Titel
Der Himmel war rotDrei Zeitzeugen erinnern sich an die Bombennacht von Friedrichshafen am 28. April 1944
Vor dem Angriff
Anflug der britischen Bomber
332 Flugzeuge des Typs Lancaster und eine Mosquito sammeln sich am 27. April 1944 in der Stadt Reading, etwa 40 Kilometer westlich von London. Zwischen 20 und 21 Uhr starten die Flugzeuge der Royal Airforce (RAF) in eine mondhelle Nacht mit klarer Sicht. Ihr Ziel: Friedrichshafen.
Die Flieger haben den Auftrag, das Maybach Motorenwerk und die Zahnradfabrik zu zerstören. Als sie an diesem Donnerstag in Reading vom Rollfeld abheben, ahnen die Bewohner Friedrichshafens noch nichts von ihrem Schicksal.
Die Flieger haben den Auftrag, das Maybach Motorenwerk und die Zahnradfabrik zu zerstören. Als sie an diesem Donnerstag in Reading vom Rollfeld abheben, ahnen die Bewohner Friedrichshafens noch nichts von ihrem Schicksal.
Warum war Friedrichshafen ein Ziel?
Städte wie Dresden, Frankfurt oder Köln litten massiv unter der ständig wiederkehrenden Bombardierung im Zweiten Weltkrieg. Aber auch das viel kleinere Friedrichshafen.
Der Grund dafür liegt in der Friedrichshafener Industrie. Mit den Dornier-Werken und dem Zeppelin-Konzern (Luftschiffbau, Zahnradfabrik und Maybach Motorenbau) war Friedrichshafen einer der wichtigsten deutschen Rüstungsstandorte. Getriebe der ZF und Maybach-Motoren verrichteten in einem Großteil der deutschen Militärfahrzeuge ihren Dienst. Dornier war schon in der Weimarer Zeit am geheimen, durch den Versailler Vertrag verbotenen Aufbau der späteren Luftwaffe beteiligt. Nahezu die gesamte Werkskapazität war seit dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund 1933 mit der Produktion von Militärflugzeugen ausgelastet.
Zeppelin produzierte technisches Equipment wie Parabolantennen, Sperrballons und ab Ende 1943 auch Teile für die V2-Rakete.
„Hier musste jedem Verantwortlichen und Beschäftigten klar gewesen sein, dass für den Krieg gerüstet wird“, sagt Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs Friedrichshafen. Allerdings wussten auch die Westalliierten Bescheid. Im ‚Bomber's Baedecker‘, einer Art „Zielhandbuch“ der Briten von 1943/44, heißt es:
„Industriell gesehen ist Friedrichshafen wahrscheinlich die wichtigste Stadt ihrer Größe in Deutschland.“
Die Industrie wurde Ziel mehrerer Angriffe und Aufklärungsflüge. Deshalb hatten die Betriebe ihre Produktion zum Teil schon vor dem 28. April verlagert. Trotzdem wurde Friedrichshafen zum Ziel einiger Angriffe. Die kaum präzise steuerbaren Bomben trafen dabei auch viele Zivilisten.
Der Grund dafür liegt in der Friedrichshafener Industrie. Mit den Dornier-Werken und dem Zeppelin-Konzern (Luftschiffbau, Zahnradfabrik und Maybach Motorenbau) war Friedrichshafen einer der wichtigsten deutschen Rüstungsstandorte. Getriebe der ZF und Maybach-Motoren verrichteten in einem Großteil der deutschen Militärfahrzeuge ihren Dienst. Dornier war schon in der Weimarer Zeit am geheimen, durch den Versailler Vertrag verbotenen Aufbau der späteren Luftwaffe beteiligt. Nahezu die gesamte Werkskapazität war seit dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund 1933 mit der Produktion von Militärflugzeugen ausgelastet.
Zeppelin produzierte technisches Equipment wie Parabolantennen, Sperrballons und ab Ende 1943 auch Teile für die V2-Rakete.
„Hier musste jedem Verantwortlichen und Beschäftigten klar gewesen sein, dass für den Krieg gerüstet wird“, sagt Jürgen Oellers, Leiter des Stadtarchivs Friedrichshafen. Allerdings wussten auch die Westalliierten Bescheid. Im ‚Bomber's Baedecker‘, einer Art „Zielhandbuch“ der Briten von 1943/44, heißt es:
„Industriell gesehen ist Friedrichshafen wahrscheinlich die wichtigste Stadt ihrer Größe in Deutschland.“
Die Industrie wurde Ziel mehrerer Angriffe und Aufklärungsflüge. Deshalb hatten die Betriebe ihre Produktion zum Teil schon vor dem 28. April verlagert. Trotzdem wurde Friedrichshafen zum Ziel einiger Angriffe. Die kaum präzise steuerbaren Bomben trafen dabei auch viele Zivilisten.
