Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

30 Jahre Wiedervereinigung

Logo https://stories.schwaebische.de/30-jahre-wiedervereinigung

Titelseite und Überblick

Die Wiedervereinigung beeinflusst die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft vieler Menschen in der Region. Reporterin Anne Jethon erzählt die Geschichten von drei Menschen, deren Leben wesentlich vom Mauerfall geprägt sind. 
Zum Anfang
Zum Anfang

Historisches

Am 3. Oktober feiern die Deutschen den Tag, an dem ihre geteilte Nation wieder eins geworden und an dem die DDR der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist. 40 Jahre lang war Deutschland in zwei Staaten geteilt. Zwei Jahre vor dem Ende dieser Teilung haben sich die Ereignisse in der DDR und der BRD überschlagen. Ein kurzer Überblick.
Zum Anfang
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei – die Siegermächte teilen Deutschland unter sich auf. Das wird unter anderem auf der Konferenz von Jalta entschieden. Das Archivbild zeigt den britischen Premierminister Winston Churchill, US-Präsident Franklin D. Roosevelt und den sowjetischen Diktator Josef Stalin (von links). Die USA, Frankreich und England kontrollieren den Westen Deutschlands. Die damalige Sowjetunion kontrolliert den Osten.

West und Ost haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie es mit Deutschland weitergehen soll. Die Westmächte streben eine parlamentarische Demokratie, Kapitalismus und Föderalismus an.

In der DDR baut der erste Staatsvorsitzende Walter Ulbricht das Land nach dem Vorbild der Sowjetunion um  - sozialistisch. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) hält die politische Macht. 1949 entstehen zwei deutsche Staaten mit eigenen Regierungen: die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR).
Zum Anfang
Auch wirtschaftlich haben die beiden Staaten ganz unterschiedliche Ziele. Der Marshall-Plan und soziale Marktwirtschaft sollen die westdeutsche Wirtschaft aufbauen.

In der DDR bestimmt die Planwirtschaft das Handeln der verstaatlichten Unternehmen. Die sozialistische Gesellschaftsordnung beherrscht das Privatleben der Bürger. Viele Menschen sind damit unzufrieden und reisen aus. Als Folge schließt die DDR 1961 die Grenze zur BRD. Der Bau der Berliner Mauer beginnt.

Zwischen der Sowjetunion und dem Westen nehmen die Spannungen immer weiter zu. Die Welt teilt sich in einen West- und einen Ostblock auf. Polen und Ungarn gehören als Verbündete der Sowjetunion zum Ostblock.
Zum Anfang
In der DDR wächst die Unzufriedenheit der Menschen. Der Staat missachtet die Meinungs-, Reise- und Demonstrationsfreiheit seiner Bürger. Die Stasi bespitzelt sie. Wer die Grenze übertreten will, riskiert sein Leben. Auch wirtschaftlich geht es der DDR immer schlechter.

In den 1980ern löst sich der Ostblock langsam auf: Polen führt demokratische Parteien ein, Ungarn öffnet 1989 seine Grenzen zu Österreich. Tausende DDR-Bürger versuchen deshalb über Ungarn in die BRD einzureisen. Daraufhin verbietet die DDR die Einreise nach Ungarn. Im September 1989 fordern zahlreiche DDR-Flüchtlinge in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag die Erlaubnis zur Ausreise und bitten die BRD um Unterstützung.
Zum Anfang
Zur „Wir wollen raus!“-Bewegung kommen „Wir bleiben hier“-Bewegungen hinzu. Das Neue Forum ist die erste landesweite Oppositionsbewegung in der DDR außerhalb der evangelischen Kirche. Sie will die Strukturen innerhalb der DDR verändern. Ihr Hauptanliegen: ein „demokratischer Dialog“, der in aller Öffentlichkeit über die wichtigen Fragen in der DDR nachdenkt.

Menschen organisieren sich in der SPD, im "Demokratischen Aufbruch" und in "Demokratie Jetzt".
Zum Anfang
Immer mehr Menschen treffen sich zu friedlichen Protesten gegen die Regierung der DDR. Bei den Montagsdemonstrationen kämpfen die Menschen für die Demokratie. Hunderttausende kommen im Oktober 1989 in Leipzig zusammen, in der ersten Novemberwoche erreichen die Demonstrationen ihren Höhepunkt in Berlin.
Am 4. November demonstrieren rund 100.000 Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz.
Zum Anfang
Schließen
Um die Bevölkerung zu beruhigen, trifft die DDR einen Entschluss - sie will die Reisebeschränkungen lockern.
Am 9. November 1989 ist Zentralkomitee-Sekretär Günter Schabowsky versehentlich für den Mauerfall verantwortlich. Er sagt, die DDR habe ihre Grenzen geöffnet und die Bürger dürften frei reisen. An den Grenzübergängen gibt es einen Massenansturm. Die Grenzsoldaten  öffnen nach 28 Jahren die Berliner Mauer.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Mit der Maueröffnung ist die deutsche Einigung aber noch keine beschlossene Sache. Bürgerrechtler versuchen, die DDR einerseits zu öffnen und trotzdem eine Alternative zu Sozialismus und Kapitalismus zu entwickeln. Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, bemüht sich zusammen mit dem Westen und der BRD um einen friedlichen Wandel in der DDR. In Moskau spricht er im November aber auch von einer „Wiedervereinigung“ Deutschlands.

Hans Modrow, der neue Ministerpräsident der DDR, spricht von einer „Vertragsgemeinschaft“ zwischen den beiden Staaten. Die DDR solle zu einer „sozialistischen Marktwirtschaft“ umgestaltet werden, in der es auch „sozialistisches Unternehmertum" geben werde.

Zum Anfang
Tausende Menschen strömten zu den Grenzübergängen. Zuerst durften nur einzelne Menschen aus der DDR die Grenze überqueren. Gegen 23.30 Uhr gaben die Diensthabenden in Berlin-Wedding dem Drängen nach und öffneten die Grenze für Alle.

Kurz nach Mitternacht waren alle Grenzübergänge in Berlin geöffnet. Die Menschen lagen sich jubelnd in den Armen und weinten vor Glück. Am Brandenburger Tor stiegen Berliner aus Ost und West auf die Mauer und feierten gemeinsam. Die DDR-Grenzpolizei schritt nicht ein.
Zum Anfang
Immer mehr Menschen ziehen in den Westen, die DDR ist wirtschaftlich am Ende. Helmut Kohl stellt ein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" vor. DDR-Politiker sprechen an einem "Runden Tisch" über die Zukunft ihres Landes.

Bei den Montagsdemonstrationen werden die Rufe nach einer Wiedervereinigung immer lauter.   
Zum Anfang
Im Juli 1990 beschließen DDR und BRD, eine gemeinsame Währung zu benutzen: Die D-Mark bleibt, die Ostmark wird abgeschafft.

Nur einen Monat später entscheidet die Regierung der DDR, dass ihr Land der Bundesrepublik Deutschland beitreten soll. Auch die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges müssen der Wiedervereinigung zustimmen. Ihre Sorge: Das vereinte Deutschland könnte zu mächtig werden und eines Tages einen neuen Krieg anfangen. Die beiden Staaten handeln im September 1990 zusammen mit den Siegermächten den Zwei-plus-Vier-Vertrag aus. Darin verpflichtet sich Deutschland, nie wieder einen Krieg zu beginnen.
Zum Anfang
Am 3. Oktober 1990 tritt der  Einigungsvertrag in Kraft. In Berlin, der neuen Hauptstadt des vereinigten Deutschlands, wird die Wiedervereinigung groß gefeiert. Der 3. Oktober wird als Tag der deutschen Einheit gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland.
Zum Anfang

Vergangenheit

Jacqueline Franke-Lang war 25, als sie gegen die Politik des DDR-Regimes kämpfte und ins Neue Forum eintrat. Die Stasi hatte sie im Visier. Heute sagt sie: "Das war die spannendste Zeit meines Lebens". 


Zum Anfang
"Ich war schon damals Revoluzzer", erinnert sich Jacqueline Franke-Lang an die Zeit in der DDR. Schon immer habe sie gewusst, dass die Menschen sich verbiegen mussten. "Ich hätte gerne ehrlich gelebt und das was ich gesagt habe, auch wirklich gefühlt", sagt sie. 

Dann fälscht die DDR die Wahlergebnisse im Mai 1989 massiv - für Jacqueline Franke-Lang der Moment, in dem sie sich entschließt, sich im Neuen Forum zu engagieren. "Jeder kannte eine Menge vertrauenswürdiger Leute in seiner unmittelbaren Umgebung, die ihren Stimmzettel ungültig gemacht hatten und trotzdem sollten über 99 Prozent für die Einheitsliste gestimmt haben. Das brachte das Fass zum Überlaufen. " 

Die 25-jährige Mutter nimmt an Demonstrationen teil, zeichnet Karikaturen über die Verhältnisse in der DDR und veröffentlicht sie in einer Zeitung, die das Neue Forum regelmäßig herausgibt. 



Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Jacqueline Franke-Lang wohnt heute in Leutkirch und betreibt ihr eigenes Geschäft in Bad Wurzach. Doch anfangs wollte sie nicht aus der DDR raus, sondern sie wollte die DDR verändern. Schon allein wegen ihrer Kinder war Flucht für sie nie eine Option. 

Video öffnen

Zum Anfang
"Wir haben uns regelmäßig getroffen, Bürgerinitiativen gestartet, Durchschläge mit Infos verteilt", erinnert sich Franke-Lang. Regelmäßig fuhr sie nach Zwickau, wo sie sich mit den Anderen heimlich in einem Hinterhaus traf. Bei diesen Treffen habe man sich den Frust von der Seele geredet. „Es wurden feurige Reden gehalten. Missstände, wie zum Beispiel die Wahlen oder die fehlende Öffnung wie in der Sowjetunion, wurden klar und deutlich ausgesprochen. Und dafür war man dankbar."

Hauptsächlich nahm Jacqueline Franke-Lang aber an Demos teil. Nicht weit von ihrem Wohnort entfernt, im vogtländischen Plauen, gab es am 5. Oktober die erste große Demonstration. Wenige Zeit später demonstrierte sie in ihrer Heimatstadt Werdau. Man traf sich in der Kirche, dann ging’s hinaus auf die Straße.  
Das Neue Forum wollte eine friedliche Revolution - "Niemals Gewalt!", sagt Jacqueline. 
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Für ihre Kinder hat sie sich eine bessere Zukunft gewünscht. Gerade deshalb musste sie aber auch besonders aufpassen. Denn die Stasi hatte Jacqueline im Visier. 

Video öffnen

Zum Anfang
Dann fiel die Mauer. Und Franke-Lang dachte im ersten Moment nichts anderes als "Wahnsinn". Drei Tage später reist sie mit ihren Kindern und ihrem Mann in den Westen und ist erschlagen von der Warenflut. "Das Begrüßungsgeld habe ich anfangs gar nicht genutzt", sagt sie. 

Vielmehr will sie, dass die DDR sich nach dem Mauerfall wandelt: "Wir waren wirklich der Meinung, jetzt bricht eine völlig neue Zeit an". Zu Hause war Jacqueline Franke-Lang in den folgenden Wochen als Vertreterin des Neuen Forums Mitglied des auch in Werdau eingerichteten Runden Tischs. Im ersten halben Jahr nach dem Mauerfall ging es um die Frage, wie man die DDR wandeln könne. "Ich hatte wirklich das Gefühl, ich lebe in einer Demokratie. Dieses Gefühl habe ich nie wieder erlebt."
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Deutschland gelingt die Wiedervereinigung. Doch so hatte sich Jacqueline Franke-Lang die politische Veränderung nicht vorgestellt.

Video öffnen

Zum Anfang
Mittlerweile ist Jacqueline Franke-Lang froh, dass sie in den Westen gezogen ist. "Die Menschen hier sind unglaublich nett", sagt sie. Sie hat einen eigenen Laden eröffnet, Freunde gefunden, ihren Mann in der Region kennengelernt. "Ich habe nicht das Bedürfnis zurück zu gehen. Ich fühle mich angekommen."
Zum Anfang

Gegenwart

Dagmar Buggle und Swen Koch lernen sich kennen, da ist Deutschland schon längst wieder eins. Und trotzdem fällt den beiden immer wieder auf, wie unterschiedlich sie sind - wegen ihrer Herkunft und wegen ihrer Geschichte. Wäre die Mauer nicht gefallen, hätten sie aber auch ihre Gemeinsamkeiten nicht entdeckt. 
Zum Anfang
Dagmar und Swen sind in zwei unterschiedlichen Welten aufgewachsen.

Swen kommt aus Wolfen in Sachsen-Anhalt, ist dort zur Schule gegangen und hat im selben Ort als Mechaniker gearbeitet. Schon als Kind war ihm klar: Das Leben im Westen ist anders, als es ihm die Lehrer erzählen. Laut sagen durfte er das aber nicht. Trotzdem hat er sich in seiner Heimat wohlgefühlt, hat nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt zu fliehen oder sich politisch zu engagieren.

Nur vier Wochen nach der Wende ist er dennoch ausgereist, hat Arbeit im Westen gesucht und gefunden. Geblieben ist er aber nicht. Nach drei Jahren ging er zur Geburt seiner Tochter zurück nach Wolfen. Zehn Jahre schlug er sich mit verschiedenen Anstellungen durch, bis er 2004 erneut in den Westen ging – diesmal endgültig.

Dagmar ist am See aufgewachsen, hat in Konstanz studiert und bis zur Wende nicht viel über die DDR nachgedacht. Heute ist ihr Blick auf den Osten ein anderer - auch dank Swen. 
Zum Anfang
Nach oben scrollen
Nach links scrollen
Nach rechts scrollen
Nach unten scrollen
Zum Anfang
Auch 30 Jahre nach der Wende sind manche Unterschiede erst in der Küche zu bemerken. „Wenn man in der DDR am Freitag in die Metzgerei ging, glich sie einer Fliesen-Ausstellung“, sagt Swen. „Da gab’s nichts mehr.“ Fleisch war im Osten eine Seltenheit. Deshalb kochte seine Mutter Suppen und Mehlspeisen. „Eierkuchen, Milchreis, Pflaumenknödel“, zählt er seine Leibgerichte auf. „Ich will keinen Nachtisch als Hauptspeise“, sagt seine Freundin klipp und klar.  

Obwohl die beiden viel zusammen lachen, gibt es auch beim Humor Unterschiede. „Bei Loriot liege ich unterm Tisch“, erzählt Dagmar. „Aber Loriot ist der Inbegriff unserer westdeutschen Bürgerlichkeit und Swen kann damit überhaupt nichts anfangen.“ Wenn umgekehrt Swen beim Hausputz eine CD mit Ostrock auflegt, stößt wiederum er auf Unverständnis: „Da will sie den Strom abstellen.“
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Trotz aller Unterschiede ist Dagmar Buggle froh, dass sie durch Swen Einblicke die ostdeutsche Geschichte bekommt. 

Video öffnen

Zum Anfang
Im Sommer 2019 fuhren die beiden auf Swens Initiative auf ihren Liegerädern durch das deutsch-deutsche Grenzgebiet - an der Mauer entlang. Viele alte Schilder, brauner Mörtelputz, in jedem Dorf mindestens ein Plattenbau - für Dagmar ein immenser Unterschied zum Westen. Viele Relikte erinnern an das, was vor über 30 Jahren an der Grenze passiert ist. 
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Als alleinerziehende Mutter arbeiten gehen? In der Gesellschaft der DDR war das kein großes Problem. Hier war die Emanzipation selbstverständlicher. 

Video öffnen

Zum Anfang

Zukunft

Hendrik Erdmann kommt aus Ravensburg und hat sich in den Osten verliebt. Seiner Meinung nach haben Bundesländer wie Thüringen viel Potenzial - vor allem für junge Leute. 
Zum Anfang
Hendrik ist damit nicht allein. Im Jahr 2019 sind laut Statistischem Bundesamt fast 20.000 Menschen aus Baden-Württemberg in den Osten umgezogen. Besonders beliebt sind Berlin (7100), Sachsen (5100) und Thüringen (2300). Mittlerweile ziehen mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland als umgekehrt. Seit 2017 ist die Bilanz auch ohne die Zuwanderung nach Berlin positiv.

Das zeigt sich vor allem in den Städten: Leipzig ist seit Jahren die am stärksten wachsende Stadt Deutschlands.
Zum Anfang
Hendrik Erdmann hat sich bewusst dazu entschieden,  für sein Studium in den Osten zu ziehen. Geschichte und Politikwissenschaften hätte er zwar auch in Freiburg oder Tübingen studieren können. "Unser Land ist aber so spannend und groß, dass ich da einfach Lust drauf hatte", sagt er. Seinen Bachelor hat er vor Kurzem in Erfurt absolviert.

Er ist froh, den Schritt ist den Osten gewagt zu haben. Denn die Klischees um kaputte Städte und alte Infrastruktur im Osten seien völlig überholt. "Diese Bilder kommen aus der Wendezeit." Mittlerweile habe sich sehr viel gewandelt. "Es ist an der Zeit, dieses Bild zu überdenken", sagt Hendrik Erdmann.

Zum Anfang
Mittlerweile habe sich viel an der Infrastruktur der Städte verändert. "In Erfurt gibt es die modernsten Straßenbahnen, die ich je gesehen habe", schwärmt er. Das war auch sinnvoll. Denn in der DDR war das Erdöl knapp. Die Regierung setzte deshalb schon damals auf öffentliche Verkehrsmittel.

Auch in den Jobs habe sich viel verändert. Menschen, die früher in der Produktion arbeiteten, seien jetzt in der Dienstleistung tätig. 

Auf dem Land sieht es allerdings anders aus, erzählt Hendrik. Die Dörfer sind leerer und älter geworden. "Viele Menschen hat es in die Städte gezogen", sagt er. Deshalb könne er auch verstehen, wenn auf dem Land Frust herrsche. 
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Besonders beim Thema Gemeinschaftssinn ist der Osten dem Westen einen Schritt voraus. Hendrik Erdmann ist überzeugt, dass die Baden-Württemberger sich manchmal sogar eine Scheibe von den "Ossis" abschneiden können. 

Video öffnen

Zum Anfang
Hendrik Erdmann bezeichnet sich selbst ganz klar als Botschafter für den Osten. "Bei Freunden habe ich viel Werbung gemacht, dort zu studieren. Und ich werde nicht müde zu betonen, wie schön es dort ist."

Seit einigen Monaten lebt Hendrik Erdmann wieder in Ravensburg. Aber nur übergangsweise, bis er mit seinem Masterstudium in Berlin weitermachen kann. Seine Zukunft sehe er auf jeden Fall im Osten. "In Leipzig oder in anderen Städten ist es realistisch, dass ich dort einen Job bekomme." In kleineren Städte habe er beruflich nur wenige Perspektiven.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
"Der Osten braucht noch eine starke Stimme", sagt Hendrik Erdmann. Oft sei der Blick vieler Medien auf den Osten zu westdeutsch. 

Video öffnen

Zum Anfang
"Ich glaube nicht, dass man so weitermachen kann wie in den vergangenen Jahren, dass man die Ostdeutschen darin bemisst, wie weit sie schon der westdeutschen Realität entgegengekommen sind. (...)

Wir müssen beginnen, ganz anders über Ost und West zu sprechen. Wir müssen diese verschiedenen Realitäten ganz anders benennen, damit die Ostdeutschen nicht immer das Gefühl haben, sie haben es immer noch nicht geschafft, sie sind immer noch nicht ganz wie der Westen geworden." 

Jana Hensel, Autorin und Journalistin
Zum Anfang
Redaktion, Video, Audio und Produktion:
Anne Jethon

Quellen:
Bundeszentrale für politische Bildung
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Fotos:
Anne Jethon,
dpa,
Privatfotos,
Screenshot ARD-Dokumentation

Verantwortlich:
Steffi Dobmeier, stv. Chefredakteurin und Leiterin digitale Inhalte
Schwäbische Zeitung
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
www.schwaebische.de

Copyright:
Schwäbische Zeitung 2020 - Alle Rechte vorbehalten
Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden