Fotos
Julia Baumann

Videos
Julia Baumann

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