Der Luftkrieg: Eine Spirale der Gewalt
Im Zweiten Weltkrieg waren die Bombardierungen aus der Luft ein wichtiges
strategisches Mittel der Kriegsführung. Der Luftkrieg begann mit einem deutschen Bomberangriff am 1. September 1939 auf das polnische Wielún. Bis zu 1200 Menschen starben dort im Bombenhagel. Rund ein halbes Jahr später fiel Rotterdams Altstadt am 14. Mai 1940 in Trümmer.
Die britische Royal Air Force (RAF) flog ab Mai 1940 Angriffe auf deutsche Städte. Erste Höhepunkte der gegenseitigen Attacken waren die Angriffe auf das britische Coventry (siehe Bild, 1940) und auf Köln (1942).
Spätestens seit 1943/1944 verschwanden die Grenzen zwischen militärischen und zivilen Zielen vollständig. Hitlers „totaler Krieg“ schlug mit unerbittlicher Wucht auf das Deutsche Reich zurück.
Ziel der alliierten Angriffe war jetzt auch, die Bevölkerung mürbe und kriegsmüde zu machen. Insgesamt sollten etwa 60.000 britische und zwischen 300.000 und 600.000 deutsche Zivilisten in bombardierten Städten ihr Leben verlieren.
Die britische Royal Air Force (RAF) flog ab Mai 1940 Angriffe auf deutsche Städte. Erste Höhepunkte der gegenseitigen Attacken waren die Angriffe auf das britische Coventry (siehe Bild, 1940) und auf Köln (1942).
Spätestens seit 1943/1944 verschwanden die Grenzen zwischen militärischen und zivilen Zielen vollständig. Hitlers „totaler Krieg“ schlug mit unerbittlicher Wucht auf das Deutsche Reich zurück.
Ziel der alliierten Angriffe war jetzt auch, die Bevölkerung mürbe und kriegsmüde zu machen. Insgesamt sollten etwa 60.000 britische und zwischen 300.000 und 600.000 deutsche Zivilisten in bombardierten Städten ihr Leben verlieren.
Die Nacht mit den Zeitzeugen erleben
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Das Leben nach dem Angriff
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Margarete Westerholt
Funken löschen auf dem Dachboden
Elisabeth Schmidhuber
Bangen im Luftschutzkeller
Heinz Zimmermann
An der Flakstellung mit dem Luftwaffenhelfer
Das Leben nach dem Angriff
Das Leben nach dem Angriff
Dornier
Zeppelingelände
Maybach Motorenbau
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Das Haus von Magarete Westerholt
wurde nicht zerstört
Das Haus von Elisabeth Schmidhuber
wurde zerstört
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Kurgartenhotel / heute GZH
wurde teilweise zerstört
Nikolauskirche
wurde zerstört
Der Hafenbahnhof
wurde teilweise zerstört
Zahnradfabrik
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Dornier
Zeppelingelände
Maybach Motorenbau
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Das Haus von Magarete Westerholt
wurde nicht zerstört
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wurde zerstört
Die Flakstellung von Heinz Zimmermann
Kurgartenhotel / heute GZH
wurde teilweise zerstört
Nikolauskirche
wurde zerstört
Der Hafenbahnhof
wurde teilweise zerstört
Zahnradfabrik
Das Leben nach dem 28. April 1944
Für die Reichsführung hatte nach der Bombennacht der Erhalt der kriegswichtigen Industrie oberste Priorität. Karl Otto Saur, Leiter des Hauptamts für Technik im Rüstungsministerium, erstattete Adolf Hitler persönlich Bericht zur Lage in Friedrichshafen. Hitler befahl daraufhin die vollständige Verlagerung der Produktionsstätten ins Umland, etwa nach Hohenems und Überlingen.
136 Menschen starben bei dem Angriff - 46 von ihnen waren laut eines Zeitungsberichts Ausländer. Sie waren aller Wahrscheinlichkeit nach überwiegend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
Für den größten Teil der Bevölkerung bedeutete der Angriff den Verlust von Wohnung und Arbeitsstätte. Bereits am 28. April wurde damit begonnen, Menschen aus der zerstörten Stadt zu bringen. Etwa 16.000 Bewohner verließen laut städtischen Unterlagen die Stadt - weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Sie wurden durch die jeweiligen Gau-, Kreis- und Ortsverwaltungen zugeteilt oder kamen bei Verwandten im Umland unter.
Teilweise verliefen die Evakuierungen chaotisch: Die verbliebenen Bewohner kamen in intakten oder leicht beschädigten Wohnungen unter. Für die Wasserversorgung wurde der versiegelte Altstadtbrunnen reaktiviert, Lebensmittel wurden an Sammelstellen zugeteilt - etwa an der Molke/Riedlehof. Unterstützung bei den Aufräumarbeiten und der Versorgung erhielt die Bevölkerung vom Reichsarbeitsdienst, dem Technischen Hilfsdienst und Helfern aus der Region.
Tausende von Zwangsarbeitern erhielten anfangs keine Schutzräume vor den Bombenangriffen. Die KZ-Häftlinge in Friedrichshafen und bei Oberraderach bekamen grundsätzlich keinen Schutz und mussten nach den Angriffen Blindgänger aufspüren.
136 Menschen starben bei dem Angriff - 46 von ihnen waren laut eines Zeitungsberichts Ausländer. Sie waren aller Wahrscheinlichkeit nach überwiegend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
Für den größten Teil der Bevölkerung bedeutete der Angriff den Verlust von Wohnung und Arbeitsstätte. Bereits am 28. April wurde damit begonnen, Menschen aus der zerstörten Stadt zu bringen. Etwa 16.000 Bewohner verließen laut städtischen Unterlagen die Stadt - weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Sie wurden durch die jeweiligen Gau-, Kreis- und Ortsverwaltungen zugeteilt oder kamen bei Verwandten im Umland unter.
Teilweise verliefen die Evakuierungen chaotisch: Die verbliebenen Bewohner kamen in intakten oder leicht beschädigten Wohnungen unter. Für die Wasserversorgung wurde der versiegelte Altstadtbrunnen reaktiviert, Lebensmittel wurden an Sammelstellen zugeteilt - etwa an der Molke/Riedlehof. Unterstützung bei den Aufräumarbeiten und der Versorgung erhielt die Bevölkerung vom Reichsarbeitsdienst, dem Technischen Hilfsdienst und Helfern aus der Region.
Tausende von Zwangsarbeitern erhielten anfangs keine Schutzräume vor den Bombenangriffen. Die KZ-Häftlinge in Friedrichshafen und bei Oberraderach bekamen grundsätzlich keinen Schutz und mussten nach den Angriffen Blindgänger aufspüren.
Vorher/Nacher Ansicht
Friedrichshafens Weg nach dem Krieg
Der Neuaufbau der zerstörten Stadt ging zunächst schleppend voran. Noch 1948 prägten zerstörte Häuser und notdürftig errichtete Baracken das Stadtbild. Wichtige Gebäude wie Geschäfte oder Banken konnten teils schon bald nach den Angriffen notdürftig instandgesetzt werden. Das galt auch für Bauten, die französische Besatzer zunächst für ihre Zwecke in Beschlag nahmen - wie etwa das Schloss oder das Kurgartenhotel.
Dornier-Werke und Zeppelin-Konzern wurden zwangsverwaltet und deindustrialisiert, was viele Menschen den Arbeitsplatz kostete. Wiederauf- und Neubaumaßnahmen an Privathäusern waren in der Regel erst ab der Währungsreform 1948 gestattet.
Mithilfe einer Schmalspurbahn wurde die Stadt von 1947 bis 1953 von den Trümmern freigeräumt. Der 1948 offiziell begonnene Wiederaufbau endete mit der Fertigstellung des neuen Rathauses 1956.
Bis heute werden immer wieder Blindgänger in der Stadt sowie im Bodensee entdeckt.
Dornier-Werke und Zeppelin-Konzern wurden zwangsverwaltet und deindustrialisiert, was viele Menschen den Arbeitsplatz kostete. Wiederauf- und Neubaumaßnahmen an Privathäusern waren in der Regel erst ab der Währungsreform 1948 gestattet.
Mithilfe einer Schmalspurbahn wurde die Stadt von 1947 bis 1953 von den Trümmern freigeräumt. Der 1948 offiziell begonnene Wiederaufbau endete mit der Fertigstellung des neuen Rathauses 1956.
Bis heute werden immer wieder Blindgänger in der Stadt sowie im Bodensee entdeckt.
Abspann & Impressum
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Fotos:
H. Bockelmann, Elisabeth Schmidhuber, Margarete Westerholt, Heinz Zimmermann, Airbus Corporate Heritage
Quellen:
Stadtarchiv Friedrichshafen National Archives Catalog Critical Past, Hug-Biegelmann, Raimund: Friedrichshafen im Luftkrieg 1939-1945, Schriftenreihe des Stadtarchivs Friedrichshafen Band 4 (Hrsg. Stadt Friedrichshafen)
Süß, Dietmar: Der Zusammenbruch der "Heimatfrond": Deutschland im Luftkrieg,
Deutschlandfunk
Musik:
Silent Partner - Get Back Up
Doug Maxwell/Media Right Productions - Impending Doom Film Trailer
Puddle of Infinity - Procession
audeeyah.de - Lonely
H. Bockelmann, Elisabeth Schmidhuber, Margarete Westerholt, Heinz Zimmermann, Airbus Corporate Heritage
Quellen:
Stadtarchiv Friedrichshafen National Archives Catalog Critical Past, Hug-Biegelmann, Raimund: Friedrichshafen im Luftkrieg 1939-1945, Schriftenreihe des Stadtarchivs Friedrichshafen Band 4 (Hrsg. Stadt Friedrichshafen)
Süß, Dietmar: Der Zusammenbruch der "Heimatfrond": Deutschland im Luftkrieg,
Deutschlandfunk
Musik:
Silent Partner - Get Back Up
Doug Maxwell/Media Right Productions - Impending Doom Film Trailer
Puddle of Infinity - Procession
audeeyah.de - Lonely
Der Anflug
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Margarete Westerholt
Margarete Westerholt
Elisabeth Schmidhuber
Elisabeth Schmidhuber
Heinz Zimmermann
Heinz Zimmermann
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