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Die "Landshut" zurück in Deutschland

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Jahrzehnte nach den schrecklichen Ereignissen rund um den sogenannten "Deutschen Herbst" ist die damals von Terroristen entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" nach Deutschland zurückgebracht worden. Im September 2017 kam das Flugzeug nach langer Reise in Friedrichshafen an.

Schwäbische.de hat die Fakten in einem Multimedia-Projekt zusammengetragen.
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40 Jahre nach dem "Deutschen Herbst" soll ein Stück Nachkriegsgeschichte in Friedrichshafen ausgestellt werden.
Klicken Sie sich wahlweise durch die historischen Ereignisse im Deutschland des Jahres 1977

oder

lassen Sie die Hintergründe des Rücktransports der "Landshut" nach Friedrichshafen Revue passieren.
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Autor
Jakob Fandrey

Fotos
dpa, afp, Daniel Kopatsch, Samy Kramer, Ralf Schäfer, Martin Hennings, privat

Videos
www.schwäbische.de

Umsetzung
Jakob Fandrey

Verantwortlich
Yannick Dillinger

Kontakt
www.schwäbische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
Telefon: 0751 / 2955 5555
online@schwaebische.de

Copyright
Schwäbische Zeitung 2017 - alle Rechte vorbehalten
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Zum 40. Jahrestag der "Landshut"-Entführung wurde die Passagier-Maschine nach Friedrichshafen gebracht.
Sie spielte im "Deutschen Herbst" 1977 eine entscheidende Rolle. Ein Rückblick auf das Terrorjahr, in dem die linksgerichteten RAF im Nachkriegs-Deutschland für Angst und Schrecken sorgte.
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Mit dem Tod von drei Menschen beginnt der "Deutsche Herbst": Am 7. April 1977 erschießen RAF-Mitglieder den Generalbundesanwalt Siegfried Buback, seinen Fahrer Wolfgang Göbel und den Justizbeamten Georg Wurster, als das Auto, in dem sie sitzen, neben einer Ampel stehen bleibt. Das Kommando trägt den Namen "Ulrike Meinhof".


Auf der folgenden Seite finden Sie die Schlagzeile der "Schwäbischen Zeitung" vom 9. April.
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Urteil gegen die erste RAF-Generation: Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe werden zu lebenslanger Haft verurteilt - wegen vierfachen vollendeten Mordes und
39 versuchten Morden.


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Die RAF-Terroristin Susanne Albrecht verschafft sich gemeinsam mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar
Zugang in die Villa von Jürgen Ponto im hessischen Oberursel.
Die drei Terroristen wollen den Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank entführen.
Doch der Plan misslingt - Ponto wehrt sich. Die Terroristen erschießen ihn.

Das Foto zeigt die von Polizisten abgesperrte
Einfahrt zum Haus des Bankdirektors.


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Das RAF-Kommando "Siegfried Hauser" entführt den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer in Köln.
Durch die Geiselnahme will die RAF die Regierung dazu bringen, elf RAF-Häftlinge freizulassen - ohne Erfolg. Wieder schrecken die Terroristen nicht davon zurück, die Begleiter der eigentlichen Zielperson zu töten: Chauffeur Heinz Marcisz und die Polizisten Reinhold Brändle, Helmut Ulmer und Roland Pieler sterben.

Die Entführung markiert den Beginn des "Deutschen Herbsts" - 44 Tage, die in die Geschichte eingegangen sind. Noch nie hat es in Deutschland eine größere Fahndung gegeben.



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Vier Palästinenser kapern in Absprache mit der RAF die Lufthansa-Maschine „Landshut“ und stellen die gleichen Forderungen wie zu Beginn der Schleyer-Entführung, der zum Zeitpunkt der Lufthansa-Kaperung weiter in Gefangenschaft ist. 
An Bord sind 86 Urlauber und fünf Besatzungsmitglieder. Die Reise sollte von Mallorca nach Frankfurt (Main) gehen. Es ist der Beginn einer Odyssee.
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Auf einem Irrweg von mehr als 9000 Kilometern durchquert die "Landshut" mehrere Länder.
Sie landet nach mehreren Tankstopps schließlich am 17. Oktober in Mogadischu (Somalia).

Während der Odyssee erschießt einer der Entführer den Flugkapitän Jürgen Schumann. Dieser hat nach einer Notlandung in Jemen das Flugzeug verlassen, um das Fahrwerk zu prüfen. Fortan musste Co-Pilot Jürgen Vietor die Maschine fliegen.

Der Krisenstab um Bundeskanzler Helmut Schmidt bleibt hart. Die Maxime des SPD-Politikers: Der Staat darf sich nicht erpressen lassen. 

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Klicken Sie unten links, um die Berichterstattung der aufeinander folgenden Tage zu vergleichen.

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Nach Stationen in Rom, Larnaka, Bahrain, Dubai und Aden landet die Lufthansa-Maschine am 17.10. in den frühen Morgenstunden auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu.
Dort wird die Leiche von Kapitän Jürgen Schumann per Notrutsche aus dem Flugzeug gebracht. Die Entführer wollen die Maschine sprengen, wenn die Forderungen nach der Freilassung der RAF-Geiseln in Deutschland nicht erfüllt werden.
Durch die geschickte Verhandlungstaktik können die Entführer so lange hingehalten werden, bis das GSG9-Kommando einsatzbereit ist.


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In der Nacht stürmt ein Kommando der GSG9 auf dem Flughafen von Mogadischu die "Landshut".
Die Spezialeinheit erschießt drei Entführer und verhaftet die vierte Geiselnehmerin, Souhaila Andrawes. Alle Geiseln bleiben unverletzt. Das Foto zeigt die befreiten Passagiere nach ihrer Landung am Frankfurter Flughafen.

Noch in derselben Nacht begehen die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis Stuttgart-Stammheim Selbstmord.
Baader und Raspe erschießen sich mit Pistolen, die in ihre Zellen geschmuggelt wurden, Ensslin erhängt sich mit einem Lautsprecherkabel. Irmgard Möller versucht ebenfalls, sich das Leben zu nehmen, überlebt jedoch. Hanns-Martin Schleyer ist noch immer in den Händen der RAF.
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Bei der Deutschen Presseagentur geht ein Anruf der RAF ein. Daraufhin findet die Polizei die Leiche von Hanns-Martin Schleyer im Kofferraum eines Wagens im Elsass. Er starb durch drei Schüsse in den Hinterkopf.
Das Bild zeigt Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Schleyers Witwe Waltrude am 25. Oktober bei der Trauerfeier kondoliert. 
Später wird bekannt: Schmidt war bereit, vom Amt des Bundeskanzlers zurück zu treten, wenn die Geiselnahme in Mogadischu ein für die Geiseln blutiges Ende genommen hätte. Die politische Verantwortung für den Tod Schleyers in Form des Rücktritts übernimmt er nicht.

Die Ermordung Schleyers bezeichnet der SPD-Kanzler später selbst als "meine größte Niederlage". Doch bleibt er bis zuletzt standhaft: Terroristen dürften den Staat nicht erpressbar machen.
2013 erhält der Alt-Bundeskanzler den "Hanns-Martin-Schleyer-Preis" - eine Geste der Versöhnung, so die Jury.


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40 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen im "Deutschen Herbst" kehrte die Lufthansa-Maschine "Landshut" nach Deutschland zurück. Seit ihrer Entführung 1977 hat sich vieles getan.
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Nach der Geiselnahme im Oktober 1977 nutzte die Lufthansa die Maschine noch einige Jahre, bevor sie 1985 verkauft wurde und mehrfach den Besitzer wechselte.
Zuletzt gehörte sie der brasilianischen Fluggesellschaft TAF, die das Flugzeug 2002 kaufte - offenbar ohne zu wissen, welchen historischen Wert es hat. 
 
Aufgrund eines schweren Defekts  wurde das Flugzeug am 14. Januar 2008 nach 38 Jahren Dienst und rund 60.000 Flügen für fluguntauglich erklärt. Seitdem stand das Flugzeug im brasilianischen Fortaleza und -  verrostete allmählich.
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Anfang Juli 2017 erwirbt das Auswärtige Amt die "Landshut" Berichten zufolge für rund 20.000 Euro von dem Flughafenbetreiber in Fortaleza. Der "Schnäppchenpreis" ist vor allem aufgrund der Parkkosten des Wracks auf dem Flughafen entstanden.

Am 7. Juli berichtet die "Schwäbische Zeitung", dass die Landshut dauerhaft im Dornier-Museum in Friedrichshafen ausgestellt werden soll. 
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„Wir haben ein großes nationales Interesse daran, dass der 'Deutsche Herbst' in Erinnerung bleibt“, sagt der damalige Außenminister Sigmar Gabriel, nachdem er sich das Dornier-Museum Friedrichshafen als künftigen Ausstellungsort des Flugzeugs angesehen hat.

„Es ist im nationalen Interesse, die ,Landshut‘ nach Deutschland zu holen und daraus ein gutes Ausstellungsstück über diese Bewährungsprobe der Bundesrepublik zu machen“.

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Jürgen Vietor hat die schrecklichen Tage an Bord erlebt - Ende Juli 2017 hat er im Interview mit unserem Redakteur Hagen Schönherr über das dunkle Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte gesprochen.

Das Interview lesen Sie auf der nächsten Seite. 
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Jürgen Vietor war Co-Pilot, als die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführt wurde.
Jürgen Vietor war Co-Pilot, als die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführt wurde.
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Sie haben es ja auch mitbekommen: Die Landshut kommt nach Deutschland zurück. War für Sie immer klar, dass das klappt?

Nein, das wusste ich natürlich nicht. Deshalb habe ich auch an den Außenminister geschrieben und appelliert, dass die Landshut zurückommen sollte - als Symbol des Deutschen Herbstes. Zum Glück hat das geklappt und die Maschine wird bald zurückkommen.

Das Flugzeug kommt nun aber nicht nach Berlin oder Bonn, wie sich das viele gewünscht haben. Ist Friedrichshafen der richtige Ort für die Landshut?

Im Nachhinein ja. Es fing damit an, dass das Flugzeug nach Flensburg geholt werden sollte. Das fand ich zunächst gut. Dann aber dachte ich mir, dass das Historische Museum in Bonn eigentlich viel geeigneter wäre. Alle wichtigen Entscheidungen wurden bei der Entführung damals ja im Kanzleramt getroffen, das nicht weit davon entfernt lag. Dass Friedrichshafen schließlich ins Gespräch kam, ist gut. Das Dornier-Museum ist groß und zieht viele Menschen an.

In der Landhut haben Sie die wohl schwierigsten Stunden Ihres Lebens erlebt. Welche Gefühle weckt das nun in Ihnen, wenn das Flugzeug - so wie es damals aussah - wieder nach Deutschland kommt?

Ich habe die Maschine ja schon im März in Fortaleza gesehen. Sie war in einem furchtbaren Zustand. Aber für mich war es nur ein Wiedersehen. Ich habe die reparierte Landshut danach ja noch bis 1983 geflogen. Für Gabi von Lutzau, die damalige Stewardess, war es dagegen die erste Begegnung seit fast 40 Jahren.

Die Bundesregierung wurde von einigen dafür kritisiert, dass sie so lange mit der Rückholaktion gewartet hat. Sehen Sie das auch so?

Nein, ich möchte die Regierung dafür nicht kritisieren. Ich bin froh, dass es jetzt so geschehen ist. Es war der letzte Zeitpunkt, sonst wären da Coladosen draus gemacht worden. Nun wird die Landshut vor der Verschrottung gerettet.

Wie muss man Ihrer Meinung nach jetzt mit dem Flugzeug umgehen, um das Andenken an die Ereignisse von damals würdig zu bewahren?

