Es wird dunkel
Willkommen zu den Schattenspielen
Erinnerungen an 1999Die Sonnenfinsternis in den Wolken
Kaum jemand in Deutschland weiß nicht, wo er die totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 erlebt hat. Schließlich geschieht es nicht jeden Tag, dass sich die Sonne komplett verdunkelt - tatsächlich findet die nächste totale Sonnenfinsternis, die man von Deutschland aus sehen kann, erst am 3. September 2081 statt.
Doch auch die partielle Sonnenfinsternis am 20. März 2015 wird sicherlich wieder alle Blicke auf den Himmel richten.
Thomas Freidank von der Volkssternwarte Laupheim zur Sonnenfinsternis (2011)
Verkehrte Welt am 20. MärzWenn der Himmel sich am Morgen verdunkelt
Von dieser totalen Sonnenfinsternis werden wir in Deutschland nichts mitbekommen, denn die Totalitätszone, also der Bereich, indem der Kernschatten der totalen Sonnenfinsternis die Erde trifft, ist gerade einmal 463 Kilometer breit.
Wesentlich größer ist der Halbschatten der Sonnenfinsternis. Er trifft Europa und Nordwestafrika.
In den Vormittags- und Mittagsstunden können wir daher eine partielle Sonnenfinsternis beobachten, die auch in Deutschland unterschiedlich finster ausfällt.
So wird die Sonne in Kiel oder Hamburg zu gut 80 Prozent bedeckt sein, während die Region zwischen Ulm und Bodensee nur eine rund 68-prozentige Abdeckung der Sonne studieren kann.
Timing ist alles
Finsternis über Oberschwaben
Zwischen 70 und 65 Prozent
Zwischen 70 und 65 Prozent
Stimmungsvolles Licht
Los geht es mit der Sonnenfinsternis gegen 9.20 Uhr – dann beginnt der Mond sich vor die Sonne zu schieben.
„Wir in Laupheim rechnen damit das Maximum, also die regional maximal mögliche Abdeckung der Sonne von 70 Prozent gegen 10.37 Uhr zu erreichen“, erklärt der Hobby-Astronom Henri Ullrich von der Volkssternwarte Laupheim.
Stuttgart sei wenige Sekunden früher dran, habe aber eine Abdeckung von 71,6 Prozent.
Lindau ist mit einer 69-prozentigen Abdeckung ebenfalls ein wenig früher dran.
Gegen 11.47 Uhr wird der Mond die Sonnenscheibe wieder vollständig freigegeben haben.
Doch wer in dieser Zeit nicht nach oben schaut, wird von dem Himmelsschauspiel nichts mitbekommen.
Denn im Gegensatz zu einer totalen Sonnenfinsternis wird es bei einer partiellen Finsternis nicht wirklich dunkel: Selbst die restlichen 30 Prozent der Sonne sorgen für so viel Licht, dass einem der Unterschied so gut wie kaum auffällt.
„Es ändert sich aber die Lichtstimmung“, sagt Henri Ullrich. Wer genau darauf achte, bemerkt, dass diese in etwa dem Moment gleicht, wenn es am Morgen schon hell ist, die Sonne aber noch nicht am Himmel steht, meint der 55-Jährige, der sich bereits seit 35 Jahren mit Astronomie beschäftigt.
Der Standort spielt keine Rolle
Wo man die Sonnenfinsternis am Freitag beobachtet, spielt diesmal keine Rolle. „Lichtverschmutzung spielt bei der partiellen Sonnenfinsternis keine Rolle“, erklärt Henri Ullrich, schließlich werde es nicht dunkel wie bei einer totalen Sonnenfinsternis.
Wichtig sei allerdings, dass man einen freien Blick auf die Sonne hat, die etwa 40 Grad über dem Horizont stehen wird, so der Amateur-Astronom.
Übrigens: Während des Autofahrens oder Radelns sollte man die Augen auf den Verkehr richten und nicht nach oben schauen. Besser ist, man stellt das Fahrzeug kurz ab und schaut dann – natürlich nur entsprechend geschützt – dem Himmelsschauspiel zu.
Der Himmel über unsWolkenlos wär schön
Derzeit sehen die Wetterbedingungen für die Sonnenfinsternis-Beobachter ganz gut aus.
Laut dem Wetterexperten Roland Roth von der Wetterwarte Süd liegt der Südwesten zwischen zwei Tiefdruckgebieten über der Nordsee und dem westlichen Mittelmeer. Das daraus resultierende kleine Zwischenhoch im Gebiet von der Ostalb bis zum Bodensee sorgt mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen wolkenfreien Blick auf die Sonnensichel, so seine Wetterprognose aufgrund der am Dienstag verfügbaren Daten.
Mit Niederschlägen sei ebenso wenig zu rechnen wie mit Nebel. Dafür sei die Luft momentan zu trocken, erklärt Roth. Doch könne er Frühnebel - gerade über dem Bodensee – nicht zu 100 Prozent ausschließen.
Und auch wenn am Freitag eigentlich der kalendarische und astronomische Frühling beginnt, sind die Temperaturen wenig frühlingshaft. Zu Beginn der Sonnenfinsternis rechnet Roland Roth mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, gegen 12 Uhr dürfte das Thermometer um die 12 Grad zeigen.
