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Das Pfingsthochwasser am Bodensee

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Pfingsten 1999: Robert Kainz, Kommandant der Lindauer Feuerwehr, erhält einen Anruf von der Leitstelle. Es herrscht Ausnahmezustand auf der Insel.  

Der kleine See beim Maria-Martha-Stift ist übergelaufen.
Tagelanger Regen und die Schneeschmelze in den Bergen haben den Pegel des Bodensees unaufhörlich ansteigen lassen - auf 5,68 Meter: Hochwasser. 

Die Einsatzkräfte wissen schon jetzt:
Das Wasser wird weiter steigen.

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Das Hochwasser des Bodensees und der anhaltende Starkregen überfluten die Kanalisation. Keller und Tiefgaragen stehen unter Wasser.

Bis zum Abend des 22. Mai errichten hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und städtischem Bauhof einen Damm aus Sandsäcken.

Sie versuchen um jeden Preis zu verhindern, dass die Feuerwache und die Hauptstromverteilung der Stadtwerke Schaden nehmen. 

In der Nacht zum Pfingstsonntag regnet es weiter. Hilfskräfte sichern nun ganze Häuserzeilen, Taucher setzen Luftkissen in die Kanalisation ein, damit dass Wasser nicht weiter in die Keller drückt.

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Auch vor Friedrichshafen und den umliegenden Gemeinden macht das Hochwasser nicht Halt.

Besonders schlimm trifft es Langenargen, das acht Kilometer östlich von Friedrichshafen liegt.

Um sein Haus zu schützen, hat der Langenargener Roland Hertsch sich bereits zehn Tage vor Pfingsten mit Sandsäcken versorgt. 

Er hat mit Hochwasser gerechnet - jedoch nicht in diesem Ausmaß


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Am Montagmorgen dann die Erleichterung: Der Regen hat aufgehört und auch der Pegel hat sich bei 5,67 Metern stabilisiert.

Die örtlichen Einsatzkräfte können kurz durchatmen und holen sich Hilfe von den umliegenden Feuerwehren. 

Das Hochwasser bestimmt in den kommenden Wochen das Leben in Lindau und den Seegemeinden.

Unterwegs zu sein ist beschwerlicher als sonst, Händler und Gastronomen klagen über ausbleibende Kunden. 

Bürger versuchen zu retten, was zu retten ist, und arrangieren sich mit der ungewöhnlichen Situation.
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Video: Lindauer fahren mit Booten über den Fußweg

Gerd Kubas filmt und kommentiert das Geschehen auf dem Wasser im Mai 1999.

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Für die Einsatzkräfte heißt es weiter pumpen, pumpen, pumpen.

Sie müssen unzählige Keller trocken legen, versunkene Fahrzeuge bergen und mit Heizöl verseuchtes Wasser abpumpen.

Auf der Lindauer Insel wappnen sich die Einsatzkräfte für den Fall, dass der Wasserpegel weiter steigt.

Aus Schalwänden, Sandsäcken und Betonsteinen errichten sie eine 1,30 Meter hohe Schutzwand  rund um die Hafenpromenade. 

Während ihrer anstrengenden Arbeit ist es nicht mehr der Regen, der die Helfer behindert: Gaffer strömen auf die Insel.

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In Langenargen bereitet man sich in der Zwischenzeit auf einen Sturm vor.

"Wir wussten, wenn ein Sturm aus dem Süden kommt, dann läuft die Innenstadt voll", sagt der Langenargener Roland Hertsch.   

Um den Hafen dicht zu machen, errichten die Anwohner meterhohe Schutzwände

Und tatsächlich: Am 2. Juni, zwei Wochen nach Pfingsten, rast ein Sturm mit Windstärke 11 über den östlichen Bodensee.

Das Problem: Der Sturm kommt aus einer völlig unerwarteten Richtung.
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Slider: 20 Jahre nach dem Hochwasser

Ziehen Sie den Regler in der Mitte für einen Blick in die Vergangenheit nach rechts. 

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Sturm, Hochwasser und Treibholz verbinden sich in Lindau zu einer zerstörerischen Kraft. Bis zu vier Meter hohe Wellen schleudern Treibholz auf die Gleise, die auf die Insel führen.

Auf fünf Metern Länge werden die Schienen unterspült, zwei Züge kommen vor dem Holz zum Stehen. Zum ersten Mal in Deutschland ist der Zugverkehr durch Treibholz blockiert, wird die Lindauer Zeitung später berichten.

In den Waggons auf dem Damm müssen die Fahrgäste rund eine Stunde verharren, bis sie ein Ersatzzug in den Bahnhof bringt. 
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Durch das Unwetter enstehen enorme Schäden, mit denen die Menschen in der Region noch viele Monate zu kämpfen haben.

Der Sturm reißt teilweise Ufermauern ein oder unterspült diese, knickt Bäume um, lässt Autos regelrecht absaufen und übergibt den Römerbadsteg in Lindau den Fluten. 

In den Anlagen und Gebäuden der Stadt Lindau belaufen sich die Schäden auf mehr als eine Million Euro - und auch bei Privatleuten und Betrieben war viel zerstört.

Die gute Nachricht: Verletzt wurde bei dem Hochwasser niemand

Nach 28 langen Tagen und Nächten ist Pfingsthochwasser vorüber.

100.000 Sandsäcke waren allein in Lindau verbaut worden, in Langenargen waren es 36.000. Weit mehr als 100 Pumpen sind zum Einsatz gekommen. 

Viele freiwillige Helfer haben die Region vor Schlimmerem bewahrt.











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Nicht nur am Bodensee, auch in anderen Teilen Bayerns und Baden-Württembergs hat das Hochwasser 1999 Spuren hinterlassen. So hat die Donau zum Beispiel das Neu-Ulmer Freibad Atlantis (heute Donaubad) überflutet.

In Immenstadt im Allgäu musste ein Krankenhaus evakuiert werden. In vielen Teilen der Region war Land unter. Nach Schätzungen soll das Hochwasser insgesamt Werte in Milliardenhöhe vernichtet haben. 

Dies hat aber auch den Anstoß zur Verbesserung des Hochwasserschutzes gegeben. So arbeitet Lindau seit mehreren Jahren daran, die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen. Für die Ach ist zum Beispiel der Bau eines Rückhaltebeckens in Oberreitnau fast abgeschlossen.

Insgesamt sind im bayerischen Allgäu inklusive des weiß-blauen Bodenseezipfels um Lindau herum 250 Millionen Euro in den Hochwasserschutz
investiert worden. 





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Umsetzung: 
Franziska Telser

Texte
Franziska Telser, Silja Meyer-Zurwelle, Uwe Jauss, Ruth Eberhardt

Fotos:
Christian Flemming, Roland Hertsch, Peter Besserer, Ute Fetzer, Michaela Dahlhaus, Hermann Eggel, DPA

Videos:
Franziska Telser, Marcus Fey, Gerd Kubas

Verantwortlich
Yannick Dillinger

Copyright
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Kontakt
 www.schwaebische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
0751/2955 5555
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