Der Blaubeurer Meteorit - Ein SensationsfundDas hätte der Finder wohl nicht gedacht: Ein Stein, den er vor 30 Jahren in seinem Garten entdeckt hat, stellt sich Anfang 2020 als größter Meteorit Deutschlands heraus. Schwäbische.de erzählt seine 4,5 Milliarden Jahre alte Geschichte.
Der Größte seiner Art
Ein 30 Kilogramm schwerer vermeintlicher Stein entpuppt sich als echter Meteorit – der größte Steinmeteorit, der in Deutschland bisher gefunden wurde. 4,5 Milliarden Jahre ist er alt. Im Planetarium Laupheim wurde er Mitte 2020 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und ist bis Oktober 2020 in Blaubeuren in einer Ausstellung zu besichtigen.
Ein Meteorit als Gartendeko
Etwa einen halben Meter tief hat er schon gegraben, da stößt er auf einen ungewöhnlich großen Stein.
Eines macht den Mann schon damals stutzig. Der Stein ist unheimlich schwer. „Da habe ich gewusst: Ich bin ja von Blaubeuren, bei uns gibt es Kalksteine, Jurakalk und die sind vom Gewicht her ganz ganz anders“, meint Bayer. „Deswegen haben wir gesagt, wir tun den mal auf die Seite.“
Ist das ein Meteorit? Oder kann das weg?
Doch das Gefühl bleibt, dass er da etwas Besonderes im Garten liegen hat. So testet der Blaubeurer etwa aus, ob der Stein magnetisch ist, recherchiert auch im Internet.
Schließlich verstaut Bayer den Stein im Keller seines Hauses. Aus den Augen aus dem Sinn, meint er. Dort lagert der Meteorit bis Anfang 2020. Dann ruft Bayer beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an und meldet seinen Fund.
Was ein Wissenschaftler über den Stein aus Blaubeuren sagt
Als er von dem Meteorit aus Blaubeuren hört, ist er deshalb zunächst skeptisch. Er bittet den Finder, ihm ein Stück davon zu schicken. „Ich habe das Stück mit meiner speziellen Säge durchgeschnitten und war begeistert“, sagt Heinlein. Er hat ein echtes Exemplar vor sich.
Etwas Riesiges
Meteorit unterm Messer
Ein sensationeller Fund
Genau hingeschaut
Laut DLR sind die Schliffe üblicherweise 25 Mikrometer dick, also hauchdünn und lichtdurchlässig. Wenn bei der Untersuchung polarisiertes Licht eingesetzt wird, lassen sich die gesteinsbildenden Minerale nach charakteristischen Farben und Umrissen bestimmen.
Erkennbar ist auf den Abbildungen, dass Meteorit ‚Blaubeuren‘ zahlreiche auskristallisierte Schmelztröpfchen mit runden Umrissen enthält, die sogenannten Chondren.
Dieser Meteorit ist der größte
„Meteoriten zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie eine sehr hohe Dichte haben, magnetisch sind und von einer schwarzen oder braunen Kruste umgeben sind“, erklärt Meteoritenexperte Dieter Heinlein.
Die Kruste entsteht, wenn die Meteoriten äußerlich schmelzen, während sie in die Erdatmosphäre eintreten – mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde. Der Meteorit werde dann aber sehr stark abgebremst und erreiche die Erde mit etwa 250 Kilometer pro Stunde. „Durch die hohen Kräfte, die auf ihn einwirken, zerbricht er oft“, sagt der Wissenschaftler. Deshalb seien die meisten Meteoriten, die bisher gefunden wurden, sehr viel kleiner.
Bislang war der größte Steinmeteorit aus Deutschland 17,25 Kilogramm schwer. „Dieser wiegt fast doppelt so viel.“ Heinlein ist begeistert: „Das ist eine echte Sensation.“
Eine Sensation, die im Planetarium Laupheim erstmals präsentiert wurde. „Das ist schon eine Ehre für uns“, sagt Rolf Stökler, Vorstandsmitglied des Vereins Volkssternwarte Laupheim. Seit Jahrzehnten pflegt das Planetarium enge Kontakte zu Dieter Heinlein. Die Nähe zu Blaubeuren und Laupheims Bekanntheitsgrad in der Astronomie-Szene hätten deshalb schnell klargemacht, dass der Meteorit dort präsentiert wird.
Nicht der erste Meteoritenfund
Nicht der erste Meteoritenfund
Anders sieht das bei 33 weiteren Meteoriten in Deutschland aus. Ihren Fall haben Zeugen beobachtet. Die DLR nennt hier etwa den Meteorit ‚Neuschwanstein‘. Als er 2002 vom Himmel stürzte, entdeckte das das Meteoritenortungsnetz des DLR. In welchem Gebiet der Meteorit vom Himmel stürzte, wurde geometrisch rekonstruiert, drei Bruchstücke des Meteoriten gefunden.
Wie geht es jetzt weiter?
Interessierte können sich den Meteoriten in der Region selbst anschauen. Noch bis Ende Oktober 2020 ist er im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren in der Ausstellung „Besuch aus dem All“ zu bestaunen.
Was danach mit dem Meteorit passiert, muss Finder Hansjörg Bayer entscheiden. Fest steht für ihn: Der Fund soll in gute Hände kommen. Und laut dem Blaubeurer haben schon einige große deutsche Museen Interesse angemeldet.
Impressum
Texte: Helen Belz, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Fotos:
David Drenovak, DLR-Feuerkugelnetz/Dieter Heinlein, Felix Kästle/ DPA, Addi Bischoff/ Institut für Planetologie/ WWU Münster
Video und Audio:
Lisa Czichon, David Drenovak, DLR/Gabriele Heinlein
Schnitt:
Andrea Pauly, David Weinert
Verantwortlich:
Steffi Dobmeier, stv. Chefredakteurin und Leiterin digitale Inhalte
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