Das ist wirklich nicht einfach. Einfach ein Kreuz auf den Boden zu malen und dazu zu schreiben "Hier wurde Kapitän Schumann erschossen", das geht auf keinen Fall. Eine Ausstellung des Deutschen Herbstes mit Bezug auf diese fünf Tage, die auch Videos enthält, fände ich sinnvoller.
Jürgen Vietor war Co-Pilot, als die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführt wurde.
Jürgen Vietor war Co-Pilot, als die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführt wurde.
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In Friedrichshafen, Heimat des Dornier-Museums, wird die Nachricht vom „Geschenk“ eines nationalen Symbols nicht nur positiv aufgenommen.
Insbesondere die Finanzierung des Projekts ruft Kritiker auf den Plan.  

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Achim Brotzer bekräftigt Ende Juli 2017, das Projekt könne finanzielle Defizite des Dornier-Museums „eher vergrößern“. Die „Landshut“ tauge nicht zum „Event- oder Sensationsobjekt, um damit angespannte Kassen aufzubessern“.

SPD-Gemeinderat Dieter Stauber fürchtet gar einen „Tourismus von unerwünschter Seite“. Auch der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand äußert sich nur zurückhaltend, erwähnt eine städtische Unterstützung mit keiner Silbe.
Streit gibt es zudem um das Ausstellungskonzept sowie die Vergabe nach Friedrichshafen: Die Stadt Flensburg, die ebenfalls Interesse an dem Flugzeug hatte, fühlte sich getäuscht.






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Außenminister Sigmar Gabriel will das Vorhaben gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen angehen:
"Es ist doch völlig klar, dass wir ein solches Projekt nicht gegen, sondern mit der Stadt realisieren wollen und dass die Finanzierung so sein muss, dass die Stadt in keine Zwangslage gerät. Ich glaube, dass die Stadt noch ein großes Interesse an der Landshut entwickeln kann.“

Im September 2017 folgt die Einigung: Das Auswärtige Amt und das Staatsministerium für Kultur und Medien übernehmen die Kosten für die Rückführung und das museale Konzept. 
Die laufenden Betriebskosten, die Museumsleiter David Dornier (Bild) auf 140.000 bis 200.000 Euro pro Jahr taxiert, soll das Museum tragen. Er gehe davon aus, dass die Summe durch die erwartete Besucherzunahme zu decken sei.

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Um das Flugzeug an den Bodensee zu bringen, muss das Wrack in Fortaleza von Spezialisten auseinander gebaut und für den Transport vorbereitet werden.

Ab 21. August ist ein Team der Lufthansa-Technik vor Ort. Die Ingenieure stehen dabei vor großen Herausforderungen: Allein zur Abnahme der Flügel müssen rund 1500 Nieten und Schrauben gelöst werden. Jedes Triebwerk wiegt rund 1,5 Tonnen.
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Quelle: Euronews/Youtube

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Am 23. September hat die Lufthansa-Maschine "Landshut" wieder deutschen Boden unter die Räder bekommen. Rumpf und Flügel sind mit zwei Flugzeugen nach Friedrichshafen gebracht worden, darunter eine Antonov 124.

Das Dornier-Museum hat das Flugzeug mit einem großen Bürgerfest empfangen. Das Motto der Veranstaltung: „Landshut – Willkommen zu Hause“

Im September 2017 nannten die Verantwortlichen den Herbst 2019 als Zeitangabe, an der die geplante Ausstellung womöglich erstmals zu sehen sein sollte. 
Seitdem ist die "Landshut" in einem Hangar am Bodensee-Airport untergebracht.

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Ungefähr 4000 Besucher hat das Donier-Museum gezählt, etwa 2000 Würstchen gingen über die Tresen.

Um 9.21 Uhr landete die Antonow mit Rumpf und Tragflächen der „Landshut“ an Bord, begleitet von Applaus und dem Kicken zahlreicher Fotoapparate. Langsam und mit ohrenbetäubendem Lärm rollte die Maschine auf ihre Parkposition.

Zeitzeugen, Mitarbeiter von Flughafen und Museum sowie etwa 100 Journalisten hielt es nicht lange hinter der Absperrung vor dem Tower. Um 11.49 Uhr öffnete sich die Ladeklappe: die „Landshut“ kam ganz langsam zum Vorschein.
Eine Lampe wurde gebaut, zwei riesige Kräne hievten das Wrack auf einen Tieflader, der den Flugzeugrumpf später vor die Schaulustigen am Museumszaun fuhr.
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Mehrere Stunden dauerte die Entladung des Wracks durch ein Team der Lufthansa Technik.
Der Rumpf wurde dabei über eine Rampe mit Schienen aus der Antonow gerollt und dann mithilfe von Kränen transportiert.

Eine umfassende Bildergalerie finden Sie hier
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Demontiert, derangiert und irgendwie auch deplatziert – so steht das Wrack der Boeing 737, die mal auf den Namen „Landshut“ getauft worden ist, ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Deutschland in einem Hangar am Flughafen in Friedrichshafen.
Nach außen hin ist nicht viel passiert - auch der geplante Termin für die Ausstellungs-Eröffnung (Oktober 2019) wird nicht zu halten sein. Und auch in der Stadt am Bodensee ist die Stimmungslage rund um die "Landshut" angespannt - viele lehnen das Projekt nach wie vor ab. 
Finanziell hakt es ebenfalls:  Ein großer Diskussionspunkt ist die Frage der Finanzierung des „Landshut“-Museums. Mehr zur Lage im September 2018 lesen Sie hier.




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Am 19.08.2019 schrieb unser Redakteur Martin Hennings:

David Dornier im Hangar, in dem die Maschine steht. Im August 2019 hat der Museumsleiter selbst große Zweifel, ob es je eine Ausstellung der "Landshut" in Friedrichshafen geben wird.
David Dornier im Hangar, in dem die Maschine steht. Im August 2019 hat der Museumsleiter selbst große Zweifel, ob es je eine Ausstellung der "Landshut" in Friedrichshafen geben wird.
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Es ist ein kleines Volksfest gewesen, als am 23. September 2017 das Wrack der 1977 von Terroristen entführten Lufthansa-Boeing „Landshut“ in Friedrichshafen ankam, um dort zum Museum ausgebaut zu werden.
Dass es ein zweites Fest zur Eröffnung der Ausstellung geben wird, ist unwahrscheinlich: Die Bundesregierung sucht nach Alternativ-Standorten, die Stadtverwaltung steht dem Projekt teilnahmslos bis ablehnend gegenüber und David Dornier, Leiter des Dornier-Museums, in das der Terrorgedenkort integriert werden sollte, äußert Zweifel, ob das Projekt noch eine Chance hat.

Es war ein Schnellschuss. Auf Betreiben des damaligen Außenministers Sigmar Gabriel (SPD) holt die Bundesrepublik die „Landshut“ von einem brasilianischen Flugzeugfriedhof zurück nach Deutschland, sicher nicht zufällig am Tag vor der Bundestagswahl 2017.
Die Maschine, von Linksextremisten entführt und der GSG 9 befreit, soll zum Erinnerungsort werden, angebunden an das private Dornier-Museum.
Wichtige Fragen bleiben ungeklärt: Wer zahlt den laufenden Unterhalt des Museums? Wer trägt es? Wie wird es in die Museumslandschaft am Bodensee eingebunden?

Diese Hudelei rächt sich. Denn fast zwei Jahre nach der Rückholung der „Landshut“, die einen siebenstelligen Betrag verschlungen haben soll, ist unklarer denn je, was mit dem Flugzeug passiert. „Wir hoffen bis zum Schluss“, sagt Museumsdirektor Dornier, „doch ich habe Zweifel, dass das noch was wird.“
Dornier kann Kosten nicht übernehmen. Er hatte eine Stiftung vorgeschlagen, die das Landshut“-Museum betreibt. Eine halbe Million Euro wollte er beisteuern, Unternehmen seien als Unterstützer angefragt. Zudem hatte er vorgerechnet, dass sich die Ausstellung in den ersten Jahren dank des von ihm erwarteten Besucheransturms selbst tragen werde. Die Betriebskosten (von der Heizung bis zu Wechselausstellungen) werden auf etwa 300.000 Euro geschätzt.
Dornier sagt, weder seine Familie noch das Museum könnten diese Kosten übernehmen. Auch der Bund, der zehn Millionen Euro für Rückholung, Gebäude und Konzept zugesagt hat, will den laufenden Betrieb nicht zahlen.Man arbeite deshalb an einer „endgültigen Standortentscheidung“, sagt ein Sprecher der zuständigen Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), Staatsministerin Monika Grütters (CDU), auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.

