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Das Elendslager von Idomeni

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In dem griechischen Flüchtlingslager Idomeni harren Tausende Menschen aus. Sie fordern immer wieder lautstark die Öffnung der Grenze zu Mazedonien. Die Fotografin Lena Reiner aus Immenstaad hat die Menschen mit ihrer Kamera besucht. Hier erzählt sie ihre Geschichte.
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ist bergig, Hinweisschilder warnen vor Wild und Bären. Von Zivilisation ist wenig zu sehen, die meisten der rar gesäten Gebäude in Sichtweite stehen leer. Je näher die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien rückt, desto trostloser wird die Umgebung. Vom sonnigen Küstenwetter, das die vielen Griechenlandurlauber schätzen, ist nichts mehr übrig geblieben. Hier regnet es seit Wochen. Flüsse sind weit über die Ufer getreten und Äcker zu kleinen Seen geworden.
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laufen Menschen über leere Straßen. Die Flüchtlinge aus den Camps sind unterwegs, um Essen zu kaufen. Öffentlichen Nahverkehr gibt es hier kaum.
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sind vereinzelt bereits von der Autobahn aus zu sehen. Hier warten Menschen. Und hoffen. Dabei sind sie auf Helfer angewiesen: Geschäfte gibt es kaum, und ohne Auto kommen die Flüchtlinge nicht weit. Kleinere Hilfsorganisationen versorgen sie daher mit Essen und vor allem: trockener Kleidung.
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wird in dieser Situation zum Wäscheständer. Sogar privat angereiste Münchner versorgen die Menschen mit Essen und Kleidung.
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sind teilweise aus Planen und morschen Holzlatten kleine Überstände gebaut worden, darunter tropft die nasse Wäsche vor sich hin – auch unter dem Vordach des Bahnhofshäuschens versuchen Menschen, ihre Sachen wieder in einen tragbaren Zustand zu bekommen. Die Chancen dafür sind bei dem schlechten Wetter äußerst gering. Häufig sind Menschen in Badeschlappen aus Kunststoff unterwegs, viele krempeln ihre Hosen so weit hoch, dass zumindest der Regenponcho sie schützen kann, Kinder hopsen barfuß über Steine und Pfützen oder tragen viel zu große Gummistiefel, die bis über ihre Knie reichen.
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und in ganz Griechenland leben derzeit nach offiziellen Schätzungen mehr als 70 Prozent geflüchtete Frauen und Kinder. Viele von ihnen sind ihren Ehemännern nachgereist, die mitunter bereits in Deutschland oder einem anderen sicheren Land sind.
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ist die 20 Jahre alte Z. Mit ihrem weißen, lose gebundenen Kopftuch und den dünnen Beinen in etwas zu großen Winterstiefeln steht sie vor der trostlosen Kulisse des illegalen Zeltlagers. Unweit von der Grenze in Polykastro hat sie mit anderen ein Zelt unter dem Vordach eines Stalls aufgeschlagen. Heu dient als Unterlage, das feste Dach gilt beinahe als Luxus, schlagen doch viele ein Zelt unter freiem Himmel auf. Im Stall ist es dunkel, selbst tagsüber ist ohne Lagerfeuer kaum etwas zu sehen.
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sagt Z. und bittet in ihr Zelt, in dem sie mit ihrem Mann lebt. „Den Pool haben wir leider noch nicht fertig!“ Acht Monate lang habe sie in der Türkei gelebt und gearbeitet, um die Überfahrt nach Griechenland bezahlen zu können, erzählt sie. Von Zuhause sei sie mit ihrem kleinen Bruder geflüchtet, nachdem ihr Vater ermordet worden und beinahe die ganze Familie gestorben sei. Ihr kleiner Bruder sei bereits in Deutschland. „Er ist da ganz alleine, dabei ist er noch so klein!“
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großer Hilfsorganisationen reichen meist nur für wenige Familien. Deswegen müssen sich die anderen Lagerbewohner selbst helfen - und verstärken mit allem, was verspricht, den Regen abzuhalten, ihre Zelte.
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kauern tagsüber in ihren Zelten und kommen nicht nach draußen. Dennoch ist das Bild geprägt von Familien. Einigen von ihnen stünde der legale Weg des Familiennachzugs offen - allerdings sind die Behörden so überfordert, dass die Beamten oft nicht einmal zu den vorgesehenen Telefonsprechzeiten zu ererichen sind.
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regiert die Einöde. Weil die trockensten Plätze an den Gleisen entlang führen, sind die Zeltreihen langgestreckt. Für die Versorgung bedeutet das desaströse Zustände. Laut Freiwilliger vor Ort hat mindestens eine Frau ihren Säugling verloren, weil sie nicht schnell genug in ein Krankenhaus gebracht werden konnte.
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und beschriftete Zelte erinnern daran, dass hier Menschen leben, die keine Rechte zu haben scheinen.
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und eine Reihe Natodraht davor machen deutlich, dass die Grenze geschlossen ist. Nichtsdestotrotz ergreifen die Menschen im Lager jeden Strohhalm, der sich ihnen bietet: Sie würden am liebsten jedem Gerücht um eine doch geöffnete Grenze Glauben schenken.
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verleiten zwei Flugblätter - eines davon vermutlich verbreitet von deutschen Aktivisten - mehrere Tausend Menschen zu einem Versuch, die mazedonische Grenze zu überqueren. Der Grenzzaun sei nur zwölf Kilometer lang, heißt es darin. Das stellt sich als wahr heraus. Nicht richtig ist aber die Vermutung, die Soldaten könnten eine Menschenmenge nicht aufhalten, wenn sie nur groß genug sei.
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scheinen angesichts des Hoffnungsschimmers vergessen. Die Menschenmenge ist freundlich zueinander, extrem höflich und hilft einander beim Vorwärtskommen. So sind selbst mehrere Menschen im Rollstuhl bei dem zwölf Kilometer langen "March of Hope" dabei.
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und Kind und Kegel legen die Menschenden langen Weg zurück, der sie im Zickzack bis an die Stelle führt, wo der mazedonische Grenzzaun endet.
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legt den anstrengenden Fußmarsch auf viel zu großen Schuhen zurück, die bei jedem Schritt in eine andere Richtung knicken.
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bildet sich zuerst, dann wird den Nachfolgenden über den Fluss geholfen, der zwar harmlos aussieht, aber mit seiner starken Strömung bereits in der Nacht zuvor drei Menschen das Leben gekostet hat. Der Fluss ist noch rund zwei Kilometer vom eigentlichen Ziel des "March of Hope" entfernt.
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hat die Freude über die scheinbar geöffnete Grenze angehalten. Dann brüllt ein Soldat des mazedonischen Militärs mit Gewehr in der Hand die Menschen an, sich in den Schlamm zu setzen. Auf Kinder, behinderte Menschen und schwangere Frauen wird keine Rücksicht genommen. Schnell werden Helfer und Journalisten von den Flüchtlingen getrennt, verhaftet und auf einer Wache festgehalten. Erst gegen ein Bußgeld von 260 Euro dürfen sie zurück nach Griechenland.
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haben an diesem Tag versucht, die Grenze zu überqueren. Viele haben es geschafft, nur um dann wieder in Militärtrucks zurücktransportiert zu werden.
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Autorin
Lena Reiner

Fotos
Lena Reiner, dpa (1)

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