Respekt und Würde für Sterbende und Verstorbene
Der Tod als Begleiter im AlltagWie Hospizmitarbeiterinnen und Bestatterinnen mit Sterbenden und dem Tod umgehen
Wie lebt man mit dem Tod, wenn er zum Alltag gehört?
Für andere sind Leben und Sterben so eng mit ihrem Alltag verknüpft, dass sie eine sehr direkte Sicht auf das bekommen, womit andere sich nur in seltenen Fällen beschäftigen.
Das Hospiz am Dreifaltigkeitsberg begleitet sterbenskranke Gäste auf ihrem letzten Weg. Die Bestatterin Ursula Koch und ihre Mitarbeitenden kümmern sich nach deren Tod um die Verstorbenen.
Impressum
Impressum
Julia Brunner
Fotos:
Julia Brunner
Canva
Mitwirkende:
Bestattungen Ursula Koch: Ursula Koch und Team, Isabella Greitmann
Hospiz am Dreifaltigkeitsberg: Susanne Schell und Team, Monika Berenz
Musik:
Jason Shaw - Running Waters, Bird In Hand und Autumn Sunset, veröffentlicht unter Creative Commons Legal Code
Verantwortlich:
Steffi Dobmeier, stv. Chefredakteurin und Leiterin digitale Inhalte
Schwäbische Zeitung
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
www.schwaebische.de
Copyright:
Schwäbische Zeitung 2021 - Alle Rechte vorbehalten
Der letzte Dienst für Verstorbene und ihre Angehörige
Zum AnfangDie letzte Begegnung mit Verstorbenen
Ursula Koch und ihre Auszubildende Isabella Greitmann erzählen von ihrem Berufsalltag und wie viel von dem Erlebten sie mit nach Hause nehmen.
Sie bereitet die Verstorbenen auf ihren letzten Weg vor
Ursula Koch über die Furcht vor dem eigenen Tod"Irgendwann ist es halt soweit"
Über ihre Beerdigung hat sie sich schon Gedanken gemacht.
Klicken Sie unten links, um die Bilder zu verschieben
Ohne Distanz wird man von der Trauer übermannt
Ursula Koch wird bei der Trauerfeier auch eine Rede halten. Sie erzählt vom Leben des Verstorbenen, seiner Beziehung zu den versammelten Trauergästen.
"Ich habe die nötige Distanz", sagt sie nach der Beisetzung. "Aber manchmal muss ich weggucken von den tränengefüllten Augen der Angehörigen."
Sie sieht kein Entsetzen in den Gesichtern der TotenEin Verstorbener ist schön
Sie spricht die Verstorbenen mit ihrem Namen an und denkt, dass das was nach dem Tod kommt nicht so schlimm sein kann, da die Verstorbenen sehr gelöst wirken.
Vom Manga-Fan zur Bestattungsfachkraft
Sie ist neben einem Friedhof aufgewachsen und hat in einem japanischen Manga von einem Charakter gelesen, der Bestatter ist.
Kindersterbefälle und Suizide
Der Tod von Kindern geht an Isabella Greitmann nicht spurlos vorbei.
Abschied nehmen
Für Isabella Greitmann geht es in ihrem Beruf nicht nur um die Verstorbenen, sondern besonders um deren Hinterbliebene. Es gehe ihr darum, den Angehörigen den Weg des Abschieds so leicht und angenehm wie möglich zu machen.
Ist der Zeitpunkt des Todes festgeschrieben?
Isabella Greitmann glaubt, dass der Tod eines Menschen von Anfang an vorherbestimmt ist.
Haare kämmen und schöne Kleidung anziehen
Zu Isabella Greitmann's Aufgaben gehören die Planung und das Mitdekorieren von Trauerfeiern und Büroarbeiten. Sie ist aber auch bei Trauergesprächen dabei und hilft bei der hygienischen Versorgung der Verstorbenen.
Ein Ventil im Alltag
Gespräche mit Familie und Freunden helfen ihr, mit belastenden Situationen umzugehen. "Aber ich denke, da muss jeder seinen individuellen Ausgleich finden, um mit diesem Job umgehen zu können", sagt Isabella Greitmann.
