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Ravensburg - Jahresrückblick - 2020

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Vorwort

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das Jahr 2020 ist beinahe vorbei. Es war ein besonders ereignisreiches Jahr mit vielen neuen Herausforderungen für jeden einzelnen. Denn die Corona-Krise hat auch im Landkreis Ravensburg das alltägliche Leben und die Nachrichtenlage maßgeblich bestimmt. Doch neben der Ereignisse rund um die Pandemie ist noch einiges mehr in Ravensburg, Weingarten und unseren Gemeinden geschehen. Was genau, das zeigen wir in unserem multimedialen Jahresrückblick. Auch in der aktuellen Ausnahmesituation wünschen Ihnen die Lokalredaktionen der „Schwäbischen Zeitung“ ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2021.
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Ravensburg

Als am 23. Januar Millionen Chinesen in der Stadt Wuhan und der umliegenden Region Hubei von ihrer Regierung eingeschlossen wurden, hielten viele Gesundheitsexperten hierzulande die neue Lungenkrankheit, die damals noch nicht mal einen Namen hatte, für eine Art schlimme Grippe, die niemals den asiatischen Raum verlassen würde. Und wenn nur vereinzelt. Keine Woche später jedoch trat der erste Fall auf deutschem Boden auf und auch im Kreis Ravensburg wurden manche Fachleute nachdenklich. An der Oberschwabenklinik kramten die Verantwortlichen ihre Pandemiepläne hervor. 
In den darauffolgenden Wochen trugen zahlreiche Skifahrer aus Österreich und Norditalien das Virus in den Kreis Ravensburg.
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 Die meisten Hausärzte hatten nicht mal Mundschutzmasken, um sich vor einer Ansteckung gegen den gefährlichen neuen Erreger zu schützen. Die Folge: Viele Allgemeinmediziner testeten nicht selbst, aus Angst, dass Infizierte Sars 2 in ihre Praxen tragen würden. Erschwerend kam hinzu: PCR-Tests waren Mangelware, und die Kriterien des Robert-Koch-Instituts, wer überhaupt getestet werden darf, sehr streng. Das Virus breitete sich anfangs rasant im Kreis Ravensburg aus. Trotzdem starben in der ersten Welle nur sieben Menschen in Folge einer Covid-19-Erkrankung. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass sich in der ersten Welle überwiegend jüngere Menschen infiziert hatten.
Wie in ganz Deutschland wurde auch in Ravensburg bis Mai alles geschlossen: Schulen und Kitas, Gastronomie, Einzelhandel. Obstbauern fürchteten zunächst, dass wegen der geschlossenen Grenzen keine Erntehelfer ins Land kommen würden, Preise für Spargel und Erdbeeren stiegen. Und auch Kultur und Brauchtum kamen weitgehend zum Erliegen. Alle wichtigen Termine im Jahreslauf wurden abgesagt: Rutenfest, Oberschwabenschau, Konzerte in der Oberschwabenhalle. Die städtische Veranstaltungsgesellschaft Lira wurde von der Stadt liquidiert. 30 Mitarbeiter verloren dadurch ihren Job. Der Sommer verlief dennoch weitgehend ruhig und unbeschwert. Rückblickend paradiesisch. Grund war auch das ausgesprochen trockene und angenehme Wetter: Die Innenstadt wurde zu einer einzigen großen Gastroterrasse. An die Masken innerhalb der Geschäfte gewöhnte man sich.
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Die niedrigen Zahlen der Neuinfektionen ließen viele sogar vergessen, dass Herbst und Winter unweigerlich kommen würden – und bis dahin noch kein Medikament und kein Impfstoff verfügbar sein würden. Es gab sogar Planungen für einen abgespeckten Christkindlesmarkt, denn manche glaubten, Deutschland oder zumindest der Kreis Ravensburg würden von einer zweiten Welle verschont bleiben. Sie irrten sich. Mitte September setzte auch im Kreis ein exponentielles Wachstum der Fallzahlen ein, das zwar im „Lockdown light“ im November stark verlangsamt, aber nicht umgekehrt werden konnte. Zugleich gelang es nicht, die Alten- und Pflegeheime besser zu schützen. Gleich in mehreren Einrichtungen im Kreis wütete das Virus, vor allem im Raum Wangen und in Bad Waldsee: Innerhalb von drei Wochen starben von Mitte November bis zum Nikolaustag allein 21 Menschen im Kreis an den Folgen einer Covid-Erkrankung, dreimal soviel wie in der ersten Welle.
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Die Krankenhäuser wurden voller denn je, planbare Operationen und Behandlungen mussten wieder verschoben werden. Ab Mitte Dezember galt dann wieder ein harter Lockdown, in dem nur noch Geschäfte mit Produkten des täglichen Bedarfs öffnen durften. Aber der Herbst macht auch Hoffnung: Mindestens drei der weltweit getesteten Impfstoffe scheinen zu funktionieren, noch dazu sehr wirksam. Ausgerechnet in der Oberschwabenhalle, dem Schauplatz zahlreicher Versammlungen von Corona-Leugnern und -Verharmlosern, entsteht ein Impfzentrum, wo ab Mitte Januar tagtäglich von morgens bis spät abends Menschen geimpft werden sollen. Wenn der Spuk dann hoffentlich im Laufe des Jahres 2021 vorüber ist, wird die Stadt Ravensburg finanziell gebeutelt aus der Krise hervorgehen: Zwar sollen keine Einrichtungen wie Schwimmbäder, Stadtbücherei oder Museen geschlossen werden, dafür dreht die Stadt an der Steuerschraube und verabschiedet sich von früher als wichtig erachteten Projekten wie dem Neubau der Kuppelnauschule.
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Wäre das Rutenfest einfach nur ausgefallen, wie so vieles andere in den vergangenen Monaten, dann wäre das schon schwer genug gewesen. Die Corona-Pandemie entwickelte sich aber schnell auf allen Ebenen zu einem Katastrophenjahr für das große Ravensburger Heimatfest und insbesondere für den Verein, der es ausrichtet: Die RFK schlingerte zuerst in eine Finanz- und dann in eine ausgewachsene Führungskrise, deren Ende noch immer nicht abzusehen ist. Es begann mit einem Eiertanz. Mitte Mai war es, als sich der Vorstand der Rutenfestkommission mit Dieter Graf an der Spitze endlich dazu durchringen konnte, das Rutenfest 2020 abzusagen. Der Cannstatter Wasen, das Münchener Oktoberfest, das Seehasenfest – während rundum ein Event nach dem anderen für den Sommer abgeblasen wurde, gab es aus Ravensburg lange keine konkreten Aussagen für die fünf tollen Tage Ende Juli, dafür aber jede Menge Nebelkerzen. Viele Beobachter waren da schon verwundert über den Schlingerkurs des RFK-Chefs.
Es folgte die Finanzkrise der Rutenfestkommission, die laut Vorstand den Verein bis kurz vor die Zahlungsunfähigkeit führte. Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp gewährte auf die Schnelle eine Nothilfe in Höhe von 125.000 Euro, die Hälfte des Betrags, den die Stadt an die RFK jedes Jahr zahlt, damit die Ehrenamtlichen das Fest auf die Beine stellen können. Dieser Zuschuss sollte später im Jahr noch für Diskussionen sorgen. Gleichzeitig lief in der Stadt eine große Solidaritätsaktion an, um das geliebte Heimatfest zu retten. Der Zusammenhalt in Ravensburg wurde aber bald schon auf eine harte Probe gestellt.
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Zunächst mussten OB Rapp und Polizeipräsident Uwe Stürmer gegen Pläne im Hintergrund vorgehen, doch noch irgendwie zum üblichen Termin zu feiern: Mit Trommeladressen und größeren Privatpartys. Mit diplomatischem Geschick und dank des Verantwortungsbewusstseins der Trommlergruppen einigten sich alle miteinander schweren Herzens darauf, auch das Erlaubte, aber nicht Vernünftige sein zu lassen. Sicherheitshalber wurde die Innenstadt abgesperrt. Ravensburg und das Rutenfest sollten kein zweites Ischgl als Pandemietreiber werden. Mit solchen Befürchtungen hielten sich die selbst ernannten „Querdenker“ nicht lange auf. Ausgerechnet am Rutensonntag luden die Corona-Leugner zu einer Großdemonstration auf den Platz an der Oberschwabenhalle, samt Umzug mit dem schönen Titel „Ruf der Trommler“. Eine bewusste Provokation, so empfand das die Stadtspitze und so empfanden das viele Ravensburger.
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Mittendrin im Geschehen: Der RFK-Vorsitzende Dieter Graf. Der tauchte zunächst in einem Video von führenden Köpfen der „Querdenker“-Bewegung auf, in dem er - wohlwollend gesagt - jegliche Distanz zu deren Aussagen vor der Kamera („Durch diese Stadt muss ein Riss gehen“) vermissen ließ. Kurz danach der nächste Eklat: Die Organisatorin der Demo dankte in einem weitere Video insbesondere Dieter Graf für die Bereitstellung des Rutenfesthauses als Stützpunkt während der Demo und grundsätzlich für seine große Hilfe. Proteste und Rücktrittsforderungen aus der Politik und der Stadtgesellschaft, harte Kritik des Oberbürgermeisters („Dem Rutenfest wurde schwerer Schaden zugefügt“) prallten an Graf und seinen abgetauchten Vorstandskollegen ab. Auch andere „Querdenker“-Demos in Ravensburg konnten auf Grafs tatkräftige Hilfe hinter den Kulissen zählen. Inzwischen wird die Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet. Graf ist noch im Amt, lehnt einen Rücktritt ab. Der Gesamtvorstand sieht für eine außerordentliche Mitgliederversammlung keinen Anlass. Die SPD im Gemeinderat hat eine Kassenprüfung bei der RFK durchgesetzt. Geklärt werden soll, wohin der Zuschuss der Stadt geflossen ist und ob indirekt mit Steuergeldern „Querdenker“ unterstützt wurden. Im Hintergrund hat sich eine Opposition gebildet, die Graf als Chef des Vereins nicht mehr für tragbar hält. Andere halten ihrem Dieter wegen seines Engagements die Treue. Im April soll sich der weitere Weg bei den Neuwahlen entscheiden. Ob es 2021 wieder ein Rutenfest geben wird und wie dann der Vorsitzende heißen wird, steht in den Sternen.
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Vor den Ravensburger Gerichten haben zwei Prozesse besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Juli wurde ein 50-jähriger Ungar am Landgericht Ravensburg unter anderem wegen Brandstiftung zu neun Jahren Haft verurteilt. Der notorische Einbrecher hat nach Überzeugung der Richter im Mai 2019 ein Feuer auf dem Dach des Goetheplatzhochhauses gelegt, um dort Einsatzkräfte zu binden und in der Altstadt möglichst ungestört einen weiteren Einbruchsdiebstahl begehen zu können. Im Oktober wurde ein 29-jähriger Weingartener nach einem Kniestoß gegen den Kopf eines Polizisten am Amtsgericht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Gegen das Urteil, das unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung fiel, hat der Angeklagte Berufung eingelegt. Der Fall wird deshalb im Dezember erneut verhandelt, dann am Landgericht.
