Titel
Der Himmel war rotDrei Zeitzeugen erinnern sich an die Bombennacht von Friedrichshafen am 28. April 1944
Vor dem Angriff
Anflug der britischen Bomber
Die Flieger haben den Auftrag, das Maybach Motorenwerk und die Zahnradfabrik zu zerstören. Als sie an diesem Donnerstag in Reading vom Rollfeld abheben, ahnen die Bewohner Friedrichshafens noch nichts von ihrem Schicksal.
Warum war Friedrichshafen ein Ziel?
Der Grund dafür liegt in der Friedrichshafener Industrie. Mit den Dornier-Werken und dem Zeppelin-Konzern (Luftschiffbau, Zahnradfabrik und Maybach Motorenbau) war Friedrichshafen einer der wichtigsten deutschen Rüstungsstandorte. Getriebe der ZF und Maybach-Motoren verrichteten in einem Großteil der deutschen Militärfahrzeuge ihren Dienst. Dornier war schon in der Weimarer Zeit am geheimen, durch den Versailler Vertrag verbotenen Aufbau der späteren Luftwaffe beteiligt. Nahezu die gesamte Werkskapazität war seit dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund 1933 mit der Produktion von Militärflugzeugen ausgelastet.
Zeppelin produzierte technisches Equipment wie Parabolantennen, Sperrballons und ab Ende 1943 auch Teile für die V2-Rakete.
„Hier musste jedem Verantwortlichen und Beschäftigten klar gewesen sein, dass für den Krieg gerüstet wird“, sagt Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs Friedrichshafen. Allerdings wussten auch die Westalliierten Bescheid. Im ‚Bomber's Baedecker‘, einer Art „Zielhandbuch“ der Briten von 1943/44, heißt es:
„Industriell gesehen ist Friedrichshafen wahrscheinlich die wichtigste Stadt ihrer Größe in Deutschland.“
Die Industrie wurde Ziel mehrerer Angriffe und Aufklärungsflüge. Deshalb hatten die Betriebe ihre Produktion zum Teil schon vor dem 28. April verlagert. Trotzdem wurde Friedrichshafen zum Ziel einiger Angriffe. Die kaum präzise steuerbaren Bomben trafen dabei auch viele Zivilisten.
Der Luftkrieg: Eine Spirale der Gewalt
Die britische Royal Air Force (RAF) flog ab Mai 1940 Angriffe auf deutsche Städte. Erste Höhepunkte der gegenseitigen Attacken waren die Angriffe auf das britische Coventry (siehe Bild, 1940) und auf Köln (1942).
Spätestens seit 1943/1944 verschwanden die Grenzen zwischen militärischen und zivilen Zielen vollständig. Hitlers „totaler Krieg“ schlug mit unerbittlicher Wucht auf das Deutsche Reich zurück.
Ziel der alliierten Angriffe war jetzt auch, die Bevölkerung mürbe und kriegsmüde zu machen. Insgesamt sollten etwa 60.000 britische und zwischen 300.000 und 600.000 deutsche Zivilisten in bombardierten Städten ihr Leben verlieren.
Die Nacht mit den Zeitzeugen erleben
Das Leben nach dem Angriff
Weiter zu Kapitel Drei
Margarete Westerholt
Funken löschen auf dem Dachboden
Elisabeth Schmidhuber
Bangen im Luftschutzkeller
Heinz Zimmermann
An der Flakstellung mit dem Luftwaffenhelfer
Das Leben nach dem Angriff
Das Leben nach dem Angriff
Dornier
Zeppelingelände
Maybach Motorenbau
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Das Haus von Magarete Westerholt
wurde nicht zerstört
Das Haus von Elisabeth Schmidhuber
wurde zerstört
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Kurgartenhotel / heute GZH
wurde teilweise zerstört
Nikolauskirche
wurde zerstört
Der Hafenbahnhof
wurde teilweise zerstört
Zahnradfabrik
Das Leben nach dem 28. April 1944
136 Menschen starben bei dem Angriff - 46 von ihnen waren laut eines Zeitungsberichts Ausländer. Sie waren aller Wahrscheinlichkeit nach überwiegend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
Für den größten Teil der Bevölkerung bedeutete der Angriff den Verlust von Wohnung und Arbeitsstätte. Bereits am 28. April wurde damit begonnen, Menschen aus der zerstörten Stadt zu bringen. Etwa 16.000 Bewohner verließen laut städtischen Unterlagen die Stadt - weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Sie wurden durch die jeweiligen Gau-, Kreis- und Ortsverwaltungen zugeteilt oder kamen bei Verwandten im Umland unter.
Teilweise verliefen die Evakuierungen chaotisch: Die verbliebenen Bewohner kamen in intakten oder leicht beschädigten Wohnungen unter. Für die Wasserversorgung wurde der versiegelte Altstadtbrunnen reaktiviert, Lebensmittel wurden an Sammelstellen zugeteilt - etwa an der Molke/Riedlehof. Unterstützung bei den Aufräumarbeiten und der Versorgung erhielt die Bevölkerung vom Reichsarbeitsdienst, dem Technischen Hilfsdienst und Helfern aus der Region.
Tausende von Zwangsarbeitern erhielten anfangs keine Schutzräume vor den Bombenangriffen. Die KZ-Häftlinge in Friedrichshafen und bei Oberraderach bekamen grundsätzlich keinen Schutz und mussten nach den Angriffen Blindgänger aufspüren.
Friedrichshafens Weg nach dem Krieg
Dornier-Werke und Zeppelin-Konzern wurden zwangsverwaltet und deindustrialisiert, was viele Menschen den Arbeitsplatz kostete. Wiederauf- und Neubaumaßnahmen an Privathäusern waren in der Regel erst ab der Währungsreform 1948 gestattet.
Mithilfe einer Schmalspurbahn wurde die Stadt von 1947 bis 1953 von den Trümmern freigeräumt. Der 1948 offiziell begonnene Wiederaufbau endete mit der Fertigstellung des neuen Rathauses 1956.
Bis heute werden immer wieder Blindgänger in der Stadt sowie im Bodensee entdeckt.
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Redaktion:
Anna Kratky Stefan Fuchs Hagen Schönherr Martin Hennings
Art Director:
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David Weinert, H. Bockelmann, Elisabeth Schmidhuber, Margarete Westerholt, Heinz Zimmermann, Ralf Schäfer, Stefan Fuchs, Archiv der Schwäbischen Zeitung, Airbus Corporate Heritage
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David Weinert
Quellen:
Stadtarchiv Friedrichshafen National Archives Catalog Critical Past, Hug-Biegelmann, Raimund: Friedrichshafen im Luftkrieg 1939-1945, Schriftenreihe des Stadtarchivs Friedrichshafen Band 4 (Hrsg. Stadt Friedrichshafen)
Süß, Dietmar: Der Zusammenbruch der "Heimatfrond": Deutschland im Luftkrieg,
Deutschlandfunk
Musik:
Silent Partner - Get Back Up
Doug Maxwell/Media Right Productions - Impending Doom Film Trailer
Puddle of Infinity - Procession
audeeyah.de - Lonely
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