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Eine alte Lady feiert Geburtstag

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Die CH-53

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Als 1972 die ersten Hubschrauber des Typs Sikorsky CH-53 an die Bundeswehr übergeben wurden, dachte wohl niemand daran, dass sie noch 50 Jahre später rund um die Welt im Einsatz sein würden. Die altgedienten Maschinen sind deshalb eng mit der Geschichte der deutschen Streitkräfte verbunden, waren beispielsweise im Irak und in Afghanistan im Einsatz, genauso wie bei den Flutkatastrophen im Oderbruch (1997) und im Ahrtal (2021). 

Bereits 1968 hatten sich Verteidigungsausschuss und Verteidigungsminister Helmut Schmidt für die CH-53 als neuen mittleren Transporthubschrauber für das Heer entschieden. Insgesamt 135 Maschinen bestellte der Bund damals beim Hersteller Sikorsky Aircraft für 1,53 Milliarden D-Mark. Auf dem Laupheimer Militärflugplatz landete die erste CH-53 am
3. Oktober 1973.
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Einsätze

Oberstleutnant Frank Wittemann ist Kommandeur der Fliegenden Gruppe beim Hubschraubergeschwader 64 der Luftwaffe in Laupheim und Pilot der CH-53. Mit dem Hubschrauber war er schon mehrmals im Einsatz, unter anderem in Afghanistan. Mit der CH-53 kennt er sich deshalb bestens aus. Die Einsatzbereiche trennt er in zwei Bereiche.
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Aktuell sind fünf CH-53 in Gao in Mali im Einsatz. Dort haben die Hubschrauber aus Laupheim seit Juli 2022 zwei Aufgaben übernommen: den taktischen Lufttransport und die Medical Evacuation (MedEvac), zu deutsch die medizinische Evakuierung. Der Einsatz ist auf zwei Jahre festgelegt.
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Keine andere Mission hat die CH-53 solange gebunden wie die in Afghanistan. Seit 2002 waren die Hubschrauber dort im Einsatz, zuerst bei den Heeresfliegern. 2013 wurde das Mittlere Transporthubschrauberregiment 25 im Zuge der Bundeswehrreform aufgelöst. Seine Aufgaben übernahm das Hubschraubergeschwader 64 (HSG 64), dessen Heimatstandort ebenfalls in Laupheim ist, das aber der Luftwaffe angehört.

Sowohl die Heeresflieger als auch später das HSG 64 waren Teil des Nato-Einsatzes in Afghanistan. Die Nato hatte nach den Anschlägen am 11. September 2001 auf das World Trade Center und andere US-amerikanische Ziele den Bündnisfall ausgerufen. Im Januar 2021 verließ die letzte CH-53 Afghanistan - nach fast 19 Jahren Dauereinsatz.
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  • 1991-1996: UNSCOM (Mission der Uno zur Kontrolle von ABC-Waffen im Irak)
  • 1995-1997: IFOR (Nato-Einsatz der Implementation Force, zu deutsch Umsetztruppe, sollte den Waffenstillstand in Bosnien und Herzegowina sichern - die CH-53 waren in Kroatien stationiert)
  • März 1997: Operation Libelle (Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und weiteren ausländischen Bürgern aus Albanien während des Lotterieaufstandes)
  • 1997-2007: SFOR (Nato-Einsatz der Stabilisation Force, zu deutsch Stabilisierungstruppe, zur Friedenssicherung in Bosnien und Herzegowina)
  • 2006: EUFOR RD CONGO (Einsatz der European Union Force, zu deutsch Truppe der Europäischen Union, in der Demokratischen Repubilk Kongo zur Sicherung der Wahl in dem Land)
  • 2002-2020: ISAF/RS in Afghanistan
  • seit 2022: MINUSMA in Mali
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Nicht nur bei Auslandseinsätzen, auch bei Hilfeleistungen im Katastrophenschutz ist die CH-53 vor Ort. Ihre Aufgaben umfassen vor allem das Transportieren von Hilfsgütern und Menschen.

1990: Bekämpfung von Waldbränden in Griechenland
1991: Versorgung kurdischer Flüchtlingslager an der türkisch-irakischen Grenze
1997: Flut im Oderbruch
1999: Evakuierung von Skitouristen aus der österreichischen Gemeinde Galtür nach dem Lawinenunglück
2002: Elbehochwasser
2007: Bekämpfung von Waldbränden in Griechenland
2013: Hochwasser an Elbe und Elster
2018, 2019, 2021, 2022: Bekämpfung von Waldbränden in Deutschland
2019: Hilfe bei der Bewältigung der Schneemassen im Südosten Bayerns (Bild)
2021: Hilfe bei den Überschwemmungen im Ahrtal
2021: Bekämpfung von Waldbränden in Österreich
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Am 8. Oktober 2005 bebt in der pakistanischen Region Kaschmir mit einer Stärke von 7,6 die Erde. Durch das Beben und mehr als 20 Nachbeben sterben fast 80.000 Menschen.

Auch Angehörige der Laupheimer Heeresflieger sind an der internationalen Hilfsaktion beteiligt und stemmen vor Ort bis April 2006 rund 1300 Einsätze. Mit vier Maschinen vom Typ CH-53 transportieren sie mehr als 3000 Tonnen Nahrung, Decken, Zelte, Medikamente und Brennstoffe in die verwüsteten, weitgehend von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiete in der Kaschmir-Region. Aus den Bergdörfern bringen sie mehrere tausend Menschen, unter ihnen viele Schwerverletzte und Kranke, ins Tal.

Darüber hinaus kurbeln sie eine private Hilfsaktion an und sammeln Geld für ein Waisenhaus in der fast völlig zerstörten Stadt Muzaffarabad, in dem Kinder untergebracht werden, die bei dem Beben ihre Eltern verloren haben. Die Laupheimer Bürgerstiftung würdigt dieses Engagement mit der Verleihung des „Silbernen Laubü“.
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Es ist die schwerste Naturkatastrophe der vergangenen Jahre in Deutschland. In der Nacht vom 14. auf 15. Juli 2021 regnet es in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen so stark, dass der Boden das nicht mehr verkraften kann. Mindestens 134 Menschen kommen durch die Wassermassen ums Leben.

Auch Soldaten aus Laupheim unterstützen mit den CH-53 die darauf folgenden Aufräumarbeiten. Bereits am 16. Juli brechen die ersten beiden Maschinen in das Gebiet auf. Ihre Aufgabe: Material wie zum Beispiel Wassertanks transportieren und Suchteams mit ihren Hunden in den Gebieten absetzen.

Eine Aufgabe ist es auch, beim Bau eines provisorischen Damms zu unterstützen. Dazu schichten die Teams mit ihren Helikoptern Schüttgutsäcke, sogenannte Big Bags, gefüllt mit Sand zu einem Damm auf. Der Einsatz erfordert einiges an Improvisation. Die Säcke stellt ein Kiesgrubenbesitzer, Einhängeseile kommen von einem Hersteller für Kletterbedarf. Die Säcke werden über Nacht in verschiedenen Kieswerken gefüllt. Nachdem ein Technischer Offizier durch Hängetests an Baggerschaufeln die Aufhängung freigegeben hat, können die CH-53 zu den Dammarbeiten starten.

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Unfälle

Ein Transporthubschrauber der Bundeswehr patrouilliert über der afghanischen Hauptstadt. Plötzlich gerät die CH-53 außer Kontrolle; wie ein Stein fällt sie vom Himmel, zerschellt zwischen Häusern, fängt Feuer und brennt aus. Keiner der sieben Soldaten an Bord überlebt.

Drei der Verunglückten gehörten dem damaligen Heeresfliegerregiment 25 aus Laupheim an: Hauptfeldwebel Thomas Schiebel, Hauptgefreiter Enrico Schmidt und Hauptmann Friedrich Deininger, mit fast 8000 Flugstunden einer der erfahrensten CH-53-Piloten und kurz vor seiner Pensionierung.

Das bis dahin schwerste Unglück bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr löst Trauer und Bestürzung aus. Im Landkreis Biberach wehen die Fahnen auf halbmast, hunderte Menschen tragen sich in Kondolenzbücher ein.

