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Ein See aus dem Nichts

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DER EICHENER SEE AT

Video: Ein See als Wallfahrtsort

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In unregelmäßigen Abständen erscheint auf einer grünen Wiese bei Schopfheim ein riesiger See - nur um wenige Wochen später wieder zu verschwinden.

In diesem Jahr ist der See so groß wie schon lange nicht mehr: 300 Meter lang, 150 Meter breit und 2,10 Meter tief.

Dies ist die Geschichte des ungewöhnlichen Gewässers, seiner einzigartigen Bewohner sowie sagenumwobener Männlein in einem unterirdischen Palast.

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Animation: So ensteht der See

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Der See befindet sich in einer schüsselförmigen Senke, der sogenannten Doline. In rund 40 Metern tiefe hindert ein Grundwasserstauer aus Sediment und Karstgestein das Wasser am Abfließen (grauer Streifen).

Darüber liegen das Erdreich und die Grasnarbe (hellgrüner Bereich). Regnet es, dann füllt sich die Doline langsam mit Wasser, das als Eichener See an die Oberfläche tritt.

Das Wasser braucht mehrere Wochen, um unterirdisch und durch Quellaustritte in der Nähe wieder abzufließen.

Der See kann mehrmals im Jahr oder mehrere Jahre gar nicht sichtbar werden.

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Der See im Wandel

Fotografiert im Oktober 2015 und im Februar 2018 von Johannes Rösler:
Der Eichener See, Naturwunder Mythos und Geschichten, AbisZ-Verlag, 2017.

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Video: So funktioniert die Messung

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Zeichnet sich ab, dass der See bald erscheinen wird, misst der ehrenamtliche Naturschutzwart Hartmut Heise alle zwei Tage den Grundwasserpegel. Weil aber nur wenige Meter des Gewässers an der Oberfläche liegen, nutzt er ein spezielles Rohr, das tief in den Grund hineinragt.  

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Audio: Die einzigartigen Bewohner des Sees

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Einzigartig in Baden-Württemberg sind die etwa zwei Zentimeter großen Kiemenfußkrebse, die den See bewohnen.

Deren Eier können sich nur entwickeln, wenn sie zuvor trocken liegen. Auch mehrere Jahre lang andauernde Trockenperioden sind kein Problem.

Die Tiere schwimmen immer in Rückenlage, dem Licht entgegen. Deshalb werden sie auch Feenkrebse genannt.

Erstmals wurden die Krebse um 1910 im Eichener See nachgewiesen. „Nur an der Elbe und in Bayern gibt es weitere gemeldete Vorkommen“, sagt Mario Engelmann von der Arbeitsgemeinschaft Urzeitkrebse an der Universität Magdeburg.

Fotos: Hartmut Heise

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Um den See ranken sich seit jeher Mythen und Legenden. Von einer der Legenden berichtet das Landratsamts Lörrach in einer Broschüre. Demnach soll es unter dem See einen unterirdischen Palast geben, in dem kleine Männlein leben. In einem trockenen Jahr mit verdorrten Feldern schloss einst ein Bauer einen Pakt mit diesen Wichten: Wenn sie die Felder wässern würden, gebe er ihnen im Gegenzug seine jüngste Tochter. Doch die junge Frau versuchte mit ihrem Liebsten zu fliehen. Daraufhin wurde der See überschwemmt und riss das Paar in den Tod.

In vielen der Geschichten geht es um Liebespaare, die in dem Gewässer auf dramatische Weise den Tod fanden, auch weil Nebenbuhler ihre Finger im Spiel hatten. 

Als "merkwürdigen See in der oberen Markgrafschaft Baden" hat der Schriftsteller Heinrich Sanders das Gewässer 1784 beschrieben. Er konnte sich trotz genauer Beobachtung nicht erklären woher das Wasser kommt - und wohin es geht. "In vielen kleinen Bläschen, wie aus Wurmlöchern, quillt es nach und nach herauf", schreibt der Autor über das Erscheinen des trüben Wassers.

Der Schriftsteller beschreibt außerdem ein Unglück auf dem See, bei dem ein Boot gesunken ist, in dem junge Menschen saßen. "Einige retteten sich noch durch Schwimmen, aber vier tote Körper fischte man mit langen Stangen aus dem Wasser." 

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Der See gehört zum Leben in Eichen dazu. Am Ufer veranstaltet die örtliche Kirchengemeinde jährlich einen Gottesdienst und im Winter fahren viele mit Schlittschuhen auf dem Gewässer. Außerdem findet immer am Ostermontag das  traditionelle Eierspringen am See statt.

Damit die Eier der Kiemenfußkrebse in der Trockenzeit ungestört sein können, hat der See allerdings einen besonders hohen Schutzstatus. Die Fläche ist Landschaftsschutzgebiet, flächenhaftes Naturdenkmal und steht als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter europäischem Schutz.

Da ist es nicht immer leicht, die Balance zwischen Naturschutz und Brauchtum zu finden. Dennoch: Das Gras in der Senke wird inzwischen nur noch einmal jährlich gemäht und das Eierspringen findet nicht mehr direkt im See statt. Auch Naturschutzwart Heise findet: „Das traditionelle Brauchtum soll erhalten bleiben.“

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Video: Die Zukunft des Sees

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Fotos (wenn nicht anders gekennzeichnet) sowie Videos und Produktion: Thilo Bergmann

Musik: " English Country Garden" und
"Yonder Hill and Dale" von Aaron Kenny

Artikel "Ein See aus dem Nichts"
auf www.schwäbische.de


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Yannick Dillinger

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