Wie Mobilfunk die Landwirtschaft revolutioniert
Pflügen im FunklochWie Mobilfunk die Landwirtschaft revolutioniert
Totale Kontrolle auf dem Spargelfeld
Autonome ErntehelferSmartphone statt Lenkradknauf
"Lenksystem" ist hier das Zauberwort. Die Felder sind digital hinterlegt, der Traktor zieht zentimetergenau über das Feld seine Bahnen.
Auf dem Smartphone von Dreher wird der ganze Arbeitsablauf dokumentiert - zum Beispiel wie viel Gülle der Landwirt verbraucht hat, auf welchen Feldern er unterwegs gewesen ist.
Die Digitalisierung ist längst in der Landwirtschaft angekommen. Mithilfe einer Software des Landmaschinenherstellers Claas kann Dreher zum Beispiel seine Daten verwalten.
Claas produziert in Bad Saulgau unter anderem Maschinen für die Futterernte.
Digital Farming ist für Landwirt Dreher die Zukunft.
Immer wieder im Funkloch
Doch dafür braucht es ausreichenden Empfang im Mobilfunknetz.
Immer wieder ärgert sich Landwirt Dreher zum Beispiel, wenn er mit seinem Handy telefoniert und das Gespräch aufgrund von schlechtem Empfang abbricht.
Dabei ist schlechter Handyempfang beim Telefonieren noch das geringste Problem auf dem digitalisierten Hof in der Nähe von Bad Saulgau.
Maschinen reden mit Maschinen
BigData ist dabei ein Stichwort. Das Wissen verändert die Arbeit drastisch: Dünger und Saatgut wird beispielsweise nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt, sondern dosiert.
Dafür muss das Fahrzeug mit dem Smartphone kommunizieren können. Und das funktioniert via Mobilfunk. Ist das Netz nicht ausreichend, sind die Daten fehlerhaft.
Noch wichtiger werden Hochgeschwindigkeitsnetze, wenn Maschinen mit Maschinen kommunizieren müssen.
Denn das autonome mobile Landmaschinen, Agrarroboter und Drohnen irgendwann selbstständig zusammenarbeiten können, ist längst keine Zukunftsmusik mehr.
"In der Entwicklung sind wir nicht weit davon entfernt", sagt Thomas Anzer von Claas. Voraussetzung dafür sei aber 5G - und zwar flächendeckend.
Hightech auf dem Spargeldfeld
Mobilfunk-ThermometerHightech auf dem Spargelfeld
Auch viele Spargelbauern setzen inzwischen auf moderne Technik. Ohne Mobilfunk wäre diese aber nutzlos.
Ein Ortsbesuch auf dem Spargelhof von Thomas Geiger in Tettnang.
Hunderte Werte direkt aufs Tablet
Über Mobilfunk gelangen die Werte direkt auf das Tablet oder Smartphone von Geiger - und der kann reagieren.
Zusammen mit der Wetterprognose und seiner Erfahrung kann Geiger den Erntezeitpunkt genau bestimmen.
Experten-Interview
Experten-Interview"Wenn es um Mobilfunk geht, sollte die Regierung Mittel dafür bereitstellen"
Michael Glaser vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg erklärt, warum es wichtig ist, dass zuerst die Lücken im 4G- Netz geschlossen werden, bevor man über den Ausbau von 5G nachdenkt. Und wie Landwirte Mobilfunk am besten nutzen können.
Wie kann Mobilfunk in der Landwirtschaft sinnvoll eingesetzt werden?
Glaser: Man muss in Baden-Württemberg ein bisschen Abstand davon nehmen, dass bald autonome Traktoren auf den Feldern unterwegs sind.
Was jeder Landwirt aber hat, ist ein Smartphone. Dafür gibt es mittlerweile diverse Agrar-Anwendungen und Apps. Was zum Beispiel gerade stark zunimmt, ist das Führen einer digitalen Schlagkartei.
Was früher händisch gemacht wurde, übernehmen zunehmend diverse Farmmanagementsysteme. Grundsätzlich können Landwirte mit smarten Anwendungen vor allem ihre Ressourcen effizienter einsetzen und so Betriebsmittel und Arbeitszeit einsparen. In der Landwirtschaft sehr kostbare Güter.
Ist denn die Netzabdeckung überhaupt ausreichend für solche Anwendungen?
Glaser: Für die bisherigen Anwendungen bedarf es keiner großen Bandbreite. 4G/LTE reicht im Moment noch vollkommen aus. Wenn irgendwann Maschinen autonom auf dem Feld arbeiten sollen, braucht es natürlich ein stärkeres Netz.
Da müssen wir abwarten, wie da der Ausbau weitergeht. Es wäre allerdings erstmal sinnvoll, wenn es 4G/LTE flächendeckend geben würde. Aktuell beträgt die LTE-Netzabdeckung in Baden-Württemberg ca. 83 Prozent der Landesfläche.
Was müsste passieren, um die Infrastruktur auf dem Land zu verbessern?
Glaser: Man müsste die Netzabdeckung in den ländlichen Regionen untersuchen und gezielt, dort wo Lücken sind, nachbessern. Immer häufiger kommt es vor, dass kleinere Ortschaften beim Breitbandanschluss selber tätig werden und Glasfaserkabel verlegen. Wenn es um den Mobilfunk geht, sollte jedoch das Land oder die Regierung aktiv werden und Mittel dafür bereitstellen.
Impressum
Impressum
Thilo Bergmann und Franziska Telser
Grafik:
David Weinert
Zweite Kamera Bauernhof:
Carmen Graf
Foto Landwirt im Feld, Hofkarte:
365FarmNet GmbH
Verantwortlich
Yannick Dillinger
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