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Brand in der Altstadt: In der Nacht auf den 5. Mai ist im stadtbekannten Lokal „Stippe“ am Gespinstmarkt ein Feuer ausgebrochen. Stundenlang waren zeitweise bis zu 140 Feuerwehrleute damit beschäftigt, die Brandnester unter Kontrolle zu bekommen – weil die Altstadthäuser unmittelbar zusammengebaut sind, eine besondere Herausforderung. Teile des Restaurants wurden zerstört, darüber liegende Wohnungen waren nach dem Feuer unbewohnbar und auch benachbarte Geschäfte waren beschädigt. Nach Polizeiangaben entstand ein Schaden in Höhe von 100000 Euro. Ursache war ein technischer Defekt in einem Stromverteilerkasten im Restaurant, das rund zwei Monate nach dem Brand in Teilen wiedereröffnete. Für die Feuerwehr handelte es sich um einen der ersten großen Einsätze seit Dienstantritt des ersten hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten in Ravensburg seit Jahrzehnten: Kai Willach. Sein Vorgänger Claus Erb wurde zum Ehrenkommandanten ernannt.
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Nach der Polizeireform von 2014 hatte Ravensburg seine Polizeidirektion verloren und wurde Konstanz als der Zentrale Oberschwabens zugeordnet. Dank der Reform dieser Reform wurde Ravensburg 2020 jedoch zum Standort eines neu geschaffenen Präsidiums, das für die Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringen zuständig ist. Zur offiziellen Eröffnung kam der Baden-Württembergische Innenminister Thomas Strobl im Januar nach Ravensburg und betonte unter anderem, dass die Wege und Interventionszeiten der Beamten nun kürzer seien. Uwe Stürmer leitet das Polizeipräsidium. Er ist für 1250 Mitarbeiter zuständig, die sich auf acht Reviere, 19 Posten und das Präsidium in der Gartenstraße verteilen. Dort ist langfristig ein 48 Millionen Euro teurer Neubau geplant.
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Die Arbeiten zur Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Aulendorf und Friedrichshafen sind vorangeschritten. Damit Züge zwischen Ulm und Friedrichshafen künftig nicht mehr mit Dieselloks, sondern elektrisch angetrieben fahren können, wurden auf der Strecke die dafür nötigen Oberleitungen verlegt. Ab März war der Abschnitt zwischen Ravensburg und Aulendorf gesperrt. Danach wurde ab September zwischen Ravensburg und Friedrichshafen gearbeitet. Pendler waren auf Schienenersatzverkehr mit Bussen angewiesen. Zu spürbaren Verkehrsbehinderungen hat derweil die Sperrung der B32-Brücke über die Bahngleise im Ravensburger Norden geführt. Das Bauwerk musste leicht angehoben werden, damit die neue Bahninfrastruktur darunter genug Platz hat. Die geplante Inbetriebnahme der elektrifizierten Südbahn ist für Dezember 2021 vorgesehen.
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Weingarten

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Der schleichende Niedergang des Weingartener Krankenhauses 14 Nothelfer wurde in diesem Jahr massiv beschleunigt. Nachdem bereits Ende 2019 die wichtigsten Abteilungen, wie die Notaufnahme, die Innere Medizin oder aber die Gynäkologie mitsamt Geburtshilfe geschlossen worden waren, wurde das 14 Nothelfer Ende September komplett dicht gemacht – ein Jahr früher als eigentlich angekündigt. Und: Die Krankenhaus-GmbH ging in die Planinsolvenz, um den Schaden für den Medizin Campus Bodensee (MCB) auf ein Minimum zu begrenzen – weitere 13Millionen Euro. Denn eine reguläre Schließung könnte bis zu 34,5 Millionen Euro, also mehr als das zweieinhalbfache, kosten. Daher entschieden der MCB und die Stadt Friedrichshafen als Eigentümer und Hauptgesellschafter, im Juli dieses Jahres, in die Planinsolvenz zu gehen – nachdem sie in den vergangenen sieben Jahren seit der Übernahme bereits rund 27 Millionen Euro an Investitions- und Betriebskosten in das 14 Nothelfer gesteckt hatten.
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Seitdem arbeiten Sanierungsgeschäftsführer der Krankenhaus 14Nothelfer GmbH, Christian Köhler-Ma, und der vom Ravensburger Amtsgericht bestimmte vorläufige Sachwalter, Michael Pluta, an einem Insolvenzplan, der bis Frühjahr beziehungsweise Sommer 2021 stehen soll. Ob in diesem Zusammenhang auch das Areal an der Ravensburger Straße verkauft wird oder dort eine Pflegeinrichtung oder etwas anderes aus dem medizinischen Sektor entsteht, wird auch von den Gläubigern abhängen, zu denen drei Banken, zahlreiche Dienstleister und im Zweifel auch Land und Bund, die Fördermittel zur Verfügung gestellt hatten, gehören. Denn letztlich muss das auch der Gläubigerausschuss entscheiden, der die Gläubiger vertritt. Darin sitzen die Stadt Weingarten, die Stadtwerke am See und die Ravensburger Kreissparkasse. Jedoch betonten die Verantwortlichen, dass die Interessen aller Gläubiger vertreten werden. Wichtig dabei: Die Stadt Weingarten kann maßgeblich über die Zukunft des Areals mitbestimmen. Denn im Vertrag mit dem MCB wurde eine Zweckbindung vereinbart. So darf der MCB das Areal nur für medizinische Zwecke nutzen. Allem anderen müsste die Stadt beziehungsweise der Gemeinderat in Weingarten zustimmen. Zeitweise war das 14 Nothelfer auch als Notfall-Standort zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Gespräch gewesen. Doch so weit kam es dann nicht.
