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Winnenden

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11. März 2009

Der 11. März 2009 - ein Mittwoch, der zunächst scheint, wie jeder andere Tag. Dann betritt der 17-jährige Tim K. gegen 9.30 Uhr die Albertville-Realschule in Winnenden. Um 9.33 Uhr geht der erste Notruf in der Polizeidienststelle ein.

Die Klasse 9c diskutiert gerade darüber, ob Killerspiele Jugendliche verändern können. Dann geht die Tür auf und Tim K. betritt den Raum. Er fängt sofort an zu schießen. Drei Schülerinnen sterben, sechs Schüler und die Lehrerin werden zum Teil schwer verletzt. Der Täter geht in den nächsten Raum, erschießt dort fünf Schülerinnen und einen Schüler. Zwei Referendarinnen wundern sich über die Geräusche und gehen die Treppe herauf. Sie laufen Tim K. in die Arme und werden aus nächster Nähe von ihm erschossen. Anschließend schießt er auf die Tür des Chemieraums, wodurch eine weitere Referendarin getötet wird.

Als der Täter die eintreffende Polizei bemerkt, verlässt er das Schulgebäude. Auf seiner Flucht bis nach Wendlingen bei Stuttgart tötet er weitere drei Menschen. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei, bei dem er leicht verletzt wird, erschießt er sich gegen 12.30 Uhr schließlich selbst. Der Amoklauf geht als einer der schlimmsten in die Geschichte ein.

 Am Ende des Tages hat der Täter 15 Menschenleben auf dem Gewissen, für die Familien geht eine Welt unter. In den letzten zehn Jahren war es vor allem für die Angehörigen nicht leicht, damit umzugehen. Der Amoklauf hat Konsequenzen, die auch jetzt, zehn Jahre später, noch deutlich sind. Und die nicht nur die Familien der Opfer betreffen, sondern auch die Polizei, die Politik, die Stadt oder die Schulen.


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Der 11. März 2009

Betroffene erzählen, wie sie den Tag des Amoklaufs in Erinnerung haben.

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Lernen, damit umzugehen

Gisela Mayer hat bei dem Amoklauf ihre Tochter verloren, die als Referendarin an der Schule gearbeitet hat. "Damals ging für mich definitiv die Welt unter", sagt sie. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen: Schon kurze Zeit nach der Tat gründet sie mit anderen betroffenen Eltern das "Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden", das später zur "Stiftung gegen Gewalt an Schulen" wird.

Und nicht nur sie setzt sich für die Zukunft ein: Die Stadt Winnenden, die Schule, die Politik, die Polizei - überall zeichnen sich Veränderungen ab.
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Lernen, damit umzugehen

In den Tagen nach dem Amoklauf stellt sich vor allem eine Frage: Wie geht man damit um? 

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Das Waffengesetz

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Tim K. geht am Morgen seiner Tat in das elterliche Schlafzimmer. Sein Vater, der Mitglied in einem Schützenverein war, verwahrte die Waffe dort im Kleiderschrank - zusammen mit reichlich Munition. 

Diese Aufbewahrung löst eine Debatte in der Öffentlichkeit aus - auch wenn der eigene Kleiderschrank schon im alten Waffengesetz nicht als Aufbewahrung zugelassen war, werden Forderungen nach einer Verschärfung laut. Auch nach dem Amoklauf in München steht das Waffenrecht wieder in der Kritik. Was besagt es eigentlich?

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Diskussion: Das Waffengesetz

Die Politik, Schützenvereine und Initiativen gegen den Waffengebrauch sind sich uneinig, was den Umgang mit Waffen angeht.

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Journalisten

"Es geht nicht darum, ob wir berichten oder nicht.
Es geht ausschließlich darum, wie wir berichten."
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Ob Lokalzeitungen, große deutsche Fernsehsender oder internationale Medien – alle berichten über die dramatischen Szenen in Winnenden. Mit Zehn-Mann-Teams und Live-Übertragungsgeräten rücken Journalisten an und halten Weinenden Mikrofone vor das Gesicht. Menschen, die selbst noch gar nicht verstehen konnten, was passiert ist, müssen plötzlich in der Öffentlichkeit Stellung nehmen.

Wie groß das Interesse auch im Ausland ist und wie stark die Belastung für Journalisten vor Ort, das zeigt unser Archivbeitrag.
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Gisela Mayer, Mutter eines Opfers

"Ich habe Menschen kennengelernt, die mir ganz neue Perspektiven eröffnet haben und die mir klargemacht haben, dass sie sich wirklich um dieses Thema bemühen. Ich habe andere kennengelernt, denen die Angelegenheit eigentlich völlig egal war. Das waren die weniger erfreulichen Begegnungen."

Sven Kubick, Schulleiter

"Natürlich gab es auch Journalisten, die unangemeldet versucht haben, ins Gebäude zu gehen oder auf den Schulhof oder einfach Schüler interviewt haben, ohne deren Eltern vorher zu befragen. Wir mussten als Schulleitung immer wieder hart durchgreifen und einfach mal ein Hausverbot aussprechen."

Hartmut Holzwarth, Oberbürgermeister in Winnenden

"Wir haben aber auch erlebt, dass es sehr viele verantwortungsvolle Journalisten gibt, die auch mit dieser Tat selbst noch einmal geprüft haben, wie sie eigentlich berichten."

Jonas Helbig, Seelsorger

"Es sind Schüler auf mich zugekommen, die gesagt haben, sie wurden von Journalisten angesprochen und würden so und so viel Geld bekommen, wenn sie genau schildern, was da passiert ist. Da habe ich gemerkt, dass da was ganz schlimm aus dem Ruder läuft."

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Die Jahre danach

Nicht nur im Waffengesetz wurden Änderungen durchgesetzt. In den Jahren nach dem Amoklauf ändert sich so einiges: Die Schule wird umgebaut, bekommt ein neues Schließsystem und ein übersichtliches Foyer. Alle drei Taträume werden ebenfalls umgestaltet - heute befinden sich ein Gedenkraum, eine Schülerwerkstatt und eine Bibliothek darin.

Eine besondere Herausforderung in den Jahren danach sei es gewesen, eine Gedenkkultur aufzubauen, die nicht nur zurück blicke, sondern auch nach vorne, sagt Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Die Stadt Winnenden stellt zu diesem Zweck ein Mahnmal im Stadtgarten auf - ein zerbrochener Ring. "Das hat vor allem die Schule entlastet, nicht selbst das Mahnmal zu sein", so Holzwarth.

"Es ist kein Ereignis, das im Kopf bleibt, sondern es sind Menschen und Begegnungen", meint Gisela Mayer, deren Tochter beim Amoklauf getötet wurde. Mit der Stiftung gegen Gewalt an Schulen will sie vor allem Prävention leisten, um so schreckliche Taten im Keim ersticken zu können.
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Die Jahre danach

Die Jahre nach dem Amoklauf sind von Veränderungen geprägt.

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Blick nach vorne

In den vergangenen zehn Jahren ist die Schülerzahl an der Albertville-Realschule in Winnenden von knapp 590 auf rund 650 Schüler gestiegen. Schulleiter Sven Kubick empfindet das als positives Signal und als Vertrauensbeweis in die pädagogische Arbeit, die die Schule leistet.

Den Traum einer Zukunft für die Schule hat Sven Kubick aber immer noch. Man könne nicht aufhören, über die Zukunft, über Präventionsarbeit, über soziale Arbeit oder über ein gemeinsames Zusammenleben an der Schule nachzudenken. „Ich glaube, das muss einfach weitergehen.“

Diese Meinung teilen auch die anderen Betroffenen.      
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Blick nach vorne

Wie sieht die Zukunft aus - was bleibt in Erinnerung?

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Jacqueline Hahn
Ibrahim Halilaj
Stefanie Tanja Kleisch
Selina Marx
Vivtorja Minasenko
Nicole Elisabetz Schill
Chantal Schill
Jana Natascha Schober
Kristina Strobel
Michaela Köhler
Nina Denise Mayer
Sabrina Schüle
Franz Josef Just
Denis Puljic
Sigurt Peter Gustav Wilk
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Impressum

Folie 2: Die Albertville-Realschule in Winnenden. Drei Minuten nach dem ersten Notruf sind die ersten Polizisten vor Ort, weitere Einsatzkräfte folgen kurz darauf.

Folie 4: In den Tagen nach der Tat legen Menschen Kerzen und Blumen vor der Schule nieder. Es herrscht Fassungslosigkeit in der ganzen Stadt.

Folie 6: In Wendlingen erschießt Tim K. zwei Menschen in einem Autohaus.

Folie 8: Die Pressekonferenz nach dem Amoklauf stößt auf internationales Interesse.

Folie 11: Ein zerbrochener Ring erinnert im Stadtgarten Winnenden an die schreckliche Tat.

Folie13: Die Schule wurde in den Jahren nach dem Amoklauf umgebaut - unter anderem entstand ein neuer Gebäudekomplex an der Straße.

Folie 15: Im Gedenkraum stehen 15 Pulte - eins für jeden Verstorbenen.

Folie 16: Die Fahnen vor der Albertville-Realschule hängen auf Halbmast, ein Meer an Kerzen und Blumen liegt davor - die Trauer nach dem Amoklauf ist groß.
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Umsetzung
Helen Belz

Videos und Grafik
Isabel Haspel, Helen Belz, David Weinert, Jacqueline Fritsch

Texte
Helen Belz, Jacqueline Fritsch

Archiv
Schwäbische Zeitung, Regio TV

Kontakt
www.schwaebische.de
Karlstraße 16
88212 Ravensburg
Telefon: 0751 / 2955 5555
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