Isabella Greitmann will offener über den Tod redenAlltäglich und doch verschwiegen
Sie möchte, dass die Menschen offener mit dem Tod umgehen, da er alle Menschen betrifft.
Mir Würde sterben im Hospiz
Zum AnfangKeiner soll allein sterben
Trotzdem herrscht im Hospiz eine ruhige, familiäre Atmosphäre. Die Gäste werden individuell und rund um die Uhr betreut.
Susanne Schell und Monika Berenz begleiten die Gäste auf ihrem letzten Weg.
Sie sitzt am Sterbebett der Gäste
Sie ist seit der Eröffnung des Hospizes vor zehn Jahren als Pflegedienstleiterin vor Ort und hat zuvor als Stationsleiterin im Krankenhaus in Schramberg gearbeitet.
Jeder Gast hinterlässt eine Erinnerung
Susanne Schell schreibt letzte Worte des Danks für die gemeinsame Zeit mit dem verstorbenen Gast in ein Buch.
Niemand soll allein sterben
Im Krankenhaus hatte Susanne Schell nicht die Zeit, um bei den Sterbenden zu sein. Im Hospiz kann sie für die Gäste und ihre Angehörigen da sein.
Wo ist da die Gerechtigkeit?
Besonders die Schicksale ihrer jüngeren Gäste, die auch schon Kinder haben, beschäftigen Susanne Schell. Da fragt sie sich auch, wo die Gerechtigkeit ist, wenn manche Menschen bereits in jungen Jahren sterben müssen.
Jeden Tag aufs Neue genießen
Zu ihrem eigenen Tod macht sich Susanne Schell verstärkt Gedanken, seit sie im Hospiz arbeitet. „Man wird sich aber auch bewusst, dass man jeden Tag einzeln besser genießen muss und die Kleinigkeiten sehen muss“, sagt sie.
Keiner stirbt allein
Etwa 758 Gäste hat Susanne Schell in den vergangenen zehn Jahren begleitet, im Durchschnitt 75 im Jahr. Manche seien nur ein paar Stunden da oder einen Tag, sagt Susanne Schell. Dann gebe es aber auch Gäste, die mehrere Wochen oder ein paar Monate im Hospiz sind.
Den eigenen Tod verdrängen
Die Gäste im Hospiz beschäftigen sich unterschiedlich mit ihrem eigenen, baldigen Ableben. Manche schauen sich das Hospiz an, wenn sie erfahren, dass sie schwerstkrank sind und haben ihre eigene Beerdigung bereits geregelt. Das ist aber nicht bei allen Gästen so.
Die Kerze brenntEin Gast ist gestorben
Auf einer Steintafel wird der Name des Gastes, das Datum seiner Ankunft im Hospiz und das Sterbedatum aufgeschrieben.
Rund um die Uhr ist jemand für die Gäste daBis zum letzten Atemzug
Wenn der letzte Wunsch eine Kleinigkeit ist
"Solange es ihnen noch einigermaßen gut geht, kann es mal ein Ausflug auf den Dreifaltigkeitsberg sein oder irgendwo einen Kaffee trinken. Oder vielleicht noch einmal durch das eigene Dorf gefahren werden oder nochmal zuhause sein."
Sterbende zu begleiten verändert ihr Leben
Sie lebt in Gosheim und hat 2005 ihren Mann verloren.
Monika Berenz engagiert sich seit über 20 Jahren in der Sterbebegleitung.
Monika Berenz kommt dem Tod ganz nahNoch einmal einschlafen
Das Ehrenamt in der Sterbebegleitung gibt ihr eine andere Perspektive auf ihr eigenes Leben.
Sie lässt die Gäste ein letztes Mal gewinnen
Alle vier Wochen trifft sich Monika Berenz mit der "Hospizgruppe Heuberg". Dort tauscht sie sich mit anderen Ehrenamtlichen über ihre Erfahrungen in der Sterbebegleitung aus.
Beim Sterben knistert es
Die Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Hospiz beschäftigen sie. "Eigentlich sagt man, wenn man hier raus geht, soll man die Schürze hängen lassen. Aber das geht nicht immer", sagt sie.