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Die Nachricht, die am 25. November von der Pressestelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit dem etwas sperrigen Titel „Künftig Frauen und Männer hoch zu Ross möglich“ versendet wurde, war außergewöhnlich. Denn ab dem Blutritt 2021 dürfen Frauen an der traditionellen Männerwallfahrt mitreiten. Für die Blutreitergruppen, die Pilger und Gläubigen, die oberschwäbische Gesellschaft und insbesondere die katholische Kirche dann vielleicht doch: historisch. Denn obwohl sich die Anzeichen für die Öffnung in den vergangenen Jahren mehrten und der öffentliche Diskurs an Fahrt aufnahm: Dass die Kirche nun zu diesem – für sie extrem großen Schritt – bereit war, hatten nur die wenigsten geglaubt. Zwar gibt es bereits zahlreiche kleinere Reiterprozessionen in der Region, bei denen Frauen mitreiten dürfen. Doch der so bedeutende Blutfreitag in Weingarten mit jahrhundertelanger Tradition, hatte stets an eben dieser festgehalte
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Allerdings hat der Kirchengemeinderat St. Martin, der sich in letzter Instanz als Ausrichter sieht und dem damit auch die Entscheidung obliegt, die Zeichen der Zeit erkannt. Theologie und Gesellschaft gäben heutzutage eine Abschottung und damit Ausgrenzung der Frau einfach nicht mehr her, erläuterte Dekan Ekkehard Schmid. Daher sei nun der richtige Zeitpunkt für die Öffnung gewesen. „Das kommt der differenzierten Wirklichkeit nahe. Wir wollen das nun einfach ermöglichen. Das ist sicher im Sinne Jesu Christi“, sagte Schmid, der sich auch vorstellen kann, dass dieser Schritt weitere Reformen in der katholischen Kirche anstößt. Allerdings gab Schmid auch zu, dass das coronabedingte „stille Jahr 2020“ den Prozess beschleunigt habe. Durch den Wegfall der großen Feierlichkeiten – der Dekan ritt nur mit Festordner Felix Habisreutinger und Weingartens Gruppenführer Markus Göttner eine kleinere Runde über Feld und Flur – habe es mehr Zeit zur Besinnung und Besprechung solcher Grundsatzfragen gegeben. Die abgelehnte Bewerbung des Blutfreitags um das immaterielle Kulturerbe der Unesco oder aber die seit Jahren rückläufigen Reiterzahlen hätten die Entscheidung dagegen nicht beeinflusst.
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Wichtig war und ist es den Kirchengemeinderäten, welche mit großer Mehrheit bei keiner Gegenstimme und einigen Enthaltungen für die Öffnung stimmten, dass die Entscheidung bei jeder einzelnen Blutreitergruppe liegt. „Wir sind nicht diejenigen, die bestimmen, wie die Gruppen aussehen. Wir wollen aber nicht die Verhinderer, sondern die Ermöglicher sein“, sagte Schmid.
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Ein Meilenstein in der Entwicklung des neuen Stadtviertels Martinshöfe: Der Gemeinderat verabschiedete den Bebauungsplan Ende November. Gleichzeitig stimmte der Rat dem städtebaulichen Vertrag zwischen der Lindauer i+r Gruppe und der Stadt zu – eine rechtliche Voraussetzung für die Realisierung des Projekts. Der Vertrag beinhaltet auch Vereinbarungen über die Übernahme von sozialen Folgekosten, insbesondere Kosten für Kindergarten, Schulen und Quartierstreff. Das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ findet Anwendung. 20 Prozent der geplanten 500 Wohnungen fallen darunter. Beim größten städtebaulichen Projekt in der Geschichte der Welfenstadt sollen sich auf dem 3,7 Hektar großen ehemaligen Schuler-Areal auch Gewerbe und Einzelhandel niederlassen. 60Prozent der Martinshöfe sollen bis 2028 fertiggestellt sein.
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Das bedeutendste Schulprojekt in der Geschichte der Stadt Weingarten schreitet immer weiter voran. Für insgesamt 14-Millionen Euro soll am Standort Schulzentrum die neue Talschule, für knapp 40 Millionen Euro ein ganz neues Schulzentrum entstehen. Doch zunächst geht es um die Talschule, die als Clusterschule gebaut werden soll. Das gilt als pädagogisches Vorzeigeprojekt. Um dort bereits im Jahr 2024/25 die ersten Grundschüler unterrichten zu können, gibt es einen straffen Zeitplan. Umso wichtiger war, dass das Kultusministerium im Herbst die Erlaubnis gab, die alte Talschule abzureißen. Bis Mitte Januar 2021 sollen nun die Entwürfe des europaweiten, aber auf 15 Teilnehmer begrenzten Wettbewerbs vorliegen. Am 29.Januar soll dann das Preisgericht tagen und eine Entscheidung fällen. Im Schuljahr 2022/23 könnte mit dem Abriss begonnen werden.
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Zuerst waren es vier Millionen, dann sechs und nun sind es fast neun Millionen Euro, die der Umbau des Weingartener Feuerwehrhauses kosten soll. Das Projekt schaffte es damit unrühmlich in das „Schwarzbuch 2020/2021“. Dort listet der Steuerzahlerbund Fälle, in denen aus seiner Sicht Steuergeld verschwendet wurde. Grund für die enorme Kostenexplosion sind die schwierige Hanglage, zu niedrig angesetzte Nebenkosten und die Preisentwicklung auf dem Baumarkt. Der Rat hatte im Sommer Einsparungen in Höhe von 500000 Euro beschlossen. Am Ende waren es 550000 Euro. Dem gegenüber standen jedoch fehlende Budgetierungen in Höhe von 215000 Euro. Doch nun soll es keine neuen Überraschungen mehr geben, wie Experten im Gemeinderat Ende November sagten, auch wenn sie keine hundertprozentige Gewissheit geben konnten – was bei einem solchen Projekt normal sei. Am 11. Januar 2021 sollen nun endlich die Bauarbeiten beginnen.
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Die Nachricht schockierte die Region: Im März verstarb die Weingartener Unternehmerpersönlichkeit Heinrich Grieshaber. 1972 übernahm er das elterliche Transport-Unternehmen mit Hauptsitz in Weingarten. Über zahlreiche Ämter engagierte sich Grieshaber für die Baden-Württembergische Wirtschaft. Von 2008 bis 2018 war er Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben. Grieshaber engagierte sich auch im kulturellen und sozialen Bereich. Noch im Oktober 2019 war er für sein außergewöhnliches unternehmerisches, ehrenamtliches und soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Er wurde 71 Jahre alt.
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Gemeinden

Die Auswirkungen der Corona-Krise brachte kreative Ideen hervor, ließ das Toilettenpapier ausgehen und krempelte das Leben auf den Landgemeinden ordentlich um. Denn Corona war auch hier das Thema, das die Menschen, die Vereine, Unternehmen, Institutionen und die Gemeindeverwaltungen beschäftigte. Viele mussten sogar um die Existenz bangen oder tun es noch immer und das kulturelle Leben kam fast vollständig zum Erliegen. Dabei war am Anfang, als sämtliche Kleiderbasare auf den Dörfern abgesagt wurden, noch nicht absehbar, mit welcher Wucht die Pandemie auch den ländlichen Raum treffen würde.
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Als Erstes traf es die Rathäuser, die im Landkreis Ravensburg als Ortspolizeibehörden mit der Nachverfolgung der positiven Fälle beschäftigt waren. „Ich bin jetzt seit 25 Jahren Bürgermeister. In meine Zeit fielen einige schwerwiegende Ereignisse und auch Krankheiten wie SARS, die Vogel- oder Schweinegrippe, aber so etwas wie jetzt habe ich noch nicht erlebt. Wir haben aber alles im Griff“, beschrieb es Bergatreutes Bürgermeister Helmfried Schäfer. „Es ist eine Situation, in der wir nicht täglich dazulernen, sondern stündlich.“ Es ist eine Beschreibung, die wohl die meisten Bürgermeister im Landkreis unterschreiben würden. Denn sie waren und sind immer noch damit beschäftigt, die Quarantäne-Bescheide zu verfassen – eine ordentliche Aufgabe, wie das Beispiel Baienfurt zeigte. Mitte März schickte Bürgermeister Günter A. Binder mehr als 200 Schüler der 274 Schüler zählenden Achtalschule wegen eines positiven Befundes an der Schule in Quarantäne. Am Beispiel Wolfegg wurde schon zu Beginn deutlich, wie schnell sich die Pandemie ausbreiten kann. In der kleinen Allgäugemeinde waren anfangs deutlich mehr Corona-Fälle verzeichnet worden als in anderen Gemeinden.
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Wie sich herausstellte, führte die Spur nach Ischgl – genau jenen beliebten Skiurlaubsort in Tirol, der als Infektionsherd in die Corona-Geschichte eingehen sollte. Im März gab es nämlich eine Gruppe aus Wolfegg, die eine Ski-Ausfahrt nach Ischgl unternahm und das Coronavirus mit in den Kreis Ravensburg brachte. Schon vor den Kontaktbeschränkungen im Frühjahr zeigte sich, welche Auswirkungen die Pandemie haben kann. Gleich fünf Bürgermeister des Landkreises haben sich zur Vorsicht selbst in Isolation begeben, weil sie die Fasnetsferien in Südtirol verbrachten. Die italienische Provinz wurde nach ihrer Rückkehr nach Deutschland zum Risikogebiet erklärt. Es handelte sich um die Bürgermeister von Berg, Fronreute, Isny, Schlier und Wolpertswende. Die Pandemie trieb aber auch ein wenig eigenartige Blüten. Wegen des Ansturms auf Klopapier im Frühjahr war jenes in vielen Supermärkten und Drogerien nicht mehr zu bekommen, weswegen die Menschen nach Verrichtung ihrer Notdurft vermehrt zu feuchten Toilettentüchern und gar Küchenrollen griffen. Alles zum Leidwesen der Kläranlagenbetreiber. Unter anderem hat es in der Kläranlage in Wolfegg im April erste Probleme geben, weil die Pumpen im Abwassersystem verstopft waren. Deswegen haben die Bürgermeister in den Amtsblättern dazu aufgerufen, keine feuchten Toilettentücher das Klo hinunterzuspülen.

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Die Restaurants und der Einzelhandel leiden auch auf den Dörfern unter den Auswirkungen der Krise. Allerdings stellten sich viele schnell auf die Situation ein. Selbst kleine Läden organisierten einen Lieferdienst, machten Kartenzahlungen und Online-Handel möglich. Einige Unternehmen wie etwa der Naturbettenhersteller Prolana aus Waldburg oder Weba-Fahnen aus Baienfurt begannen mit der Produktion von Masken, weil der Bedarf riesig war und der Markt wie leergefegt. Das führte dazu, dass Unternehmen, die die Schutzausrüstung dringend für ihre Mitarbeiter brauchten, keine FFP-2-Masken mehr bekamen, wie ein Beispiel aus Grünkraut zeigte. Die Landgemeinden entwickelten sich während der strengen Kontaktbeschränkungen zum Ausflugsziel der Städter. Kaum waren so viele Besucher an der Blitzenreuter Seenplatte, im Pfrunger-Burgweiler Ried oder im Allgäu gesehen worden. Doch dann kehrte im Sommer ein wenig Ruhe ein, als die Infektionszahlen wieder nach unten gingen, ehe im Herbst das Bildungszentrum Bodnegg wegen einer positiv getesteten Lehrerin für die meisten Schüler geschlossen bleiben musste.
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Der Altdorfer Wald war dieses Jahr eines der großen Themen abseits von Corona. Die Frage, ob und wie man das größte zusammenhängende Waldgebiet Oberschwabens schützen soll und ob der dort geplante Kiesabbau verhindert werden muss, beschäftigt immer mehr Menschen in der Region. Es begann im Sommer 2017 mit einer kleinen Annonce im Mitteilungsblatt der Gemeinde Vogt. Eine Interessengemeinschaft wurde gegründet. Hintergrund: Die Genehmigung für die Asphaltmischanlage in Grenis bei Amtzell sollte verlängert werden, und in der Nähe des Vogter Teilorts Grund sollte ein weiterer Standort für Kiesabbau kommen. Dagegen wehrten sich Anwohner. Das Thema wurde schnell sehr emotional debattiert. Der grundlegende Konflikt: Das Kiesunternehmen „Meichle und Mohr“ will im Altdorfer Wald nahe Vogt auf einer Fläche von rund elf Hektar Kies abbauen. Kies wird vor allem zur Herstellung von Asphalt verwendet und ist ein elementarer Bau-Rohstoff. Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, der die Versorgung der Region mit Rohstoffen sicherstellen muss, möchte das betreffende Gebiet bei Vogt für Kiesabbau freigeben. Dagegen wehren sich immer mehr Bürger und inzwischen auch Politiker. Sie befürchten die Zerstörung der Landschaft und die Beeinträchtigung des Naturraums. Außerdem wehren sich Anwohner gegen noch mehr Schwerlastverkehr durch zusätzliche Kieslaster. Die Gemeinden Baienfurt und Baindt fürchten um ihr Trinkwasser, dessen Quelle rund zwei Kilometer von der angedachten Abbaustätte entfernt ist.
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Ein weiterer Streitpunkt ist der Export in die Nachbarländer Österreich und Schweiz, wo Kies deutlich teurer ist als hierzulande. Die Bürger ärgert, dass der Abbau mit dem Bedarf in der Region begründet wird und trotzdem Kies exportiert wird, weil in den Nachbarländern Kiesabbau mit Naturschutzabgaben belastet wird. Außerdem wird als Argument vorgebracht, dass im bisherigen Regionalplan ein Kiesabbau in Grund ausgeschlossen war. Ein Verein gründete sich und reichte zwei Petitionen ein: Die erste wendet sich gegen den geplanten Kiesabbau bei Grund nahe Vogt. Die zweite fordert, den gesamten Altdorfer Wald als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Der zweiten Petition hatten sich im Lauf des Jahres fast alle Anrainer-Gemeinden per Gemeinderatsbeschluss angeschlossen.
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Auch den Kreistag ereilte das Thema dieses Jahr: Landrat Harald Sievers brachte einen regionalen Grünzug ins Gespräch, um den Altdorfer Wald zu schützen. Die Grünen-Fraktion im Kreistag schlug ein Biosphärengebiet vor. Ein möglicher Schutz-Status für das Waldgebiet soll nun geprüft werden. Der Kreistag bittet außerdem den Regionalverband zu prüfen, ob der geplante Standort Grund durch Erweiterung von bereits vorhandenen Kiesabbaugebieten in der Region ersetzt werden kann.
Und noch ein Thema hat mit dem Altdorfer Wald zu tun: die beiden geplanten Windparks im Röschenwald zwischen Mochenwangen und Zollenreute sowie ein paar Kilometer weiter zwischen Bergatreute und Enzisreute. Hier laufen die Planungen, ob und wann die Windparks tatsächlich entstehen, steht noch nicht fest.

Weitere Hintergründe zum Thema Kiesabbau gibt es in einem Online-Dossier unter www.schwäbische.de/kiesabbau Auch die Serie zum Altdorfer Wald ist zusammengefasst unter www.schwäbische.de/altdorferwald
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Die Grünen sind im Jahr 2020 endgültig in Oberschwaben angekommen. Die starken Wahlergebnisse bei den zurückliegenden Wahlen haben das schon lange gezeigt, jetzt zeigte es sich im Februar ganz plakativ in der Gemeinde Horgenzell. Dort hat sich zu Jahresbeginn der erste Ortsverband in einer Landgemeinde im Landkreis Ravensburg gegründet. Wie bei der Partei üblich, stehen mit Katja Falkenburger und Timo Schneeweis auch an der Spitze des Horgenzeller Ortsverbands eine Frau und ein Mann. Um einen Ortsverband gründen zu können, müssen es insgesamt sieben Parteimitglieder sein. In der Gemeinde Horgenzell kamen die erforderlichen sieben zusammen, bei der Versammlung gesellten sich dann sogar noch spontan sechs weitere dazu, sodass es insgesamt 13 waren. Schon bei der Kommunalwahl 2019 haben es die Grünen sowohl in Horgenzell als auch in Baindt geschafft, auf Anhieb drei Sitze im Gemeinderat zu ergattern.
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Nach mehr als 43 Jahren hat Eugen Abler im August die CDU verlassen. Zwar war der Schritt nicht sonderlich überraschend, weil der Bodnegger die Partei schon lange kritisiert, dennoch sorgte er für Aufsehen in der Region, weil er als konservatives Urgestein der Christdemokraten galt und durch seine Auftritte bei den CDU-Bundesparteitagen für Aufsehen gesorgt hat. 2018 erntete er in Hamburg heftige Kritik, nachdem er eine Unterschrift unter den UN-Flüchtlingspakt als „Landesverrat“ bezeichnet hatte. „Ich kann den Kurs der Partei und das ständige Linksblinken nicht mehr mittragen. Christliche Werte spielen keine Rolle mehr“, sagt er im Gespräch mit der SZ. Vor allem zielt er dabei auf die Themen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ab, die „Ehe für Alle“ und die Einführung des Dritten Geschlechts. Außerdem kritisiert er die „Genderideologie“ und eine „Frühsexualisierung der Kinder“. Eugen Abler ist am rechten Rand der CDU zu verorten und liebäugelt mit Positionen der AfD, schloss aber zunächst einen Eintritt in die AfD aus.
