Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Hip Hop in Stuttgart

Logo https://stories.schwaebische.de/hip-hop-in-stuttgart

Einleitung

15 Jahre lang ist das HipHop Open (Foto) in Stuttgart eines der wichtigsten Rapfestivals in Europa gewesen - 2015 fand es zum letzten Mal statt. Die Landeshauptstadt war nicht grundlos Standort für dieses Festival. In Stuttgart formte sich zu Beginn der 90er-Jahre erstmals der deutschsprachige Hip Hop.

Daniel Hadrys zeigt in seiner Multimedia-Reportage den Weg der Rapmusik aus den afroamerikanisch geprägten Stadtteilen New Yorks in den Südwesten Deutschlands auf.

Alexander Scheffel aka "DJ 5ter Ton" blickt dafür zurück auf die frühen Tage des Hip Hop in Stuttgart. Scheffel steht bei den Massiven Tönen hinter den Plattenspielern, einer der wichtigsten Gruppen aus Stuttgart. Er erzählt, wie der Hip Hop nach Stuttgart fand und führt an einige der wichtigsten Orte.
Zum Anfang

Hip Hop

Schließen
1520 Sedgwick Avenue, Bronx, New York, 1973: Clive Cambell alias DJ Kool Herc schmeißt für seine Schwester zum Geburtstag eine "block party". Er legt mit zwei Plattenspielern auf, lässt die Songs nicht durchlaufen, sondern beschränkt sie auf ihre tanzbarsten Stellen. Seine Plattenauswahl besteht aus Soul, Funk, Disco, Reggae und Dub.

Ein Jahr später ist er ein gefragter Discjockey. Mit seinem "Soundsystem", der lautesten und besten Anlage zu dieser Zeit, veranstaltet er Partys für die afroamerikanischen Jugendlichen, denen der Zutritt zu den Discos verwehrt ist.

DJ Kool Herc beginnt, die besonders perkussiven Parts der Lieder in einer Endlosschleife zu wiederholen und über diese zu sprechen ‑ damit erschafft er die "Breakbeats". In ihnen fordert er das Publikum anfangs bloß zum Tanz auf. Der Sprechgesang bleibt zunächt den Liveshow vorenthalten. Daraus entwächst später der Rap.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang

Eine Miniatur-Geschichte des Hip Hop

Schließen
Ende der 1970er erscheinen die ersten genuinen Rap-Songs. "King Tim III (Personality Jock)" (1979) von der Fatback Band gilt als wegweisend für den neuen Stil.

Hip Hop ist aber mehr als nur der Sprechgesang. Es ist eine kreative Jugendkultur, zu der auch das Beatboxen (das Imitieren von Instrumenten mit dem Mund), das DJ-ing (also das kunstvolle Mischen mit Schallplatten auf Turntables), Graffiti (u.a. das Zeichnen kunstvoller Bilder mit Sprühdosen) und das B-Boying (artistisches Tanzen auf dem Boden, Foto) gehören. 
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
1979 nimmt Kurtis Blow den Song "The Breaks" auf, ein Jahr später wird dieser über Mercury Records veröffentlicht. Heute gilt "The Breaks" als einer der Klassiker des Hip Hop, der die Musikrichtung populär machte. Auch in Deutschland klettert Kurtis Blow mit diesem Song auf Platz 56 der Charts.

Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
Unerwähnt bleiben dürfen auch nicht Michael "Wonder Mike" Wright, Guy "Master Gee" O'Brien und Big Bank Hank, die "Sugarhill Gang" (auf dem Foto inklusive Entourage). Mit ihrem Hit "Rapper's Delight" veröffentlichen sie, ebenfalls 1979, einen wegweisenden Rapsong.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang

Hip Hop in Deutschland

Den Weg aus Übersee nach Deutschland findet der Hip Hop Anfang der 1980er isoliert in Schallplatten und Filmen wie Wild Style, Style Wars und Beat Street.

In Deutschland stationierte US-Soldaten bringen die Platten mit in die neue Heimat. In den Städten, in denen Kasernen stehen, gibt es sogenannte G.I.-Discos. Dort wird die neue Musik gespielt, deutsche Jugendliche lernen sie dort kennen.
Zum Anfang
Schließen
Bereits 1980 erscheint ein Rap-Song auf Deutsch. Thomas Gottschalk, Frank Laufenberg und Manfred Sexauer liefern mit "Rapper's Deutsch" jedoch mehr eine unfreiwillige Parodie als einen ernstzunehmenden ersten deutschsprachigen Beitrag zur Subkultur. Mit Rap aus der Bronx hat "Rapper's Deutsch" wenig gemein. Auch wirken "GLS-United" im Vergleich zur Sugarhill Gang, deren Beat sie sich geliehen haben, so cool wie Frittierfett.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
Im Laufe der 1980er-Jahre wird Hip Hop in Deutschland zu einer größeren Subkultur. Gruppen wie Advanced Chemistry aus Heidelberg, Rock Da Most aus Berlin oder TCA the Microphone Mafia aus Köln rappen anfangs noch auf Englisch.