Berlin prüft also Alternativen, ohne die zu benennen. Wer den Zuschlag bekommt, hänge von verschiedenen Faktoren ab, so der Sprecher, „insbesondere dem Vorhandensein einer musealen Infrastruktur mit entsprechender Expertise, die den historischen Ereignissen – auch aus Sicht der Opfer – gerecht wird, einem nennenswerten Besucherpotential und dem Zeitfenster für eine Realisierung“.

Dass die Bundesregierung über die Zukunft der „Landshut“ entscheide, ohne ihn einzubeziehen, mache ihn „traurig und frustriert“, sagt Dornier. Immerhin steckten zwei Jahre Arbeit im Projekt. Angeblich überlege man sogar, das Flugzeugwrack zu zerlegen und nur Teile auszustellen – aus Kostengründen.Und das in einem Ministerium, das jährlich über fast zwei Milliarden Euro verfüge. „Die Bundesrepublik läuft Gefahr, sich erneut aus der Verantwortung zu ziehen, wie schon bei der Entschädigung der Opfer“, sagt Dornier.Besonders ärgert sich der Museumsleiter darüber, dass die Staatsministerin angeblich von ihm verlangt hat, eine Bestandsgarantie für das Dornier-Museum bis etwa 2040 abzugeben. „Das kann ich gar nicht“, sagt Dornier, dessen Familie schon vor Beginn der „Landshut“-Aktivitäten die Stadt Friedrichshafen um finanzielle Hilfe für das defizitäre Haus gebeten hatte.
Ein BKM-Sprecher bestätigt diese Forderung auf Nachfrage nicht, wohl aber die Forderung nach „Finanzierung der Kosten für den laufenden Betrieb der Landshut-Ausstellung“ und „Fortbestand des Museums über eine Laufzeit von mindestens 20 Jahren“.

Offen ist, wie es mit dem Wrack weitergeht, das seit zwei Jahren nahezu unberührt in einem Hangar am Häfler Flughafen steht. Einer der beiden Museumskuratoren hat gekündigt, eine für September geplante Sitzung des wissenschaftlichen Beirats ist abgesagt.
Es liege eine standortunabhängige Konzeptskizze für die Ausstellung vor, sagt Paula Lutum-Lenger, Vorsitzende des Beirats und Leiterin des Hauses der Geschichte in Stuttgart. „Gleichwohl muss sich das endgültige Ausstellungskonzept am Standort orientieren. Insofern ist jedes Konzept standortabhängig.

“Die Stadt Friedrichshafen bleibt bei Ihrer Haltung, dass ein „Landshut“-Museum „ganz klar eine nationale Aufgabe, keine kommunale“ ist.
Einer der eifrigsten Trommler für die Idee eines Erinnerungsorts für die Opfer des RAF-Terrors, der Journalist Martin Rupps, hält Friedrichshafen nach wie vor für einen guten Standort. „OB und Gemeinderat verspielen eine historische Chance“, sagt er. Der „Landshut“-Aktivist hat sich unlängst mit einem Brief an den Bundespräsidenten gewandt.Darin bittet er Frank-Walter Steinmeier um „ein helfendes, vermittelndes Wort“, damit „dieses Projekt zeitnah umgesetzt wird“. Ob der Politiker Rupps Aufforderung gefolgt ist, wollte das Präsidialamt nicht mitteilen. „Das Gedenken an die Opfer des RAF-Terrors“ werde Steinmeier aber „ein dauerhaftes Anliegen bleiben“.
David Dornier im Hangar, in dem die Maschine steht. Im August 2019 hat der Museumsleiter selbst große Zweifel, ob es je eine Ausstellung der "Landshut" in Friedrichshafen geben wird.
David Dornier im Hangar, in dem die Maschine steht. Im August 2019 hat der Museumsleiter selbst große Zweifel, ob es je eine Ausstellung der "Landshut" in Friedrichshafen geben wird.
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