Sonne und Strom
Gehen die Lichter aus?
Nachvollziehbar: Denn mit der Energiewende ist Solarenergie zu einem immens wichtigen Standbein in unserem Stromnetz geworden. Solaranlagen auf deutschen Dächern speisen täglich Strom in das Netz ein – wenn es genügend Sonnenschein gibt.
Doch eine Sonnenfinsternis bewirkt einen Einbruch der Solarstromleistung. So kann es laut einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin abhängig vom jeweiligen Bedeckungsgrad der Sonne zu großen Schwankungen des Energieeintrags ins Stromnetz kommen.
Dennoch: „Angst vor einem Netzblackout müssen die Deutschen nicht haben“, sagt Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg. Denn die Auswirkungen der Sonnenfinsternis seien den Netzbetreibern bis in die Einzelheiten bekannt. Es gebe genug Ersatzleistung sowie Regelungsstrategien.
„Zur Stabilisierung der Netze stehen unter anderem Pumpspeicher mit einer Leistung von rund sieben Gigawatt bereit“, sagt Tschamber. „Da insgesamt bis zu elf Gigawatt Ersatz für die kurze Zeit nötig ist, braucht es aber auch flexible Gaskraftwerke.“
Auch der starke Anstieg der Photovoltaik-Leistung nach der Sonnenfinsternis sei kein Problem, so Tschamber. Die Stromnetzbetreiber in Deutschland seien darauf vorbereitet, die Ersatzleistung wieder zeitlich präzise herunterzufahren.
In der deutschen Energiebranche, bei den Netzbetreibern und bei der Bundesnetzagentur sieht man es ähnlich und spricht derweil von mittleren Herausforderungen, die „beherrschbar“ seien.
Sonnenfinsternis: Droht Deutschland ein Blackout
Ernstfall um 9.29 Uhr
Pressemitteillung Tennet zur Sonnenfinsternis
Pressemitteilung Tennet zur Systemstabilität
Solar Cluster Baden-Württemberg
Augen zu
Schützt euch
Verantwortlich dafür sind vor allem das ultraviolette Licht, aber auch das sichtbare Licht und die Wärmestrahlung. Sie zerstören die helligkeitsempfindlichen Stäbchen auf der Netzhaut und die farbempfindlichen Zapfen der Augen. Das merkt man aber nicht gleich, weil die Netzhaut schmerzunempfindlich ist. Hinzu kommt, dass der angeborene Drang zum Wegsehen nach einigen Sekunden direkten Sehens in die Sonne nachlässt.
Daher dürfen Sie die partielle Sonnenfinsternis am 20. März in keiner Phase ohne Augenschutz beobachten.
Nicht ohne meinen Sonnenfilter
Wer mit bloßen Augen durch den Sucher einer Kamera, eines Feldstechers oder eines Fernrohres in die Sonne schaut, kann dauerhaft erblinden. Denn in einem Kameraobjekt (wie auch in einem Fernglas) bündeln sich die Sonnenstrahlen wie hinter einem Brennglas und können innerhalb von Sekunden die Netzhaut des Auges zerstören.
Sie können entweder eine geeignete Filterfolie verwenden, die das Objektiv abdeckt oder aber auch spezielle Objektivfilter zur Sonnenbeobachtung, die man im Fachhandel erhält. Achtung: Okularfilter sind hierfür überhaupt nicht geeignet!
Recht gute Aufnahmen von der Sonnenfinsternis kann man mit einem Tele-Objektiv erhalten. Dieses sollte eine Brennweite von mindestens 200 mm (Kleinbild) haben.
Als Richtwert kann man sagen, dass Sie gute Finsternisfotos bekommen werden, wenn Ihre Digitalkamera den Vollmond bei entsprechenden Einstellungen ausreichend groß darstellt.
Impressum
Impressum
Impressum
Fotos: Shutterstock, dpa
Videos: Fotolia, Youtube
Audio: Regio TV Ulm
Literatur:
- dtv-atlas zur Astronomie;
- Die Sonnenfinsternis am 11. August 1999, Wolfgang Held
Links:
- Ausführliche Informationen zu Sonnen- und Mondfinsternissen findet man auf der Internetseite: http://www.sofi2015.de/
- Wer sich mehr über Astronomie informieren möchte, dem sei ein Besuch einer der zahlreichen Sternwarten in der Region empfohlen.
Die meisten von diesen bieten auch regelmäßige Führungen und Vorträge an.
Einige von ihnen haben am Freitag, 20. März während der Sonnenfinsternis geöffnet.
Hier eine Auswahl:
- Überlingen: http://www.sternwarte-ueberlingen.de/
- Laupheim: http://www.planetarium-laupheim.de/
- Rosenfeld: http://www.sternwarte-zollern-alb.de/
- Waldburg: http://www.sternwarte-waldburg.de/
- Ehingen: http://www.sternwarte-ehingen.de/
- Aalen: http://www.sternwarte-aalen.de/sternwarte.html
- Singen: http://www.sternwarte-singen.de/
- Wilhelmsdorf http://www.sternwarte-wilhelmsdorf.de/
- Eriskirch: http://www.astrosurf.com/euroastronomie/D-78256.htm