Der Künstler Torch (Advanced Chemistry, Foto) schreibt seine Texte jedoch irgendwann auf deutsch.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Auch Alexander Scheffel kommt im Laufe der 1980er-Jahre mit dieser Kultur in Berührung, wie er erzählt.

Video öffnen

Zum Anfang

Hip Hop in Stuttgart

Hip Hop formiert sich in Deutschland lange Zeit jenseits des Mainstreams. Eine Band aus Stuttgart bringt den Rap mit deutschen Texten jedoch ganz weit oben in die Charts.

Michael Bernd Schmidt alias Smudo, Thomas Dürr als Hausmeister Thomas D, Michael Beck als Michi Beck und Andreas Rieke als And.Ypsilon veröffentlichen 1991 als Die Fantastischen Vier ihr erstes Album "Jetzt geht's ab". Seit 1986 ist das Quartett unter wechselnden Namen aktiv, zunächst als "Die Zwielichtigen Zwei" und "Terminal Team".

Auch die vier kommen durch die in Stuttgart und Umgebung stationierten, afroamerikanischen GIs in Kontakt mit dem Hip Hop. In den GI-Discos feiern sie zu der noch jungen Musik.


Zum Anfang
Juli 1988, Jugendhaus Stuttgart-Heslach: Die Fantastischen Vier spielen ihr erstes Konzert vor rund 30 Freunden - allerdings noch als "Terminal Team" und auf Englisch.

Kurz darauf reisen Thomas D und Smudo dreieinhalb Monate lang durch die USA. Dort treffen sie einen Entschluss:
keine Texte mehr auf Englisch. Die Fantastischen Vier gelten somit als die ersten, die Rap auf Deutsch gemacht haben. Ihre Karriere geht daraufhin steil nach oben. 1989 sind sie eine gefragte Live-Band, 1991 folgt der erste Plattenvertrag.

Am 27. August 1991 veröffentlichen sie ihre erste Platte "Jetzt geht's ab".
Zum Anfang
Schließen
Mit "Jetzt geht's ab" steigen sie in die Charts ein, gelten aber innerhalb der Szene nicht als glaubwürdig. Die Vorwürfe: sie seien aus dem Nichts gekommen und nur auf Kommerz aus.
Dabei sollte der richtige Durchbruch erst noch kommen...
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
...und zwar mit einem Song, den viele noch kennen dürften: "Die da !?!". Veröffentlicht wurde er als erste Single aus dem Album "4 gewinnt" (1992).

Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Die Fantastischen Vier haben den deutschsprachigen Rap in Stuttgart zwar nicht erfunden, sehr wohl aber populär gemacht - zu populär für einige Rapfans. Ihre Ausverkauf-Vorwürfe werden immer lauter, die Kritik der Hörer an den ihrer Meinung nach oft zu albernen Texten ebenfalls. 

In Stuttgart bildet sich die "Kolchose": ein Zusammenschluss verschiedener Rapper, Sprayer und DJs. Sie wollen (unter anderem) einen Gegenpol zu dem kommerziellen Rap und den größtenteils unernsten Texten der Fantastischen Vier bilden. Doch bei dieser Abgrenzung sollte es nicht bleiben.
Zum Anfang
10. September 1992, Jugendkulturzentrum Areal in Leinfelden-Echterdingen: Die Mitglieder der Kolchose veranstalten ihr erstes eigenes Konzert - dieses gilt als Geburtsstunde des Hip Hop-Netzwerks. Viele der Einzelkünstler haben zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend eigenes Material, um abendfüllende Auftritte zu veranstalten.

Während die Fantastischen Vier zu dieser Zeit immer größere Bühnen bespielen, ziehen die rund 50 Mitglieder der Kolchose durch die Jugendzentren der Region. Das Jugendhaus West in Stuttgart wird zu einer wichtigen Wirkungsstätte der Kolchose.
Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
An verschiedenen Orten verabreden sich die Mitglieder zum Rappen, Tanzen oder Malen. Auch das Jugendzentrum Mitte war ein wichtiger Treffpunkt, wie sich Alexander Scheffel erinnert.

Video öffnen

Zum Anfang
Schließen
Auch im Jugendhaus West trainieren die Kolchose-Mitglieder das Breakdancen - so sieht das Ganze aus. Regelmäßige Gäste sind auch...
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang

Die Pioniere aus Stuttgart

...Wasilios Ntuanoglu und Alexander Scheffel. 1991 finden sie sich mit João dos Santos und Jean-Christoph Ritter zur Rapgruppe Massive Töne zusammen.

1994 touren die Massiven Töne bei der Klasse von 94-Tour mit den Absoluten Beginnern & Main Concept. Dadurch werden sie erstmals einem breiteren Publikum bekannt.

