Lisa
Lisa
Beim Konzert in der Ravensburger Oberschwabenhalle passiert etwas, das BAP auf ihrer Tournee zum 40. Bandgeburtstag mit rund 70 Konzerten nur ein einziges Mal machen: Sie spielen das durch die Räuberhöhle inspirierte Lied „Lisa“. Auf der vorhergehenden Tournee 2014 war der Song noch im Programm und Niedecken erzählte landauf landab die Geschichte seiner Entstehung. Die Räuberhöhle sollte damit zumindest BAP-Fans in ganz Deutschland ein Begriff sein.
Wer genau das Mädchen war, von dem Wolfgang Niedecken als „Lisa“ singt oder wer ihm die Geschichte damals erzählt hat, lässt sich nicht mehr nachverfolgen. Aber das Lied ist inzwischen in der Räuberhöhle Legende, wie Niedecken und BAP auch.
BAP spielt Lisa in Ravensburg
Räuberhöhle
Die Räuberhöhle
„Die kommen nachher noch kurz“, verrät Martin Höld schon kurz nach dem Konzert. Höld, den in Ravensburg alle nur Made nennen, ist Chef des Vereins „Freunde der Räuberhöhle“, der seit Jahren gegen die Schließung und den Umbau der Höhle kämpft. Die Höhle und ihre Räuber zittern nämlich vor dem Totalumbau und einem neuen Betreiberkonzept.
Das Schicksal, entweder von Investoren zu einem modernen und teuren Laden umgebaut oder gleich ganz weggerissen und durch einen exklusiven Wohnblock ersetzt zu werden, hat in der Millionenstadt Köln nur zu viele der legendären Eck-Kneipen erwischt. Auch das Chlodwig-Eck. Allein schon deswegen findet Wolfgang Niedecken es in Ravensburg „ganz großartig, dass der Verein nicht resigniert, sondern weitermacht“.
Niedecken signiert den Tresen in der Räuberhöhle
Konzert
Lebenslänglich: Vier Jahrzehnte
Wolfgang Niedecken erinnert auf der Bühne inzwischen ein wenig an zwei seiner großen Idole: Optisch nähert er sich immer mehr Bob Dylan an. Graue Lockenmähne, grauer Bart. Als die Band „Stell dir vüür“ spielt – die Hymne der Kriegsdienstverweigerer aus dem Jahr 1979 – schwingt eine Hommage an Dylans „Hurricane“ durch die Halle. Und was die Länge des Konzerts angeht, kann BAP es locker mit Bruce Springsteen aufnehmen: Rund dreieinhalb Stunden dauert der Ritt durch vier Jahrzehnte Bandgeschichte in der Oberschwabenhalle, die mit rund 1500 Besuchern zu gut zwei Dritteln gefüllt ist.
Bei „Jraaduss“ stellt die Oberschwabenhalle zum ersten Mal ihre Kölsch-Kenntnisse vor. „Im Kölschen gibt es kein G“, korrigiert Niedecken ein paar Nachhilfebedürftige. Und nach zwei, drei Durchgängen im Refrain adelt der bekennende FC-Köln-Fan die 1500: „Damit kämt ihr in Müngersdorf in der Südkurve durch.“
Sowieso hat der 65-Jährige Spaß an Auftritten außerhalb des kölschen Dialektraums: „Es ist immer wieder interessant: Da kommt eine Band, singt einen total fremden Dialekt und dann vergessen die Leute im Publikum ihren eigenen.“ Zu hören zum Beispiel auch bei „Do kanns zaubere“, „Fortsetzung folgt“, „Paar Daach fröher“ und natürlich „Aff un zo“.
Eindrücke vom BAP-Konzert in der Oberschwabenhalle
Widerstandspreis
Der Widerstandspreis
Allerdings: „Ich hab’s nicht so mit Wertigkeiten“, lässt er verlauten. Ob er nun vom Bundespräsidenten oder von den Ravensburger Freunden der Räuberhöhle ausgezeichnet werde – „das sind alles ehrenwerte Leute“.
„Großartig“, findet Niedecken, dass der mittlerweile 700 Mitglieder starke Ravensburger Verein „nicht resigniert“, sondern sich „in dieser postfaktischen Zeit, in der häufig nur noch rumgeprollt wird“, gegen rechts engagiert. Eben das sollten seiner Ansicht nach nämlich „alle anständigen Menschen“ tun – und hier wird der 65-Jährige sehr schnell sehr ernst: „Gegen rechts zusammenstehen.“ Er selbst bemühe sich, trotz allem, nicht zu resignieren und, vor allem, „nicht zynisch zu werden“.
Wolfgang Niedecken nimmt den Wiederstandspreis entgegen
Ende
Wolfgang Niedecken - der Freund der RäuberhöhleImpressum
Ruth Auchter / Nicolai Kapitz / Michael Scheyer
Fotos / Videos
Ruth Auchter / Michael Scheyer
Verantwortlich
Yannick Dillinger
Kontakt
www.schwäbische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
Telefon: 0751 / 2955 5555
online@schwaebische.de
Copyright
Schwäbische Zeitung 2016 - alle Rechte vorbehalten