Knapp zwei Jahre nach dem Absturz gilt die Unfallursache als geklärt. Eine Schraubenmutter im Antriebssystem des Hubschraubers hat sich wegen eines Materialfehlers gelöst und eine schicksalhafte Kettenreaktion in Gang gesetzt. Von enormen Fliehkräften beschleunigt, knallt die Schraube gegen eine Antriebswelle; diese bricht und beschädigt lebenswichtige Steuerelemente. Crew und Bodenpersonal trifft keine Schuld.

Der aus Gutenzell stammende Friedrich Deininger gehörte 1996 zu den ersten Heeresfliegern, die als Angehörige einer internationalen Schutztruppe in das von blutigen Kriegen gezeichnete ehemalige Jugoslawien entsandt wurden; damals entstand dieses Bild.
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  • 11. Dezember 1978: Absturz bei einem Nachtflug, ein Pilot wird getötet
  • 26. November 1980: Absturz aus bisher ungeklärten Umständen bei einem Einsatzflug in der Nähe von Waldbröl, die vierköpfige Besatzung stirbt
  • 25. Oktober 1987: Doppelter Triebwerksausfall nach Vereisung
  • 24. Januar 2000: Harte Landung bei einem Testflug
  • 14. Februar 2000: Durch einen Wartungsfehler kommt der Hauptrotor in Mendig mit dem Boden in Berührung, beide Piloten sterben, drei Besatzungsmitglieder verletzen sich zum Teil schwer
  • 28. November 2008: Unfall bei einer Gebirgsflugübung, ein Soldat verletzt sich (Bild)
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50 Jahre alte Technik?

Oberfeldwebel Denis ist Luftfahrzeug-Techniker und war mit der CH-53 bereits dreimal im Einsatz in Afghanistan. Er kennt den Hubschrauber seit vielen Jahren. Einer der Vorzüge sei, dass hier noch richtig geschraubt werden könne, sagt er.
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Oberstabsfeldwebel a.D. Günter Scharnagl hat die CH-53 fast von Anfang an erlebt. 1974, nur ein Jahr nachdem die erste Maschine in Laupheim gelandet war, kam er nach seiner Grundausbildung an den Standort, wo er den Hubschrauber das erste Mal sah - und direkt fasziniert war.

Als Wartungsgruppenführer war er für die Technik zuständig. 1979 wurde er Bordmechaniker und war damit auch im Flugbetrieb aktiv. Die Geschichte des Flugplatzes in Laupheim hat ihn dabei schon immer interessiert. Anfang 2022 eröffnete die Bundeswehr eine Militärgeschichtliche Sammlung, die Scharnagl mit Erinnerungsstücken und Exponaten maßgeblich aufgebaut hat.

Wie sich die Technik in den ersten Jahren entwickelte, hat er hautnah erlebt.
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Das Modell der deutschen Bundeswehr trägt hinter der Bezeichnung CH-53 noch den Buchstaben G für German. Sie ist eine speziell für die deutschen Streitkräfte angefertigte Weiterentwicklung der US-amerikanischen CH-53 D.

Seit ihrer Einführung in Deutschland hat die Maschine einige Veränderungen erfahren. In vier verschiedenen Upgrades wurde die CH-53 G zu der G IFR (German Instrumental Flight Rules), der GS (German Special), der GE (German Enhanced) und der GA (German Advanced) ausgebaut. So ist sie je nach Modell mit Außenzusatztanks, einer Selbstschutzanlage zur Abwehr von Raketen, Innenzusatztanks sowie Staubabscheidern mit leistungsgesteigerten Triebwerken ausgerüstet.







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Staubabscheider mit leistungsgesteigertem Triebwerk

Bei den Einsätzen in Irak und Afghanistan wurden die Triebwerke durch Sand und Staub stark angegriffen. Sandfilter verhinderten dies in den darauffolgenden Jahren. Auch in Mali kommen sie zum Einsatz.

Außenzusatztank

Ab 1998 wurden einige Hubschrauber mit Außenzusatztanks ausgerüstet. So konnte die Flugzeit verdreifacht werden. Mittlerweile gibt es auch Innenzusatztanks.

Selbstschutzanlage zur Abwehr von Raketen

Um feindliche Raketen oder Laser abzuwehren, wurden verschiedene Systeme in die neueren Versionen der CH-53 eingebaut.

Antenne

Was aussieht wie eine Leiter, ist in Wirklichkeit die Antenne der CH-53, die sich an einigen der Hubschrauber befindet.

Heckrotor

Der Heckrotor hat einen Durchmesser von fast fünf Meter. Zum Transport kann das gesamte Heck eingeklappt werden.

Hauptrotor

Der Hauptrotor der CH-53 hat einen Durchmesser von 22 Meter. Seine sechs Rotorblätter lassen sich zum Transport nach hinten klappen.

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Die CH-53 verfügt nicht nur über Erkennungs- und Abwehrgeräte für Raketen und Laser. Auf der Heckrampe, am Fenster und an der Tür kann außerdem ein Maschinengewehr installiert werden. Jede der Positionen wird von einem "Doorgunner", einem Bordsicherungssoldaten, besetzt. Eingesetzt wird vor allem das M3M vom Hersteller FN Herstal mit 1200 Schuss pro Minute und einem Kaliber von 12,7 x 99 Millimeter. Aber auch das ältere MG 3 kommt zum Einsatz. Im Vergleich zum M3M ist es mit Kaliber 7,62 x 51 Millimeter etwas kleiner.
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  • Höchstgeschwindigkeit: 295 km/h
  • Marschgeschwindigkeit: 215 km/h
  • Maximale Flughöhe: 2750 m
  • Hauptrotordurchmesser: 22,02 m
  • Länge: 26,87 m
  • Breite: 21,95 m
  • Höhe: 7,59 m
  • Besatzung: 2 Piloten, 2 Bordmechaniker
  • Passagiere: bis zu 36
  • Durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch: 800 Liter/h
  • Leergewicht: 10,7 Tonnen
  • Maximales Startgewicht: 19,05 Tonnen
  • Standardnutzlast: 5,5 Tonnen
  • Maximale Außenlast: 7,225 Tonnen
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Freude auf neue Zeiten

In dem neuen Sondervermögen der Bundeswehr, das in diesem Jahr vom Bundestag beschlossen wurde, sind auch fünf Milliarden Euro für neue Transporthubschrauber vorgesehen. Die Wahl fiel dabei auf das Modell CH-47 F Chinook des Herstellers Boeing. Der Hubschrauber war schon bei der Beschaffung der CH-53 in der engeren Auswahl. Insgesamt 60 Stück hat der Bund bei dem amerikanischen Hersteller bestellt, einige dafür sind auch für Laupheim bestimmt. 

Auch die CH-47 wird oft als "Arbeitspferd" bezeichnet und ist für den Transport vorgesehen, ist jedoch im Gegensatz zur CH-53 ein schwerer Transporthubschrauber. Neben den USA setzen auch in Europa verschiedene Länder auf sie, darunter Italien, Spanien und Großbritannien.

In Deutschland soll sie frühestens 2026 eingeführt werden. Doch auch darüber hinaus bleibt die CH-53 dem Hubschraubergeschwader 64 noch einige Jahre erhalten.
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Eine persönliche Bindung

Seit einem halben Jahrhundert ist die CH-53 bei der Bundeswehr im Einsatz. Generationen von Soldaten wurden an ihr ausgebildet und haben ihren Dienst mit diesem Hubschrauber verrichtet. Im Interview erzählen Oberstleutnant Frank Wittemann, Oberstabsfeldwebel a.D. Günter Scharnagl und Oberfeldwebel Denis, was sie mit der Maschine verbinden.
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Impressum

Redaktion
Verena Pauer, Helen Belz

Texte
Verena Pauer, Helen Belz, Roland Ray

Video
Marcus Fey, Verena Pauer, Helen Belz

Bildquellen
Bundeswehr: Kevin Kügele, Johannes Locherer
Archiv der Schwäbischen Zeitung
dpa

Verantwortlich
Andreas Müller und Jürgen Mladek
Schwäbische Zeitung
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
www.schwaebische.de 

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