1996 veröffentlichen sie ihr Debütalbum "Kopfnicker" - es ist das bedeutendste der Band und Initialzündung für ihren Erfolg. Spätestens jetzt sind die Massiven Töne in der Szene bekannt.

Auf der Platte findet sich auch folgender Song...
Zum Anfang
Schließen
Es ist ein Loblied auf das Hip Hop-Kollektiv, aus dessen Schoß die Massiven Töne gekrochen sind.

Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Beim ersten Hip Hop Open im Jahre 2000 sind die Massiven Töne Teil des Programms. Der Platz am Pragsattel ist für die Hip Hop-Szene weitaus mehr als ein Veranstaltungsort.

Video öffnen

Zum Anfang
Auch der Freundeskreis um Rapper Max Herre steht beim ersten Hip Hop Open auf der Bühne.

Der gebürtige Stuttgarter und Kolchose-Mitbegründer Max Herre gründet 1992 das Hip Hop-Projekt Agit Jazz. Ein Jahr später schließt Herre sich mit dem Instrumentalmusik-Produzenten Philippe A. Kayser und dem Stuttgarter Produzenten DJ Friciton zu "Maximilian und sein Freundeskreis" zusammen.

1996 benennen sie sich in "Freundeskreis" um und veröffentlichen das Debütalbum "Quadratur des Kreises" über Four Music - dem neuen Label der Fantastischen Vier. 
Zum Anfang
Schließen
Mit dem sehr politischen Album schaffen sie 1996 den kommerziellen Durchbruch.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
Eine weitere wichtige Gruppe aus Stuttgart sind "Die Krähen". Sie gründen sich 1993. Zwei Jahre später veröffentlichen sie "Benztown".

"Shoutout an die breite Seite Nürtingen" - Lokalpatriotismus at its best. Der Battlerap, der sich gegen das Rödelheim Hartreim Projekt und allen voran den Rapper Moses P. richtet, klingt im Vergleich zu heutigen Songs fast schon putzig.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang
Schließen
Ein weiterer wichtiger Künstler aus Stuttgart ist Robert Zemichiel alias Afrob. 1999 kommt sein Debütalbum "Rolle mit Hip Hop" heraus.

Obwohl seine Kolchose-Kollegen da schon seit Jahren aktiv sind, gehört er ebenfalls zu den erfolgreichsten Hip Hop-Künstlern aus Stuttgart und in Deutschland.

Mit dem Hit "Reimemonster", den er gemeinsam mit dem norddeutschen Rapper Ferris MC aufnimmt, wird er 1999 zum Shooting-Star des Hip Hop.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang

Die Zukunft

0:00
/
0:00
Video jetzt starten
Hip Hop und Rap sind heutzutage populär wie eh und je. Die neue Generation steht schon in den Startlöchern, wie Alexander Scheffel erzählt.

Video öffnen

Zum Anfang
Schließen
Die erwähnten "Orsons" stehen an der kommerziellen Speerspitze der Stuttgarter Rapmusik. Ihr Label "Chimperator" sitzt in der Landeshauptstadt - und ist auch Heimat des Rappers Carlo Waibel alias Cro (Foto).

Der 26-Jährige aus Mutlangen wurde mit Songs wie "Easy" oder "Bye Bye" zu einem der erfolgreichsten Rapper Deutschlands.

Die Geschichte des Hip Hop in Stuttgart in also noch lange nicht vorbei.
Ich bin damit einverstanden, dass mir YouTube Videos gezeigt werden. Mehr Informationen

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Zum Anfang

Hip Hop in Stuttgart

Redaktion:
Daniel Hadrys

Fotos:

©Stephanie Morillo (bit.ly/1PruTUJ), ©Víctor H. Asencio/Andes (bit.ly/1mYtyy9), ©funky1opti (bit.ly/1l63A9X), alle CC-BY-SA-2.0 (via Wikimedia Commons)
©Matti Hillig (bit.ly/1Oi66Vg), ©Superbass (bit.ly/1N7nuYM), alle CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)

Wikipedia: © Mika Väisänen (bit.ly/200lOd1)/CC BY-SA 3.0 de

Flickr: ©Paehder (bit.ly/1RM932Q), ©Takeshi (bit.ly/1PbuJQW), beide CC BY-SA 2.0

©Matthias Rhomberg (bit.ly/1l63jDX), ©Patrik Tschudin (bit.ly/1ZkA3af), beide CC BY 2.0

dpa, Alexander Scheffel (4),
Erik Weiss (Universal Music Group)


Videos:
Matthias Roman Schneider, Youtube

Verantwortlich:
Yannick Dillinger

Kontakt:
http://schwaebische.de/
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
online@schwaebische.de

Copyright:
Schwäbische Zeitung 2016 - alle Rechte vorbehalten


Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden