Das ist ungerercht
Vom Aussterben bedroht
Die Handgriffe der Berufsfischer sind routiniert, nur wenige Minuten dauert es, bis das Boot hinaus auf den See gleitet. Doch das Idyll trügt. Denn Vater und Sohn wissen schon jetzt: Die Netze, die sie gleich kontrollieren werden, werden fast leer sein. Die Fischerei auf dem Bodensee ist seit Jahren ein Kampf ums Überleben.
Ein Kampf, bei dem sich die bayerischen Fischer gegenüber der Konkurrenz auch noch benachteiligt fühlen. Gefallen lassen möchten sie sich das nicht. Deswegen verklagen sie jetzt den Freistaat Bayern.
"Wir dürfen weniger Netze auslegen als alle anderen."Roland Stohr im Jahr 2018
Auslöser ist ein Beschluss der Internationalen Bevollmächtigungskonferenz für die Fischerei (IBKF) von 2015: Insgesamt sollen die Fischerpatente auf dem Bodensee von 120 auf 80 verringert werden. Die Bayern sollen dafür von zehn auf acht Patente reduzieren.
„Ziel des Beschlusses war es, den verbleibenden Patentinhabern einen Ertragsanteil zu sichern, der die Existenz eines Familienbetriebs ermöglicht“, schreibt Martin Hecht, Sprecher des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Dabei rechnen die Bevollmächtigten anteilig: Die Bayerischen Fischer sollen ihre Patente von zehn auf acht verringern.
"Nur mit Fischen aus dem Bodensee kann man nicht leben."Roland Stohr
Doch Roland Stohr, der auch der Vorsitzender der Genossenschaft der Bayerischen Berufsfischer ist, weigert sich, anderen Fischern ihr Hochseepatent zu entziehen. Die Konsequenz: Alle anderen Anrainer durften, quasi zur Belohnung, ein Schwebnetz mehr auswerfen.
Roland Stohr findet: Es ist gar nicht nötig, dass die bayerischen Fischer unter Zwang Hochseepatente abgeben. Denn Österreich und die Schweiz unterschreiten die geforderte Höchstzahl der Patente schon jetzt – insgesamt gibt es auf dem Bodensee nur noch etwas mehr als 60 Patente.
Gegen diese Ungleichbehandlung hat Roland Stohr Klage beim Kemptener Landgericht eingereicht. Zumindest für 2020 haben die bayerischen Fischer nun ihr 5. Schwebnetz zurückbekommen. Aber Roland Stohr klagt weiter, denn er will keine Ausnahme für ein Jahr, sondern immer so behandelt werden, wie die Fischer der Anrainer.
Doch das ist nicht die einzige. Eine weitere betrifft seinen Vater Peter Stohr.
"Die Politiker sagen seit Jahren, sie wollen uns helfen. Sie schaden uns aber."Peter Stohr
Opfer Iwen
Nach mehr als 50 Jahren vom See verbannt
"Es kommt mir wie ein Berufsverbot vor."Christian Iwen
Und Christian Iwen? Der fühlt sich zum Fischen jedenfalls noch fit genug.
"Wenn ich mich nicht fit fühlen würde, würde ich aufhören."Christian Iwen
Streit um die Nährstoffe
Streit um den Phosphorgehalt
"Die Nährstoffsituation im Bodensee ist dramatisch schlecht."Peter Stohr
"Die Fische leiden Hunger."Peter Stohr
"Der Bodensee hat einen Nährstoffgehalt, der für ihn typisch ist."Dr. Harald Hetzenauer, Institut für Seenforschung
"Es kann nicht nur am Phosphor hängen."Franz Untersteller, Umweltminister Baden-Württemberg
Exoten bedrohen den See
Exoten bringen den Bodensee ins Ungleichgewicht
"Die Muschel besetzt Nischen im Ökosystem."Dr. Harald Hetzenauer, Institut für Seenforschung
"Der Kormoran frisst mehr Fische, als wir fangen dürfen."Peter Stohr
Ungewisse Zukunft
Sterben die Fischer bald aus?
"In 20 Jahren kann man die Berufsfischer an zwei Händen abzählen."Peter Stohr
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