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Los geht's

Eine Region in Angst - der Erpresser vom Bodensee

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Es ist der dramatischste Kriminalfall der letzten Zeit: Ein Mann versteckt Gläschen mit vergiftetem Babybrei in fünf Supermärkten in Friedrichshafen. Eine Sonderkommission mit 220 Mann jagt den Erpresser. Derweil hält eine ganze Region den Atem an.

Schwäbische.de blickt in einer Chronologie zurück.
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Vorgeschichte

Am Abend geht bei der Polizei, verschiedenen Verbraucherschutzorganisationen und Handelskonzernen fast zeitgleich eine E-Mail ein.

Der Verfasser schreibt, er habe vergiftete Lebensmittel in einem Supermarkt abgestellt und droht, er werde weitere Nahrungsmittel vergiften.

Der Täter fordert mehr als zehn Millionen Euro. 
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In fünf Supermärkten stellt die Kripo verdächtige Gläser sicher.

Der Verfasser der E-Mail meint es also ernst. Er hat tatsächlich Gläser mit vergifteter Babynahrung in Friedrichshafener Supermärkte eingeschleust. Später im Prozess vor dem Ravensburger Landgericht wird klar: Ein Glas war mehr als 29 Stunden für Kunden zugänglich.  

Jede Portion enthält laut den Ermittlern eine für Säuglinge und Kleinkinder tödliche Dosis Ethylenglycol.


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Erst zwölf Tage nach Eingang des Erpresserschreibens ist nach Einschätzung von Kripo und Staatsanwaltschaft der richtige Zeitpunkt gekommen, an die Öffentlichkeit zu gehen.

In der Hoffnung auf Hinweise auf den Erpresser zeigen sie am 28. September auf einer Pressekonferenz in Konstanz Bilder einer Überwachungskamera, die den Mann zeigen, der die vergiftete Babynahrung in den Geschäften in die Regale gestellt hat. 
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Angst geht um

Bei der Pressekonferenz ruft die Polizei die Menschen zu erhöhter Wachsamkeit beim Einkaufen auf. Dabei weiß keiner: Wie viele Gift-Gläser sind noch im Umlauf? Wo schlägt der Täter als nächstes zu?

Was in Friedrichshafen begann, versetzt die Bürger nun bundesweit in Aufruhr. 

Lückenlos lassen sich die Waren in den Supermärkten kaum überprüfen.

Wenn einer etwas unbemerkt deponieren wolle, dann sei das kaum zu verhindern, sagt ein Supermarktbesitzer der Schwäbischen Zeitung: „Wir sind ein Supermarkt und kein Hochsicherheitsbereich.“
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Fahndung

Am Tag nach der Pressekonferenz gehen bei der Polizei etwa 1500 Anrufe und 400 E-Mails ein.

Die meisten schreiben oder rufen an, weil sie besorgt sind und wissen wollen,  worauf sie beim Einkauf von Lebensmitteln achten sollen.

Aber auch zum Fahndungsvideo gibt es Hinweise:300 Stück. Und die sind zum Teil sehr konkret.
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Die Hinweise sind so konkret, dass es der Kripo noch am gleichen Abend gelingt, im Raum Tübingen einen 53-jährigen Mann festzunehmen.

In seiner Wohnung finden die Polizisten eine Flasche mit Ethylenglycol.

Bei dem Mann handele es sich um einen bereits vorbestraften "exzentrischen Einzelgänger", sagt Polizeivizepräsident Uwe Stürmer vom Polizeipräsidium Konstanz. Er habe "psychische Auffälligkeiten" und "Brüchen in seiner Biografie".

Entwarnung gibt die Polizei jedoch noch nicht.




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Geständnis

Einen Tag nach der Festnahme räumt der damals 53-Jährige die Tat ein.  Detaillierte Angaben zu Hintergründen und Motiv macht er nicht.

Wenig später geben die Ermittler Entwarnung: Es sind keine weiteren Gläser im Umlauf.
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Prozess

Der Mann wird wegen versuchten Mordes in fünf Fällen, besonders schwerer räuberischer Erpressung in sieben Fällen und gemeingefährlicher Vergiftung angeklagt.

Prozessbeginn ist im Oktober. Sieben Verhandlungstage sind angesetzt.
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Der 54-Jährige soll zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Ravensburg erscheinen, aber es kommt anders...
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Mit einer Woche Verzögerung kann der Prozess dann mit dem Angeklagten begonnen werden.

Im Lauf des Prozesses benennt der Mann eine Borderline-Störung als Grund für seine Taten.

Ein Sachverständiger bescheinigt dem Angeklagten eine narzisstische und dissoziale Persönlichkeitsstörung.

Diese Störungen seien aber nicht so stark ausgeprägt, dass daraus eine verminderte Schuldfähigkeit abgeleitet werden könnte.


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Urteil

Die Schwurgerichtskammer am Landgericht Ravensburg verurteilt den 54-Jährigen schlussendlich wegen versuchten Mordes in fünf Fällen und versuchter räuberischer Erpressung mit Todesfolge.  

Er muss zwölf Jahre in Haft.
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Storytelling
Helena Golz

Texte

Jens Lindenmüller

Fotos 
dpa

Videos

Regio TV Bodensee (Selina Ehrenfeld, Alena Ehrlich, Marcus Fey)

Verantwortlich:
Yannick Dillinger
Copyright: Schwäbische Zeitung 2018 - alle Rechte vorbehalten
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