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Leben und Arbeiten im Hospiz

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Arbeiten, Leben und Sterben im Lindauer Hospiz

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Das Lindauer Hospiz

Gehen müssen wir alle irgendwann. Aber Tag für Tag dem Tod begegnen? Für Pflegekräfte im Lindauer Hospiz ist das Alltag. Doch wie umsorgt man sterbenskranke Menschen und ihre Angehörigen? Und wie fühlt es sich aus Sicht der Betroffenen an, bald sterben zu müssen? 

Schwäbische.de hat die Pflegenden bei ihrer Arbeit begleitet und mit einem Bewohner des Hospizes über das Sterben gesprochen. 





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Martina Roder, Pflegedienstleiterin des Hospizes "Haus Brög zum Engel", ist für 60 Ehrenamtliche und 16 Pflegekräfte zuständig. Eine von ihnen ist Bianca Probst, welche seit zwei Jahren als Pflegerin im Lindauer Hospiz arbeitet. 

Im Umgang mit den Menschen, die im Hospiz leben, setzt sie vor allem auf eines
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Im Lindauer Hospiz ist Platz für 8 Gäste.
Die Menschen, die dorthin kommen, nennen Martina Roder (l.) und ihr Team Gäste, nicht Patienten. Und sie siezen sich, wie Pflegerin Bianca Probst (r.) erzählt:

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Auf den ersten Blick wirkt das Lindauer Hospiz gar nicht wie eine Pflegeeinrichtung, der Eingangsbereich ähnelt dem eines Familienhauses. Die Garderobe hängt voller Jacken, auf dem Boden stapeln sich Pakete, die die Post abgeliefert hat. Aus der Küche tönen Geschirrklappern und Gespräche - es ist Frühstückszeit im Hospiz.

Wenn Sie oben rechts auf das kleine Lautsprechersymbol klicken, hören Sie die geschäftigen Geräusche des Flurbereichs.
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An der Tür zur Küche hängt der Speiseplan für diese Woche – das Essen für Dienstag ist durchgestrichen, jemand hat stattdessen „Lachsröllchen“ darunter geschrieben. Im Hospiz in Lindau gibt es zwei Köchinnen, die jeden Tag frisch kochen. Wünschen sich die Gäste doch was anderes, wird der Plan auch mal über den Haufen geworfen. Regeln gibt es hier sowieso kaum welche: Keine Nachtruhe- oder Aufstehzeiten, Angehörige können bei ihren Lieben übernachten, Haustiere können mit einziehen und die Gäste können auch eigene Möbel mit in das Hospiz bringen, wenn sie möchten.

Wenn Sie die Vorher-/Nachher-Ansicht starten, können Sie sich die ganze Küche und den ganzen Speiseplan anschauen.
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Wenn das Sterben naht

Auch Wolfgang Schneider hat sein Zimmer mit eigenen Stücken ausgestattet. Vor dem Fenster stapeln sich Bücher auf der Fensterbank. Davor steht ein Tisch, an dem der 90-Jährige sitzt. Er hat auch einen Fernseher, auf dem er oft den Bergdoktor schaut - weil er selbst in den Bergen aufwuchs, wie er sagt.

Wie es sich für Wolfgang Schneider anfühlt, im Hospiz zu sein, erzählt er, wenn Sie weiterblättern.
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Seit Juni 2022 wohnt Wolfgang Schneider hier, ihm wurden Prostata-Krebs und eine Herzschwäche diagnostiziert. Als er dann zu Hause mehrmals hinfiel, entschied er sich für das Hospiz. „Wie ich hierhergekommen bin, hab‘ ich ausgesehen, als ob ich geschlägert hätte“, sagt er schmunzelnd.
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Ins Hospiz kommen Menschen, die eine Erkrankung haben, an der sie in absehbarer Zeit sterben werden.

  • medizinisch können diese Erkrankungen nicht mehr behandelt werden
  • im Hospiz werden lediglich die Symptome gelindert, die mit den Erkrankungen einhergehen
  • häufige Symptome sind Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Angst
  • vor allem Letztere machen den Gästen zu schaffen - Schmerzen lassen sich meist gut abschwächen
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Pflegekräfte im Hospiz

Dass Wolfgang Schneider sich im Lindauer Hospiz so wohlfühlt, liege vor allem an den Pflegekräften, die sich gut um ihn kümmern, sagt er. Darum geht es dem Hospiz-Team auch: Jemanden dort abholen, wo er steht und ihn so nehmen, wie er ist.

Wo die Menschen stehen, wenn sie ins Hospiz kommen, weiß Pflegedienstleiterin Martina Roder:

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Die Pflegekräfte im Hospiz bekommen auch die Zeit, genau das für die Gäste zu leisten: 

  • „Die Arbeit hier ist intensiver, man kann sich wirklich Zeit nehmen für die Gäste“, sagt Bianca Probst
  • sie arbeitete vorher im Seniorenheim
  • dort kümmerte sie sich pro Schicht um 30 Menschen, in Lindau um acht 
  • im Hospiz ist Sorgearbeit eher möglich

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Das sei in ihrem Beruf ganz besonders wichtig, findet Pflegerin Bianca Probst. Auch Wolfgang Schneider freut sich über die Fürsorge, sie massiert ihm zum Beispiel oft die Hände mit Pflegeöl. „Er genießt es hier und ist sehr dankbar, das kommuniziert er auch immer“, sagt Martina Roder. „Er ist auch für sich im Reinen, er weiß: ‚Ich bin hier, weil ich am Lebensende bin‘.“
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Wenn ein Gast stirbt

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„Wenn jemand in der Sterbephase ist, wird hier der Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen“, sagt Martina Roder. „Wir Pflegekräfte sind da, wir unterstützen, wir begleiten die Angehörigen.“ Unmittelbar nach dem Tod eines Gastes zünden die Pflegenden eine Kerze im Eingang des Hospizes an - so weiß jeder, der hereinkommt, dass jemand gegangen ist.



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Der jüngste Mensch, den Frau Roder und ihr Team hier betreuten, war eine 27-jährige Frau. „Sie hatte ein Baby, ein halbes Jahr alt, und ein drei- oder vierjähriges Kind“, erzählt Frau Roder. „Kinder gehen lockerer damit um, sind offen, aber wie sie sich zu Hause geben, können wir natürlich nicht beurteilen. Aber sie haben keine Berührungsängste hier, so wie manch ein Angehöriger.“

Einprägsame Momente wie diese kennt auch Pflegerin Bianca Probst...
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Nach seinem Tod wird der verstorbene Gast im Lindauer Hospiz aufgebahrt. „Da wollen immer mal wieder Angehörige dabei sein und sagen ‚Das ist der rosarote Pullover, den hat meine Mama immer angehabt und ich möchte, dass sie den trägt‘“, sagt Frau Roder. „Dieses Bild, das ist das, was bleibt. Und je schöner das ist, umso schöner bleibt dann auch einfach die Erinnerung.“
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Auch Begleiter brauchen Begleitung

Doch auch, wenn jemand friedlich geht - manche Situationen lassen auch die Mitarbeitenden des Hospizes nicht immer direkt los. Damit auch sie die Erlebnisse ihres Berufs verarbeiten können, gibt es regelmäßig sogenannte Supervisionen. Dabei kommt das Team zusammen und kann über das Erlebte reden. Ein Grundsatz der Hospizbewegung: Auch Begleiterinnen und Begleiter brauchen Begleitung.

Dennoch musste Pflegerin Bianca Probst sich anfangs erst an den Alltag im Hospiz gewöhnen


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Die Schicksale verlaufen hier in alle Richtungen. Mancher kommt und geht schon nach Stunden, mancher kommt und bleibt für Monate und mancher kommt und geht wieder zurück nach Hause - im Schnitt bleiben die Gäste für 15 Tage. Doch sie alle vereint eines: Das Hospiz ist ihre letzte Anlaufstelle.

Ohne wen diese Begleitung im Lindauer Hospiz nicht möglich wäre, sagt Martina Roder:

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Schlusswort und Impressum

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Redaktion, Text, Fotos und Produktion:
Svenja Helfers

Video: 
Kamera: Simon Federer 
Redaktion: Svenja Helfers
Schnitt: Simon Federer/ David Weinert

Verantwortlich: 
Andreas Müller und Jürgen Mladek
Schwäbische Zeitung
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
www.schwaebische.de
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