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70 Tiere sind bei einem Großbrand eines Hofes im September in Baindt verendet oder mussten wegen ihrer schweren Verletzungen getötet werden. Das Feuer brach in den frühen Morgenstunden des 17. Septembers aus. 115 Einsatzkräfte waren vor Ort. Augenzeugen berichteten von einer riesigen Rauchwolke, die in Richtung Baienfurt und Weingarten zog. Auch von einem lauten Knacken und Krachen war die Rede. Im Stall befanden sich laut Polizeiangaben wohl mehr als 100 Rinder und Kälber. Nach Polizeiangaben haben die Besitzer versucht, die Tiere aus dem Stall zu treiben, was jedoch nur teilweise gelang, da Rinder, wenn sie an ihren Stall gewöhnt seien, diesen nur ungern verlassen. Menschen wurden nicht verletzt. Die Schadenshöhe schätzte die Polizei auf rund eine Million Euro.
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Vor allem im Jahr 2020 sorgte das Dauerthema Mobilfunk für Ärger. Da ist nicht die Vodafone-Posse in Wilhelmsdorf, wo sich über Monate hinweg ein Funkloch auftat und die Kunden keinen Empfang hatten. Begonnen hat das schon Ende 2019, als die Sendeanlagen auf der inzwischen abgerissenen Gotthilf-Vöhringer-Schule abgeschaltet wurden. Freuen würde das viele Mobilfunkgegner in anderen Gemeinden. Denn unter anderem sind in Wolfegg, Baindt, Schlier und in Wolpertswende Bauvorhaben über riesige, teilweise 35Meter hohe Mobilfunkmasten auf den Tagesordnungen aufgetaucht. Wo sollen sie gebaut werden. Sollen sie verhindert werden oder sind sie doch wichtig für die flächenmäßige Abdeckung und die Aufrüstung für die umstrittene 5G-Technik. In Wolpertswende hat sich sogar eine Interessengemeinschaft gegründet, die jetzt aktiv ist.
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Schock in der Region im August: Wie bekannt wurde, ist der 22-jährige Kevin Gesualdi Doll im brasilianischen Belo Horizonte getötet worden – mutmaßlich von einem Polizisten, der im selben Wohnhaus wie der Baindter lebte. Wie aus dem Obduktionsbericht hervorgeht, starb er an den Folgen von neun Messerstichen, von denen drei ins Herz gingen. Zuerst sah es so aus, als würden die brasilianischen Behörden nicht ermitteln, wie der Vater Ralf Doll der „Schwäbischen Zeitung“ berichtete. Doch dann kam Bewegung in die Sache. Sogar die Staatsanwaltschaft Ravensburg ist eingeschaltet und ermittelt wegen des Verdachts auf Totschlag. Kommt ein Bundesbürger im Ausland ums Leben, werden auch hierzulande die Strafverfolgungsbehörden aktiv. Allerdings sind die Erfolgsaussichten ungewiss. Die Eltern wollen aber alles unternehmen, um den Fall aufzuklären. Kevin Gesuladi Doll lebte schon mehrere Jahre in Brasilien und studierte zuletzt Psychologie.
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Mit der Ablehnung der Revision des Oberlandesgerichtes Stuttgart ist im Juni das Urteil gegen den Hoßkircher Bürgermeister Roland Haug rechtskräftig geworden. Wie bereits berichtet, hatte Haug im Februar 2018 im Hoßkircher Mordprozess eine uneidliche Falschaussage vor dem Landgericht Ravensburg gemacht. Somit muss Haug auch die in zweiter Instanz vom Landgericht Ravensburg verhängte Geldstrafe von 45 000 Euro zahlen. In erster Instanz war Haug vor rund einem Jahr vom Amtsgericht Ravensburg zu einer Geldstrafe von 22 500 Euro verurteilt worden – 150 Tagessätze zu jeweils 150 Euro. Im Berufungsprozess im Januar bestätigte das Landgericht Ravensburg das Urteil, verdoppelte aber das Strafmaß auf 150 Tagessätzen zu je 300 Euro – also 45 000 Euro. Daraufhin legte der Verurteilte Revision ein. Haug ist ehrenamtlicher Bürgermeister in Hoßkirch und hauptamtlicher in Ebersbach-Musbach.
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Sport

 Den Ravensburg Towerstars geht es im Frühjahr wie vielen Sportmannschaften. Die Ausbreitung des Coronavirus führt dazu, dass die Saison in der Deutschen Eishockeyliga 2 (DEL2) im März abgebrochen wird. Einen Nachfolger des Titelträgers der 2019er-Saison aus Oberschwaben gibt es damit nicht. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnt: Es wird acht Monate dauern, bis wieder ein Punktspiel stattfinden wird.
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Mit dem Saisonabbruch endet eine Spielzeit für die Towerstars, in der sie als amtierender Meister nicht nur ihren Trainer wechseln – der erfolglose Tomek Valtonen weicht im November seinem Vorgänger Rich Chernomaz –, sondern auch im Spielerkader immer wieder neue Namen auftauchen. Besonders absurd dreht sich das Personalkarussell, als kurz vor Weihnachten ohne Vorankündigung der Name eines neuen Spielers bei der Aufstellung für die anstehende Heimpartie verlesen wird, von dem keiner in der Arena vorher etwas ahnte. Dass Myles Fitzgerald – so hieß die Überraschung zum Fest – bald weiterzieht und in Bietigheim anheuert, passt perfekt in die chaotische Kaderplanung der Towerstars. Richtig eingespielt wirkt das Team eigentlich nie, was nicht sehr verwundert.
Erst zum Ende der Hauptrunde, die Play-offs vor Augen, finden sich die Towerstars und werden Sechster. Aus der danach anbrechenden zweiwöchigen Pause bis zur gegen den EHC Freiburg angesetzten Viertelfinalserie werden Monate. Denn wenige Tage vor dem ersten Play-off-Spiel beschließen Liga und Vereinsverantwortliche, die Saison 2019/20 zu beenden, ohne einen Meister zu küren. Geisterspiele lehnt die große Mehrheit der Vereine nämlich ab, weil ohne Zuschauer die wirtschaftliche Basis weggebrochen wäre.
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Im Herbst allerdings ringt sich die DEL2 dann doch zu Geisterspielen durch. Der Grund ist ein ganz einfacher: Wegen der Pandemie ist an volle Hallen immer noch nicht zu denken. Auch nicht, als der Saisonstart um zwei Monate verschoben wird. In der Vorbereitung auf die Anfang November doch noch angesetzte DEL2-Saison 2020/21 waren zwar Spiele in Ravensburg mit Zuschauern getestet worden. Doch die steigende Anzahl an Corona-Fällen machen diese zu Beginn der Punktspielrunde wieder unmöglich. Dafür greift immerhin die von der Politik beschlossene Sporthilfe. Damit können die Vereine zumindest bis zum Jahresende sicher planen. Euphorisch ist deswegen keiner, es geht schlicht ums Überleben des Vereins. „Ohne Zuschauer ist Eishockey trostlos“, sagt Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan vor dem ersten Punktspiel.
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Die Ravensburg Towerstars starten stark in die Saison 2020/21. Coach Chernomaz hat gleich vier Spieler aus der Meistermannschaft zurückgeholt – Goalie Jonas Langmann, dazu die Importstürmer Robbie Czarnik, Mathieu Pompei, Olivier Hinse – und versteht es, aus einem gut bestückten Kader eine Einheit zu formen. Das gelingt auf den Punkt, denn noch in der Vorbereitung hatte es eine Niederlage nach der anderen gehagelt. Weil die DEL erst Mitte Dezember startet, helfen sogar zwei Spieler der Nürnberg Ice Tigers aus. Besonders Goalie Niklas Treutle ist ein Ereignis, das in der Zweiten Liga selten zu bestaunen ist. Auch Verteidiger Tim Bender hilft sehr. Als sie wieder gehen müssen, weil der Saisonstart für Nürnberg näher rückt, holt Ravensburg mit Abwehrspieler Patrick Seifert einen zurück, der schon in der vergangenen Saison das Towerstars-Trikot trug. Und der Erstliga-Glanz bleibt sogar teilweise erhalten. Denn mit dem 35-jährigen Ex-Nationalspieler Kai Hospelt wechselt einer nach Oberschwaben, der bis dahin beim im Chaos versinkenden DEL-Club Krefeld Pinguine gespielt hat.
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Im fast abgelaufenen Jahr ist kaum etwas normal gewesen. Sportveranstaltungen fielen reihenweise aus. Die Saisons im Amateurhandball, in den Fußballligen von der Kreis- bis zur Oberliga, im Eishockey, im Volleyball und so weiter wurden gestoppt. Besonders bitter war 2020 für die American Footballer der Ravensburg Razorbacks. Für sie hätte das Jahr ein besonderes werden sollen – aus sportlicher Sicht. Nun war es eben nur besonders.
Erstmals in der Vereinsgeschichte hatten die Footballer des TSB Ravensburg Ende 2019 den Aufstieg in die German Football League (GFL) Süd geschafft. Sie freuten sich auf Derbys gegen die Allgäu Comets aus Kempten. Auf Duelle mit den Traditionsteams Frankfurt Universe und Munich Cowboys. Auf die ultimative Herausforderung gegen den mehrfachen deutschen Meister Schwäbisch Hall. Auf ein vollbesetztes Weingartener Lindenhofstadion mit mehr als 2000 Zuschauern.
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Stattdessen ging: nichts. Der neue – erstmals hauptamtlich aktive – Trainer Sebastian Fandert hatte seine Mannschaft zu Beginn des Jahres zusammengestellt. Doch kaum waren die ersten Trainingseinheiten – noch ohne die Importspieler aus den USA – vorbei, kam der erste Shutdown im Sport. Fandert und weitere Mitarbeiter der Razorbacks gingen in Kurzarbeit, die amerikanischen Spieler blieben gleich in ihrer Heimat. Als es darum ging, die Saison im Herbst vielleicht doch noch durchziehen zu können, sprachen sich die Ravensburger wie ein Großteil der anderen GFL-Teams dagegen aus. „Ohne Fans macht das keinen Sinn, weder sportlich noch finanziell“, sagte Fandert.
Hinter den Kulissen blieben die Razorbacks aber nicht untätig. Sie verlängerten den Vertrag mit Fandert um ein weiteres Jahr, machten ihre Hausaufgaben und konnten so einigermaßen stolz verkünden: „Wir starten 2021 in der GFL!“ Es wird laut Fandert zwar „die schwierigste Vorbereitung, die ich jemals hatte“. Aber dennoch freuen sich die Footballer jetzt schon auf den Saisonstart 2021. Sie haben schließlich mehr als ein Jahr darauf warten müssen.
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Texte
Frank Hautumm, Annette Vincenz, Bernd Adler, Oliver Linsenmaier, Markus Reppner, Philipp Richter, Lena Müssigmann, Ruth Auchter, Katrin Neef, Thorsten Kern, Michael Panzram, Corinna Konzett


Fotos
Eduard Frankovsky/ SZ Leser, Oliver Linsenmaier, Philipp Richter, Marlene Gempp, Steffi Rebhan, Maria Anna Blöchinger, Elke Obser, Rudi Multer, Corinna Konzett, Florian Wolf/ dpa, Jens Büttner/ dpa, Felix Kästle/dpa,  Sebastian Gollnow/dpa, Wolfgang Steinhuebel, Siegfried Heiß,  Stadt Weingarten, Feuerwehr Weingarten, CDU


Videos
Marcus Fey, Alexis Albrecht, Feuerwehr Ravensburg


Grafiken/ Bildbearbeitung
Alexis Albrecht


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